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Pino Solanas - sein erfolgreichster Film

Argentinien hat gewählt! Gestern fanden die vorgezogenen Kongresswahlen statt.  Gewonnen hat die konservative Opposition. Mit Blick auf die Kandidaten könnte man befürchten, dass Argentinien eine politische Zukunft erwartet, die an Italien unter Berlusconi anmutet. Aber das Wahlergebnis ist nicht unbedingt Zeichen eines Rechtsrucks in der Bevölkerung, sondern vielmehr Votum gegen die Politik der amtierenden Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner. Aber auch Zeichen eines generellen Misstrauens gegen die Politikerkaste Ein Profiteur der allgemeinen Unzufriedenheit ist der Filmregisseur und Politiker Fernando E. "Pino" Solanas.

Es ist wahrscheinlich nicht falsch anzunehmen, dass die politischen Erfolge von Mauricio Macri und Francisco de Narváez, zweier Millionäre und Unternehmer, die seit einigen Jahren politisch tätig sind und statt auf politische Programme auf Schlagworte wie "Sicherheit" setzten auch mit der eigentümlichen und falschen Denkweise zu tun haben: "Alle Politiker sind Lügner und Verbrecher, diese haben es aber wenigstens nicht mehr nötig, das Volk zu bestehlen, weil sie reich genug sind."

Argentinien hat konservativ gewählt, aus Enttäuschung, aus Frustration, um der aktuellen Regierung einen Denkzettel zu verpassen. Einer der wenigen Sympathie - und Hoffnungsträger für viele ist der Regisseur und Politiker Fernando Ezequiel "Pino" Solanas mit seiner Partei "Proyecto Sur". Er wird aufgrund seiner jahrzehntelangen Aktivitäten als eine der wenigen integren Repräsentanten Argentiniens anerkannt. Er selbst trat in Buenos Aires als Kandidat an und erzielte dort mit mehr als 24 Prozent der Stimmen das zweitbeste Wahlergebnis. Hier ein kleiner Überblick über das Wirken Solanas

 


 

