Mit Blick auf das Kinoprogramm ruft sich der informierte Kinogänger vielleicht noch einmal die außerordentliche Verehrung und Leidenschaft in Erinnerung, die der Dichter und Nobelpreisträger Pablo Neruda in den siebziger Jahren sowohl in Lateinamerika wie in Europa genoss. Dies sollte er allerdings alles vergessen, wenn er sich dann Pablo Larraíns biographische Fantasie über NERUDA anschaut.
Ein Anti-Biopic, eine stilisierte, wilde, energetische Zeitreise in die mythologische wie politische Vergangenheit Chiles: Pablo Neruda, Dichter, Senator, Kommunist, muss 1948 in den Untergrund verschwinden, nachdem er öffentlich scharfe Kritik am amtierenden Präsidenten Gabriel González Videla geübt hat. Gemeinsam mit seiner Frau Delia begibt er sich auf die Flucht, ihnen dabei stets auf den Fersen: Gael García Bernal als Ermittler und hochgradig unzuverlässiger Erzähler des Films und der eigenen Verfolgergeschichte.
Pablo Larraín (TONY MANERO, NO!, EL CLUB) schlägt von Film zu Film (die er im Rekordtempo produziert) immer düstere Töne an. Wenn man seinen Zynismus, seinen schwarzen Humor mag, wird man NERUDA lieben.
Im Februar 2017 hat das wilde Roadmovie, das an Borges' Geschichte vom TOD UND DER KOMPASS, anmutet, seinen offiziellen Filmstart. Vorher wird NERUDA bei Kino Latino Köln gezeigt.
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