Vom 13. bis zum 20. Juni findet das 18. Internationale Filmfestival von Emden statt. Gut, es ist zwar nicht die Croisette, wie wir von der Musikgruppe "Fettes Brot" wissen, hat die norddeutsche Waterkant aber auch ihre Reize. Inzwischen ist es nur noch dem Titel nach das Filmfest Emden, denndie Stadt bildet zwar mit insgesamt fünf Abspielstätten den Mittelpunktdes Festivals, doch viele Filme werden auch in den Kinos von Aurich, Leer und Norderney gezeigt.
Außer Konkurrenz vom normalen Wettbewerbsgeschehen wird am 19. und am 20. Juni auch LA DEMOLICIÓN (Marcelo Mangone, Argentinien, 2005) gezeigt, eine Komödie über die neoliberale Arbeitswelt: Osvaldo jobbt nach Jahren der Arbeitslosigkeit bei einer Abbruchfirma und trifft an seinem neuen Einsatzort auf Beto. Der hat sich entschieden, seinen alten Arbeitsplatz, an dem er 40 Jahre gearbeitet hat, nicht im Stich zu lassen. Beto wirkt nun als Chef einer Firma, die es nicht mehr gibt und beginnt mit Osvaldo eine Diskussion über die Wirtschaftskrise und über das Für und Wider des aktiven Widerstandes gegen Fabrikschließungen. In ihrer hitzigen Diskussion bemerken die beiden zunächst gar nicht, dass sie gar nicht mehr allein auf dem Firmengelände sind...Der Film Marcelo Magnones beruht auf einem Theaterstück, dieses wiederum ist aus dem Alltag gegriffen. Als Folge der Liberalisierungs- und Privatisierungspolitik, die unter der Regierung Carlos Menems in den 90er Jahren in großem Stil durchgeführt wurde, schlossen überall in Argentinien Fabriken. Der Staatsbankrott 2001 zog dann noch mehr Leuten den Boden unter den Füßen weg. Die Arbeitslosenquote hatte einen neuen Rekordstand erreicht. Aber irgendwann fingen die Arbeiter an, sich zu wehren. Eine der Initiativen organisierter Arbeiter läuft auf dieWiederinbetriebnahme von geschlossenen Fabriken hinaus. LA DEMOLICÍON ist eine erfrischende Komödie aber auch eine ernsthafte Reflexion über den Zustand der Arbeitswelt heute, ein zwar in Argentinien verwurzelter Film, der aber auch ein Stück weit Allgemeingültigkeit besitzt.
siehe auch die Seite des Filmfestivals Emden.
Text: sp
Bild: Trigon
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