Anlässlich einer Ausstellung ("Atlas") mit Texten von Jorge LuisBorges und Fotos seiner Witwe María Kodama im Berliner "InstitutoCervantes" wird auch der Film INVASIÓN gezeigt, zu dem die beidengroßen argentinischen Literaten Jorge Luis Borges und sein kongenialerWeggefährte Adolfo Bioy Casares das Drehbuch schrieben.
"Esist zweifelhaft, ob das Kino hierzu ausreicht; doch wenn die Welt zueinem schlechten Film geworden ist, an den wir nicht mehr glauben, kanndann nicht ein wahres Kino dazu beitragen, uns Gründe dafür zu liefern,an die Welt und die ohnmächtig gewordenen Körper zu glauben?" (GillesDeleuze)
INVASIÓNist der Kino-Entwurf zum labyrinthisch-literarischen Universum vonJorge Luis Borges. Der Film wurde in den politisch unruhigenZeiten Ende der 60er Jahre gedreht. Regisseur Hugo Santiago nimmt diebürgerkriegsartigen Zustände in Argentinien Anfang der 70er vorweg,INVASIÓN ist quasi eine Vorahnung auf die "lange Nacht Argentiniens",die Militärjunta General Videlas und dessen Nachfolger: Man hörtStiefschritte und Schüsse in den Straßen hallen, ein Angriff auf dieStadt (sie heißt hier Aquilea, ist aber unverkennbar Buenos Aires)steht bevor; Untergrundkämpfer bereiten sich auf ihren Tod vor, dennder Feind, den sie bekämpfen wollen, ist übermächtig; der Kampfbeginnt, aber die Schlacht ist endlos. Angst, Mut, Entschlossenheitsind allgegenwärtig. Der Film erzählt elliptisch die Geschichte einerumgekehrten Ilias (so Bioy Casares). INVASIÓN, das sind wunderbareBilder, eine mystisch-borgesianische Atmosphäre, ein einzigartigesZeitdokument. Der Film wurde zu seiner Entstehungszeit, obwohl nurvon wenigen Menschen gesehen, von der herrschenden Militärregierung alsBedrohung angesehen. Die meisten Negative des Films wurden in einerOperation von einer anderen Militärregierung 1978 vernichtet. LangeZeit glaubte man, von dem Film seien letztlich nur schlechte VHS Kopieerhalten geblieben. Glücklicherweise war dem nicht so.
INVASIÓNwird als Kooperation zwischen dem Instituto Cervantes zusammen mit demIbero-Amerikanischen Institut (Simón-Bolívar-Saal) am 6.3. um 19h inBerlin gezeigt.
Die Einführung hält der deutsche Schauspieler, Schriftsteller und Borges-Experte Hanns Zischler
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