XXY, das Erstlingswerk Lucía Puenzos wurde von der "Academia de las Artes y Ciencias Cinematográficas de la Argentina" mit überwältigender Mehrheit zum offiziellen Kandidaten des Landes für den GOYA, den wichtigsten Filmpreis Spaniens, sowie für den Academy Award, den OSCAR, gekürt. Mit dieser Nominierung bekommt die 31 Jahre junge Regisseurin die Möglichkeit in die Fußstapfen Alejandro Dorias zu treten, der im vergangenen Jahr mit LAS MANOS den GOYA für den "Besten ausländischen Film spanischer Sprache" für Argentinien gewann. Auch kann sie es nun ihrem Vater -Luis Puenzo- gleichtun, der 1986 für sein Melodrama LA HISTORIA OFICIAL einen Academy Award gewann.
Die Buchstaben XXY stehen für den genetischen Code der jungen Protagonistin des Films: Alex (von Inés Efrons mit viel Sensibilität verkörpert) hat weder XX-Chromosomen wie eine normale Frau noch XY-Chromosomen wie ein Mann, sie ist eine Hermaphrodite. Sie steht zwischen den Geschlechtern: ihre Eltern (gespielt von Ricardo Darín und Valeria Bertuccelli) haben Alex als Mädchen erzogen, sie hat aber Brüste und Penis. Die nun 15-jährige muss immer öfter Hänseleien und Diskriminierungen ertragen, die sie außerhalb der Geborgenheit ihrer Familie zu erleiden hat. Ihre Eltern wollen sie schützen, wollen nur das beste für sie. Doch Alex will und muss ihre Zukunft selber entscheiden und sich in einer Gesellschaft orientieren lernen, die alles Fremde und Unbekannte ausgrenzt. Ähnlich wie Jeffrey Eugenides 2003 in seinem mit dem Pulitzer Preis ausgezeichneter Roman "Middlesex" beschäftigt sich Lucía Puenzos Film mit der Frage, ob der Mensch stärker durch seine vererbten Gene oder durch seine Erziehung geprägt wird und beschreibt sensibel den Prozess der Identitätsfindung und des Erwachsenwerden eines Teenagers, dessen Hormone sich in Aufruhr befinden.
Bei XXY handelt es sich um ein Familienprodukt. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit der familieneigenen Produktionsfirma ("Historias Cinematograficas CInemania"), die Luis Puenzo zusammen mit seinen vier Kindern betreibt. Luis Puenzo kann also als Vater und erfolgreicher Produzent doppelt stolz sein. Die Familie Puenzo ist damit großer Sieger des Abends. Bei der Wahl der "Academia de las Artesy Ciencias Cinematográficas de la Argentina" verwies XXY den langerwarteten LA SEÑAL auf den zweiten Platz. Bei diesem Krimi im Stil des Film Noir fungieren Ricardo Darín und Martín Hodara als Regisseure. Daríns Regiedebüt - das auf einem Stoff des zu früh verstorbenen Eduardo Mignogna basiert- verspricht einer der erfolgreichsten argentinischen Spielfilme der letzten Jahre zu werden. Seit seiner Premiere vor 3 Wochen wurde LA SEÑAL in Argentinien bereits von mehrals 200.000 Zuschauern gesehen.
Text: sp
Bild: La Nacion
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