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Unter der Sonne Mexikos

Das "Black-Box"-Kino im Filmmuseum Düsseldorf hat seine Mexiko-Filmreihe mit einem Klassiker beendet. Anlässlich des 110. Geburts- und 60. Todestages von Sergej M. Eisenstein wurde sein berühmtes Filmfragment QUE VIVA MÉXICO gezeigt.

Der aus dem lettischen Riga stammende Sergej M. Eisenstein (1898-1948) gilt bis heute als einer der einflussreichsten, innovativsten und wichtigsten Filmschaffenden der Filmgeschichte:  nach seinem "Meisterstück" PANZERKREUZER POTEMKIN (1925) war man sogar in Hollywood auf den Theoretiker und Regisseur aus der Sowjetunion aufmerksam geworden. Nachdem eine antikommunistische Kampagne aus konservativen Kreisen  ein von der "Paramount" finanziertes  Monumentalfilmprojekt über den kalifornischen Goldrausch (beruhend auf Blaise Cendrars Roman SUTTERS GOLD) zunichte gemachte hatte, zog es Eisenstein zusammen mit seinem langjährigen Kameramann Edouard Tissé im Jahr 1931 nach Mexiko. Finanziert aus Mitteln des "Mexican Picture Trust" des US-amerikanischen Millionärs und sozialkritischen Schriftstellers Upton Sinclair, plante Eisenstein, einen Film über die Geschichte des Landes zu drehen. Mit Unterstützung der Maler Diego Riveras und David Alfaros Siqueiros studierten sie Land und Leute im Rahmen einer mehrmonatigen Reise. Die anschließenden Dreharbeiten verliefen gut, bis Upton Sinclair seine finanzielle Unterstützung abruppt einstellte. Daraufhin wurde Eisenstein von Stalin persönlich in die Sowjetunion zurückberufen, das belichtete Filmmaterial blieb in den USA. Eine ohne die Authorisierung Eisensteins geschaffene, von Cuttern der MGM geschnittene Version von dem Film mit dem Titel QUE VIVA MÉXICO wurde 1933 in New York uraufgeführt. Eisensteins Stellungnahme, in der er die Vorführung ablehnte, gelangte nicht an die amerikanische Öffentlichkeit. Bis zu seinem Tod im Jahr 1948 hatte Eisenstein kein Zugang zu dem Filmmaterial des Filmprojektes, das ihm, wie persönliche Notizen zeigen, sehr am Herzen lag. Der Rechtestreit um QUE VIVA MÉXICO dauerte ein halbes Jahrhundert, erst vor gut 30 Jahren entstand eine von Schülern und Assistenten Eisensteins erarbeitete Fassung, die auf Notizen des Regisseurs beruhen. Trotz allem bleibt QUE VIVA MÈXICO Fragment, eine letzte Episode des Films über Kämpferinnen unter Zapata und Pancho Villa, kann nicht mehr zu Ende gedreht werden. Auch ist die in Düsseldorf gezeigte Fassung keine definitive Filmfassung.

Was uns als Eisensteins QUE VIVA MÉXICO heute vorliegt,  ist  eine eigentümliche Mischung aus Geschichtsepos, ethnologischem Dokumentarfilm und Revolutionsballade.  In einem Prolog, vier Episoden und einem Epilog fängt der Regisseur den Geist Mexikos ein und zeigt wie die treibenden Kräfte -  ursprüngliches Leben in Einklang mit der Natur, Leben und Tod, Schönheit und Korruption, Freiheit und Unterdrückung, heidnische Kultur und Christentum  - die Geschicke des Landes prägten. Der historische Bogen des filmischen Tableaus spannt sich vom präkolumbianischen bis zum modernen Mexiko. Der Prolog und die erste Episode fangen Eisensteins Faszination für die noch vorhandenen Überreste der Mayakultur in kraftvollen Bildern ein. Sie sind eine ethnographische Studie, zeigen Feste sich in Extase tanzender Indios, Beerdigungszeremonien und andere Bräuche, die heute, mehr als 75 Jahre nach der Entstehung des Films teilweise unwiederbringlich verschwunden sind. Der von den Konquistadoren ins Land gebrachte Katholizismus - sichtbar in den teilweise gefilmten, teilweise nachgestellten Karfreitagsprozessionen, Mysterienspielen und den Feiern zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe - hat die alten Riten nicht verdrängen können, sie nur überlagert, ihnen  eine kulturelle Schicht hinzugefügt.

 

Aus der Synthese aus Ethnologie und Kunstfilm entwickelt sich im Film in den folgenden Kapiteln immer mehr eine Spielfilmhandlung - sein stärkster Teil. Die meisterhaften Bildkompositionen Tissés nehmen Motive der mexikanischen Muralisten (Riveras, José Clemente Orozcos) auf und vermischen sie mit christlicher Ikonographie. Peones wehren sich gegen die überkommene Willkürsherrschaft ihrer Lehnsherren: sie lehnen sich auf töten einige ihrer Peiniger, werden gefasst, der Aufstand wird niedergeschlagen. Die Episode um die "ersten Revolutionäre" endet mit einer Pietà-Szene. Die hingerichteten Peones werden zu Märtyrern stilisiert...Im Anschluss fehlt die von Eisenstein konzepierte Episode, die das Revolutionäre Mexiko um 1910 zeigt und dabei das einfache Volk und die Soldatenfrauen in den Vordergrund stellen sollte.

Im Epilog von QUE VIVA MÈXICO filmt Eisenstein den Día de los muertos. An diesem Tag würdigen alle Einwohner ihre verstorbenen Angehörigen. Jedoch ist die Feier für europäische Verhältnisse eher ungewöhnlich, da es keine Trauerfeier ist, sondern mit karnevalistischen Mitteln gefeiert wird. Mittels des Karnevalismus, durch Verhöhnung des Todes wird dieser überwunden. Personen mit Totenmasken, Personen mit freudigen Gesichtern tanzen durch die Straßen. Diese Bilder erinnern an die Graphiken des mexikanischen Künstlers José Guadalupe Posada.

Leben und Tod - dies ist das Leitmotiv des ganzen Films: der Tod wird in den Beerdigungsritualen thematisiert, bei der Darstellung des traditionellen Stierkampfes, bei den Mysterienspielen, bei der Darstellung der religiösen Karfreitagsprozession und beim Opfertod der Peones. 

Das Leben symbolisiert das nachrevolutionäre Mexiko, das einfache Volk - zum Tode verurteilt sind die alte Beourgeoisie, der Klerus: auch nach der Demaskierung am Ende der Feiern zum Día de los muertos sind hinter den Totenmasken nur Skelette zu sehen.

 

QUE VIVA MÈXICO: in kraftvollen Bildern wird die tausendjährige mexikanische Geschichte in einem facettenreichen Bilderbogen präsentiert. In jeder Szene wird deutlich, wie beeindruckt Eisenstein von dem Gemisch aus indianischer und katholischer Kultur ist, auf welche Weise Stadt und nahezu unberührte, ursprüngliche Natur; mystisch-exstatische und barocke Rituale im modernen Mexiko im Jahre 1932 noch koexistieren, welche Gegensätze noch im Land herrschen. Dies alles ist begleitet von einer Aufbruchstimmung nach dem Sieg der mexikanischen Revolution.

 

Es ist eine der künstlerischen Tragödien der Filmgeschichte , dass Sergej M. Eisenstein sein  QUE VIVA MÉXICO nicht vollenden konnte. Dennoch gilt das Filmfragment - besonders von seiner Ikonographie aus betrachtet- immer noch als eines der einflussreichsten Dokumente der mexikanischen Cinematographie.


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