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Neu auf DVD: El Olivo

Der erfolgreichste spanischsprachige Film des vergangenen Jahres ist ab dem 3. März auf DVD und Blu-ray erhältlich. Kinolatino.de hat die Regisseurin von "El Olivo" im Sommer beim Filmfest in München interviewt. Hier ist der Artikel, der auf Basis des Gesprächs entstanden ist.

Die Euro-Krise hat die politischen Verhältnisse in Südeuropa gründlich aufgemischt. Erstmalig seit der neoliberalen Wende der europäischen Sozialdemokratie haben sich realistische Regierungsoptionen für linke Parteiprojekte ergeben. Linker Populismus hat auch im europäischen Kontext nichts mehr Anrüchiges. Ein großer Teil der Unterstützerinnen und Unterstützer von Podemos in Spanien (oder auch Syriza in Griechenland) speist sich aus den Teilen der Mittelklasse, die in den letzten Jahren einen rapiden gesellschaftlichen Abstieg erfahren mussten. Viele projizieren auf ein linkes Projekt die Hoffnung, dass es die Austeritätspolitik gewissermaßen zurückdreht und eine Rückkehr zum Lebensstandard - aber auch zu den Werten - der Vorkrisenjahre (und damit verbunden: biografische Sicherheit, Vorstellungen eines angenehmen Lebensabends, aber auch Würde und Selbstachtung) ermöglicht. Der Aufschwung der 2000er Jahre bis zur Krise war weitgehend kreditgetrieben, von neoliberalen Prinzipien geprägt und hat zu massiven gesellschaftlichen Veränderungen – bis hinein in die Familiengemeinschaft – geführt. So sieht es auf jeden Fall Icíar Bollaín, die zusammen mit ihrem Drehbuchautor und Partner Paul Laverty den Film El Olivo geschrieben und gedreht hat und damit eine Art Werbefilm für Podemos vorgelegt hat.
Paul Laverty arbeitete mehrfach mit Ken Loach zusammen, dem gefeierten Regisseur von kämpferischen Sozialdramen (und sonstigen in bester Tradition sozialdemokratischen Filmen). Sowohl Laverty als auch Loach geht immer mehr um Engagement als um Kunst, das sieht man in jedem einzelnen ihrer Werke. Loach war immer zielsicher bei der Mobilisierung des Publikums gegen den Neoliberalismus. También la lluvia, Lavertys erste Zusammenarbeit mit der Spanierin Bollaín hatte ebenfalls einige Überzeugungskraft, offenbarte aber auch Schwächen über die man aber noch hinwegsehen konnte. Auch El Olivo ist „Loach-ähnlich“, sollte ein Arthouse Crowdpleaser sein, eine Mischung aus Road-Movie, Sozialdrama, und Naturfilm, rief aber eher geteilte Reaktionen hervor. Ein Teil des Publikums war sichtlich von der bittersüßen Geschichte über spontanen politischen Aktivismus bewegt, empfand Mitgefühl, Solidarität.
Für den anderen – größeren – Teil des Publikums ist El Olivo dagegen, so muss man leider sagen, sozialromantischer Kitsch und schlichter Öko-Populismus, der Bürokratie und Industrialisierung, Rationalisierung und Globalisierung als Bedrohung darstellt, die mit den kreativen Kräften der Menschen überwunden werden soll. Grundsätzlich ist vieles, was von von Laverty und Bollaín gezeigt wird, natürlich richtig. Viele Thesen wirken allerdings etwas schlicht und schablonenhaft und greifen auf alte Vorurteile zurück. So sind die EU und natürlich Angela Merkels Deutschland die Wurzel allen Übels für die Krise in Spanien. Ironischerweise kritisiert der Film die Globalisierung an sich, ist aber selber ein Produkt der Globalisierung. In einem Interview, das im Rahmen des Münchener Filmfestivals geführt wurde, erzählte Bollaín etwa, dass die thematische Verbindung zu Deutschland auch den Produktionsbedingungen geschuldet war (die Film- und Medienstiftung NRW half bei der Finanzierung des Projektes).
Das Szenario des Films ist Reflex der spanischen Wirtschaftskrise und stellt die Schicksale exemplarisch in den Mittelpunkt, die diese Krise produziert hat. Gleichzeitig werden diejenigen angeklagt, die sich in den Jahren vor der Krise ungehemmt bereichert und aus der Solidargemeinschaft ausgeklinkt haben.
