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Zum Film: As Tentações do Irmão Sebastião

Seine Welturaufführung erlebteAS TENTAÇÕESDO IRMÃO SEBASTIÃO (DIE VERSUCHUNGENDES BRUDERS SEBASTIAN) als einzigerlateinamerikanischer Film im diesjährigen Wettbewerb desFestivals von Fribourg. Bei der 16. Ausgabe des Festivals Cine Cearáwurde das Werk des Brasilianers José Araujo nun mehrmalsausgezeichnet, u.a. mit dem Spezialpreis und dem Preis für diebeste künstlerische Leistung. Ute Mader schreibt in „Matices“ über ASTENTAÇÕES DO IRMÃOSEBASTIÃO:

 

Der ein oder andere mag sich vielleichtan Araujos SERTÃODAS MEMÓRIAS von1997 erinnern. Diese ambitionierte Dokumentation wurde unter anderemmit dem Staudte–Preis im „Forum“ der Berlinale ausgezeichnet.Im scheinbar schlichten Schwarz–Weiß gedreht wird darin dieVielfalt eines Minimalismus als Mittel der Filmgestaltunghervorgehoben. José Araujo arbeitete bereits für FrancisFord Coppola, Percy Adlon, Gregory Nava und andere bekannteRegisseure als Toningenieur.

JoséAraujo betritt mit seinem Film ein Terrain, das sehr schwierig undmit zahlreichen Tabus belegt ist. AS TENTAÇÕESDO IRMÃO SEBASTIÃOerzählt die Geschichte der Verführung desHeiligen Sebastian. Es geht um unterdrückte sexuelle Gefühle,Missbrauch und religiöse Riten, die im Innenleben der Hauptfigurdurch viel seelisches und emotionales Leid abgearbeitet werden. Eininhaltlich, bildnerisch und dialogisch bis ins kleinste Detaildurchdachter und gestalteter, dichter Film. Die Kameratechnik vonAntonio Luiz Mendes ist meisterhaft, und auch die Schnitttechnik istäußerst kunstvoll und gekonnt eingesetzt. Die Aussagekraftder Bilder erinnert an die Renaissance-Malerei eines Caravaggio oderTintoretto. Die ästhetische Bildsprache wird jedoch durch derbeSzenen, die etwa den Verlust von Körperflüssigkeiten oderdas Grunzen des Leibhaftigen schildern, immer wieder gebrochen.

 

Den ruhig erzählten Film durchziehen immer wieder Stills, dieals dramaturgisches Stilmittel benutzt werden. Die Handlung hältinne, und es wird eine Reflexion eingeleitet, die das Gescheheneverdauen und den Zuschauer aufatmen lässt.

 

Regisseur José Araujo im„Matices“-Interview über ASTENTAÇÕES DO IRMÃOSEBASTIÃO

 

Wieso hast Du die Figur des Sebastian als Protagonisten derHandlung gewählt?

 

In Brasilien ist der Sao Sebastiao ein Bild des Candomblé,Oxóssi genannt, im Umbanda ist er eine Figur, die eineMischung aus katholischen und afrikanischen religiösen Sektenerfährt. Er ist nicht nur in diesen religiösenZusammenhängen beheimatet, sondern seine Figur wurde auch in derRenaissance mit einem bestimmten Bildprogramm in Zusammenhanggebracht. In den Mythen der Eingeborenen hat er ebenfalls seinenPlatz gefunden, denn er ist unbehaart und seine symbolische Farbe istgrün. Die Farbe Grün steht für den Wald, die Natur ansich. Er ist die Gottheit der Jäger, er steht für Kühnheit,er trägt ein Hütchen, eine Jagdtasche und Pfeil und Bogen.Er war ein Symbol der Homosexuellen in den 70er Jahren. Der HeiligeSebastian lehnt in den Darstellungen an einem Baum. Er soll unsebenfalls vor Krankheiten und Pest schützen.

 

Es entstehen in lateinamerikanischen Filmen Bilder, die, wieich meine, nur dort entstehen können; die Bilder in Europa sindaufgrund des kulturellen Hintergrunds andere...

 

Ich arbeite mit Archetypen der brasilianischen Kultur, daserfordert langsame Bilder, die einen nachdenken und einen langsamenRhythmus finden lassen, aber eigentlich gibt es keinen Ruhepunkt,denn der Prozess, der die Einstellung der Menschen zur Sexualitätändert, soll bewusst gemacht werden. Der Bruder Sebastian istPriester, er ist gläubig, fühlt sich jedoch von seinemMitbruder angezogen, Gabriel, einem Hermaphrodit. Wir haben meistensnachts gedreht, alle waren in Trance, auch der Kleine. Auch dasBrummen des Teufels ist im Trancezustand entstanden. Nach meinerAnsicht entstehen Traumata in der Kindheit, und es ist sehr schwer,mit einer Vergewaltigung fertig zu werden. Gewalt ist ein Indiz fürEinsamkeit. In Brasilien ist der Mittelschicht die kulturelleRealität des Trancezustands unbekannt. Man ist darübernatürlich schockiert.

 

Ist die Grundlage zum Film  ein Drehbuch?

 

Ja, es gab ein Drehbuch, doch es ist eher symbolisch, denn es gibteigentlich keine Dialoge, sondern das, was gesprochen wird, sind mehroder weniger innere Monologe, die wie Gebete oder Fürbittengesprochen werden.

 

Der Blick auf die Welt, Deine Vision von ihr, wie ist sie auchaußerhalb des Jahres 2030?

 

Mir geht es im eigentlichen Sinne darum, einen Weg aufzuzeigen.Der Ort, an dem die Handlung stattfindet, ist Ceará im Sertão.Die Vision der Zukunft im Jahre 2030 ist nicht besondersoptimistisch. Wir befinden uns in einer sozialen Umbruchsituation,die sich durch die Zunahme von Gewalt in der Gesellschaftauszeichnet. Der kleine Sebastian schaut immer durch das Fenster, dieÖffnung zur Welt ist eine Metapher für die Spiritualität,die man im Sertãovorfindet. Die Grundlage dafür ist wiederum ein populärerKatholizismus, der auf den Vorbildern von portugiesischenmittelalterlichen Konzepten des „conselhero Antonio“ beruht. Ichselbst war als Junge von neun bis sechzehn Jahren im Priesterseminar,allein schon deshalb interessiere ich mich für Themen wieReligion, Spiritualität und Transzendenz. Im Vordergrund stehtfür mich die experimentelle Suche nach dem Innern, es geht umden Reinigungsprozess der Persönlichkeit, um die Überwindungsexueller Traumata und damit um die Überwindung der Einsamkeit,denn es wird über diese Erfahrungen ja nicht gesprochen und daist die Suche nach der verlorenen Unschuld impliziert.

 

Das Tempo im Film ist langsam, man hat Zeit, zwischen denBilder nachzudenken...

 

Für mich war es wichtig, den langsamen Rhythmus für denFilm zu finden, damit man zum Nachdenken Zeit hat. In Wahrheit jedochgibt es keinen Ruhepunkt, der Entstehungsprozess des Films haterstaunlicherweise die Einstellung der Menschen zueinander verändert,auch in sexueller Hinsicht. Für mich war es auch wichtig, indiesem Film die kulturellen Hintergründe der Religionen deutlichzu machen, die mit der Globalisierung verloren gehen können. Umdiese Gesamtheit deutlich machen zu können, ist auch Pasoliniein Vorbild, der sich intensiv mit dem Katholizismus und seinenAuswirkungen auseinander gesetzt hat.

 

 


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