Am 17. September ist Mauricio Kagel im Alter von 76 Jahren in Köln verstorben.
2006 habe ich mich mehrere Monate in Argentinien aufgehalten. EinesTages, ich war gerade für eine Recherche in der Bibliothek desnationalen Filminstituts, wurde ich von mehreren Filmstudentenangesprochen. Sie hätten gehört, ich würde in Köln wohnen: ob ich denn genaueres über Mauricio Kagel wissen würde. Ich hatte diesenNamen ehrlich gesagt vorher noch nie gehört und wusste ihn auch nichtmit Köln in Verbindung zu bringen. Nach dieser Begegnung habe ich mirein paar Informationen angelesen und war erstaunt:
Mauricio RaúlKagel ist am Weihnachtstag 1931 in Buenos Aires als Sohn einergroßbürgerlich jüdisch-argentinischen Familie geboren. Er studierteMusiktheorie, Gesang, Dirigieren, Klavier, Cello und Orgel und lernteals Autodidakt komponieren. Ab 1955 arbeitete er für zwei Jahre an derberühmten Oper, dem Teatro Colón in Buenos Aires (und nebenbei beieiner Zeitschrift als Redakteur für Film und Fotografie), bevor er 1957mit einem Stipendium nach Deutschland reiste. Er lies sich in Kölnnieder und blieb hier für mehr als 50 Jahre. "Hier lässt sich gutarbeiten" - so sein Kommentar. Er wurde zu einem der wichtigstenVertreter zeitgenössischer Musik. 1969 wurde er zum Direktor desInstituts Neue Musik an der Rheinischen Musikschule in Köln ernanntund, als Nachfolger von Karlheinz Stockhausen, zum Leiter der KölnerKurse für Neue Musik.
Musikalischließ er sich aber dennoch keiner Richtung zuordenen. Er war eine Artgenialer postmoderner Querulant. Kagel machte sich auch alsFilmmusikkomponist einen Namen. Auch in seinem eigenen Werk war dieVerknüpfung von Bild, Musik und Text mit Performance von großerBedeutung. Ein Beispiel ist LUDWIG VAN BEETHOVEN, ein 90 minütigerKunst- und Künstlerfilm aus dem Jahr 1970 in dem er den berühmtenKomponisten nach zweihundert Jahren filmisch in dessen Heimatstadt Bonnzurückkehren lässt. Insgesamt ergänzen mehr als 20 Filme und zahlreicheHörspiele das musikalische Oeuvre Mauricio Kagels.
Ichbin noch zwei Mal auf Mauricio Kagel gestoßen. Anlässlich seines 75.Geburtstags gastierte er erstmals seit 30 Jahren in seiner Heimat, inBuenos Aires und wurde im Teatro Colón geehrt. 2008 wurde sein FilmSUR- SÜDEN, auf dem BAFICI, auf dem Internationalen Filmfestival desUnabhängigen Films in Buenos Aires gezeigt.
Vor wenigen Tagen ist Mauricio Kagel nun in seiner Wahlheimat Köln verstorben. Ein großer Verlust.
Text: sp
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