Im Dezember 2009 ist der Architekt Oscar Niemeyer 102 Jahre alt geworden. Zu seinem 100. Geburtstag ist der brasilianische Visionär mit einem Film geehrt worden. OSCAR NIEMEYER - A VIDA É UM SOPRO wird seit dem 14.1.2010 in Deutschland in den Kinos gezeigt und ist bereits auf DVD erhältlich.
Fabiano Maciel und Produzent Sach haben 10 Jahre lang an diesem Film gearbeitet. A VIDA É UM SOPRO ist ein Porträtfilm, dessen Anliegen es ist, den Jubilar Niemeyer zu ehren und mit vielen Gesprächen, Archivmaterialien und Bildern den großen Architekten und sein Werk zu porträtieren.
Berücksichtigt wurden seine Arbeiten aus den Jahren 1937-2002, im Vordergrund steht aber sein opus summum, die Hauptstadt Brasilia, die zwischen 1956 und 1960 nach seinen Plänen im brasilianischen Hinterland entstand. Das Projekt, das heute weltweit die Kultur des Landes repräsentiert, war konzipiert als Realisierung einer Utopie, als Schmelztiegel aller Gesellschaftsschichten, "wo die Menschen frei und glücklich leben können" (Niemeyer). Der französische Schriftsteller André Malraux hatte das verwegene Projekt einmal als "Stadt, errichtet durch den Willen eines Mannes und die Hoffnung einer ganzen Nation" bezeichnet.
Viele der sozialen Utopien des überzeugten Kommunisten und Le Corbusier-Schülers Niemeyer, die mit dem Projekt Brasilia verbunden waren, konnten nicht realisiert werden. Dennoch gelangte die lateinamerikanische Architektur durch sein gigantisches "Flugzeug" im Herzen Brasiliens (Brasilia wurde in der Form eines lateinischen Kreuzes mit gekrümmten Querbalken konzipiert, so dass die Stadt aus der Vogelperspektive wie ein Flugzeug auszusehen scheint) zu Weltruhm.
Aber natürlich gibt der Film einen Überblick über das ganze, breite Spektrum Niemeyers Schaffen, das "tropischen Phantasien" (Walter Gropius) zu gleichen scheint und immer dem gleichen Credo ("Die Funktion soll immer wieder neuen und überraschenden Formen folgen und nicht umgekehrt") und den selben Inspirationsquellen (den Bergen vor Rio und den Formen von Frauenkörpern) folgt.
Zwei seiner Projekte sind noch im Bau: die "Stadt der Musik" für das argentinische Rosario und das "Centro Niemeyer" in Avilés, Spanien, ein gigantisches Kulturzentrum. Zur Einweihung in diesem Jahr plant Niemeyer, der schon zwölf Urenkel und sieben Ururenkel hat und der vor zwei Jahren seine zweite Frau heiratete, selbst nach Spanien zu reisen - wenn seine Gesundheit dies immer noch erlaube. Und davon ist im Moment auszugehen.
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