Der 1936 in Buenos Aires geborenen  Fernando Ezequiel "Pino" Solanas gilt weltweit als Aushängeschild des argentinischen Films. Die Verknüpfung von filmischer Arbeit mit politischer Reflexion und Agitation durchzieht sein Werk wie ein roter Faden: bereits  mit seinem radikalen DebütLA HORA DE LOS HORNOS (1968) etablierte er sich als Schlüsselfigur des lateinamerikanischen Kinos und des politischen Widerstands in seiner Heimat. 1969 veröffentlichte er zusammen mit Octavio Getano ein Manifest des sogenannten "Dritte Kinos", "ein Kino der Dekolonisation". Seine Vision eines  unabhängigen, eigenständigen lateinamerikanisches Kino versucht Solanas in seinemfilmischen Epos LOS HIJOS DE FIERRO umzusetzen. Als überzeugter Anhänger der peronistischen Partei Argentiniens muss er nach dem Tode deren charismatischen Anführers, Juan Domingo Perón, nach Frankreich exilieren. Erst 1985, nach 10 Jahren durch politische Verfolgung und Exil erzwungener Pause, kann er mit TANGOS- EL EXILIO DE GARDEL wieder einen Spielfilm realisieren und feiert ein aufsehenerregendes Comeback. Das Folgewerk, SUR (1988) ist ein sowohl kommerzieller als auchkünstlerischer Triumph und erhält beim 45. InternationalenFilmfestival die Goldene Palme für die beste Regie. Genauso wie in SUR setzt sich Solanas in TANGOS mit dem dunkelsten Kapitel argentinischer Geschichte, der Zeit der letzten Militärdiktatur (1976-1983), auseinander. EL VIAJE (1992) ist sein Beitrag zur 500 Jahresfeier der Entdeckung Amerikas. Seine Mischung aus Roadmovie, surrealem Symbolismus und Satire ist die Geschichte einer (lateinamerikanischen) Identitätsfindung und handelt vom jungen Martín Núnca, der auf der Suche nach seinem Vater den südamerikanischen Kontinent von Feuerland bis nach Mexiko durchquert. Solanas übt beißende Kritik an einer korrupten Politikerkaste und spielt unverhohlen auf Argentiniens damaligen Präsidenten Carlos Saul Menem an. Nur wenig später wird Solanas -nach einem Interview, in dem er erneut Menem angreift- das Opfer eines Anschlags. Die Täter, die mehrere Kugeln in seinem Bein "als Andenken" hinterlassen, können unerkannt fliehen. Solanas geht nachdem er sich vom dem Attentat erholt hat, in die Politik. Er wird für 5 Jahre Parlamentsabgeordneter und kandidiert sogar für das Präsidentenamt. 1998 wendet er sich mit LA NUBE, einem metaphorischen Pamphlet gegen die neoliberale Politik Menems, wieder der filmischen Arbeit zu. Bis heute ist sein desillusioniertes Porträt Argentiniens der 90er Jahre aber sein bislang letzter Spielfilm. Während der sozialen Unruhen, die den Staatsbankrott Argentiniens im Dezember 2001 begleiten, greift Solanas zur Kamera und macht sich "sein eigenes Bild" von den Geschehnissen.  MEMORIA DEL SAQUEO, sein  erster Film über den -Zitat Solanas- "sozialen Genozid" des Landes, wird 2004 bei der Berlinale präsentiert, der Regisseur wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Stilistisch kehrt der Solanas wieder zu seinen Anfängen zurück, auch ideologisch ist  MEMORIA DEL SAQUEO eine Art Fortsetzung von LA HORA DE LOS HORNOS. Nach seinem "Protokoll der sozioökonomischen und politischen Entwicklungen des Landes über zwei Jahrzehnte" sprich: seiner Analyse neoliberaler Strukturen, die aus seiner Sicht zum Zusammenbruch der Wirtschaft des Landes geführt haben, widmet er sich in  LA DIGNIDAD DE LOS NADIES (2006) den von der Krise betroffenen Menschen und zeigt Formen des Widerstands: Arbeiter öffnen geschlossene Firmen in Eigeninitiative,  Arbeitslose setzen die Regierungunter Druck. Solanas zeigt die Folgen der rigorosen Privatisierung des Landes für den verarmten Mittelstand und für die Schwächsten der Gesellschaft, erkennt aber auch die Möglichkeit des Widerstands, die durch eine Ethik des Miteinanders möglich ist und ruft die Menschen dazu auf, ihre verletzten Rechte wieder einzufordern und auf ihre Würde zu beharren. Auch ARGENTINA LATENTE (2007), der im Mai erstmals auf argentinischen Filmfestivals präsentiert wurde, plädiert für die  Wiedererlangung der kollektiven Erinnerung, eine Erinnerung an die Goldenen Zeiten des Landes, das einst zu den reichsten Ländern und innovativsten Wirtschaftsnationen der Welt gehörte. Solanas möchte in ARGENTINA LATENTE an die Reichtümer und Potentiale erinnern, die im Lande "schlummern" und die es zu erwecken gilt. Im gewissen Sinne ähnelt der Film TANGOS - EL EXILIO DE GARDEL. Beides sind "poemas de amor", die Solanas Liebe zu seiner Heimat Argentinien eindrücklich zeigen.  Sein bislang letzter Film, die Dokumentation LA PRÓXIMA ESTACION (2008), handelt erneut von Missständen in Argentinien und bezieht sich auf das marode, seit den 90er Jahren kaum noch vorhandene Eisenbahn-Transportsystem. Es ist eine Chronik der neoliberalen "Plünderungen" in dem Arbeitssektor, der einst zu den wichtigsten Argentiniens gehörte, zeigt Versäumnisse der aktuellen Regierung auf und gibt Anregungen, wie mit Investitionen im Eisenbahnnetz die argentinische Wirtschaft wichtige Impulse erhalten könnte. Grade dieser Film überschneidet sich mit der politischen Arbeit Solanas, deren zentralen Forderungen, die Bekämpfung der Armut, die Verbesserung des Gesundheitssystems, Nationalisierung von Schlüsselsektoren (Gas, Öl), die Möglichkeit zur basisdemokratischen Beteiligung der Bevölkerung, der Umweltschutz, die Bekämpfung des neoliberalen Denkens und u.a. die "Rekonstruktion des Eisenbahnsystems" ist. Solanas war bereits bei der letzten Präsidentschaftswahl als Kandidat angetreten, der überraschende Triumph bei den Kongresswahlen wird ihn sicherlich zu einer erneuten Kandidatur ermutigen. Hoffentlich bleibt er uns aber auch als Cineast erhalten!


Weitere Artikel zu den einzelnen Filmen Fernando Solanas finden sich im Lexikon von kinolatino.de


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