Die Protagonistin des Films heißt Alma. Sie ist verzweifelt, stur, schlitzohrig und besitzt einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Daneben empfindet und zeigt sie eine große Wut gegen alles und jeden. Genauso überschwänglich wie ihre Wut ist ihre Liebe und Zuneigung gegenüber ihrem Großvater Ramón (großartig dargestellt von Manuel Cucala)
Ramón hat sich von seiner Familie distanziert, seit diese vor Jahren gegen seinen Willen (weil sie das Geld brauchte, weil sie es satt hatte, sich ohne Ertrag den Rücken krumm zu schuften) einen 2000 Jahre alten Baum aus dem imposanten familieneigenen Olivenhain verkauft hat. Mit dem Baum wurde also gleich die ganze Familie entwurzelt.
Als Ramón seinen Lebenswillen verliert, die Demenz ihn langsam im Nebel des Alters verschwinden lässt, er nun mit niemandem mehr spricht und nicht mehr isst, beschließt sie in einer spontanen Aktion den einst verkauften Olivenbaum, den auch sie nicht vergessen konnte (und dessen Verlust letztlich für ihre zügellose Wut verantwortlich ist) nach Hause zu holen. Doch der Baum steht – ausgerechnet als Symbol für Nachhaltigkeit – eingetopft im Atrium im Hauptsitz eines multinational operierenden Großkonzerns, der sich einen grünen Anstrich gibt. Natürlich handelt es sich um eine deutsche Firma.
Alma bricht Hals über Kopf mit ihrem Onkel Alcachofa und ihrem Kumpel Rafa nach Düsseldorf auf, um den Baum vor den bösen Kapitalisten und damit gleichzeitig den Großvater zu retten. Onkel und Freund wissen nicht, dass Alma keinen Plan hat und nicht weiß, wie sie ihr Ziel überhaupt erreichen will. Alma ist impulsiv, rebellisch aber nicht dumm. Sie hat sich eine plausible Geschichte einfallen lassen, die ihre Begleiter glauben lässt, sie müssten den Baum einfach nur noch abholen. Gemeinsam entwenden sie den LKW von ihrem Chef (noch einem unsympathischen Kapitalisten) und brechen auf ins Reich des Bösen.... nach Düsseldorf. Aber irgendwann kann sie natürlich nicht mehr die Lüge aufrecht erhalten...
El Olivo hat märchenhafte Züge. Ein Märchen arbeitet mit Vereinfachungen. Viele Szenarien in Icíar Bollaíns Film wirken aber eher naiv als schlicht und damit auch unplausibel. Ein Beispiel: Freunde von Alma in ihre Dorf und Bekannte in Deutschland lassen sich von den Beweggründen für ihre planlosen Aktion überzeugen (Es folgen Gemeinplätze wie: „Das ist für ein guten Zwecke... Es geht doch um die Umwelt... irgendwie betrifft uns das doch alle... da müsste man doch was machen..“), die deutschen Bekannten gründen ganz einfach eine Facebookgruppe mit hunderten von Followern und mobilisieren innerhalb eines Tages eine gewaltige Occupy-Bewegung, die zusammen mit zahlreichen Reportern Almas Mission begleiten und international für Schlagzeilen sorgen. Beinahe erreicht Alma sogar ihr Ziel, zum Glück kommt der Film dann letztlich ohne das allzu simplifizierendes Ende aus, auf den die Handlung lange zuläuft. Alma schafft es aber dennoch, ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen, das in die Zukunft weist und für Angstschweiß bei den Kapitalisten sorgen soll und wird (Eigentlich müsste der Ton, Steine, Scherben-Song Allein machen sie dich ein im Abspann laufen).
Am Ende rettet Alma zwar weder die Welt, noch den Baum, noch ihren Großvater, aber sie sorgt für einen Neuanfang. Sie pflanzt einen Setzling und stellt die Frage: „Wo wird der Olivenbaum in 2000 Jahren sein“?
Bei der Frage handelt es sich natürlich um eine Aufforderung an den Zuschauer, zu verhindern, dass sich neoliberale Exzesse wiederholen, um so die Zukunft des alten Baums, seines jungen Ablegers und damit des ganzen Planeten zu sichern.
Wirklichkeit und Traum, das Ideal, die Realität und die Lügengebilde drum herum, um die Realität erträglicher zu machen: Darum geht es im Urtext der spanischen Literatur, in Miguel de Cervantes' Don Quijote. Am besten sollte man Alma als Don Quijote des 21. Jahrhunderts verstehen. Wenn man die Handlung von El Olivo – Der Olivenbaum an der Grenze zwischen Wirklichkeit und Traum, Realität und Hoffnung auf eine Zukunft einordnet, kann man auch die kitschigen Züge des Films akzeptieren.


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