Im Rahmen der 20. Internationalen Stummfilmtage von Bonn wurde gestern in unvergleichlichem Ambiente der mexikanische Film EL PUÑO DEL HIERRO gezeigt.
Nach der Premiere der restaurierten Fassung von Victor Sjöströms DAS KLOSTER VON SENDOMIR (Schweden 1919) wurde am gestrigen Abend im Innenhof der Bonner Universität Gabriel García Morenos EL PUÑO DEL HIERRO aus dem Jahr 1927 präsentiert, der erste mexikanische Film in zwanzig Ausgaben des Bonner Stummfilmfestivals. Der Bruch hätte nicht größer sein können. Sjöstströms Film ist eine, auf einer Novelle von Franz Grillparzer basierenden, düstere, im Mittelalter angesiedelten Tragödie um Schuld und Sühne, DIE EISERNE FAUST ein Abenteurfilm, der mit einem Wort beschrieben werden kann: Bizarr!
EL PUÑO DEL HIERRO ist eine Art FEAR AND LOATHING IN VERACRUZ. Ein Abenteuerfilm, der sich in vielen unvermittelt beginnenden Handlungssträngen verliert und sich schließlich als Drogendelirium entpuppt. Surreale Elemente (Doppelbelichtungen, die die subjektive Sichtweise eines Drogenkonsumenten nachahmen sollen) wechseln sich mit pseudodokumentarischen ab (drastische Darstellungen, die vor Drogenkonsum abschrecken sollen und an Luis Buñuels LAS HURDES - TIERRA SIN PAN anmuten) und werden schließlich von Handlungssträngen abgelöst, die Elemente der Kolportage, des Action-, des Kriminal- und Detektivfilms beinhalten. Sozialkritik und Humor werden auf ebenso abenteuerliche Weise miteinander kombiniert. Die Filmoteca von Mexiko hat den Film bis auf einige fehlende Szenen rekonstruiert - was bei der wüsten Geschichte auch nicht mehr weiter auffällt - und die Zwischentitel mit Erklärtiteln ersetzt.
EL PUÑO DEL HIERRO ist ein ungewöhnliches aber sehr lohnenswertes Seherlebnis gewesen, veredelt durch die Musikbegleitung von Deborah Silberer, einer in Bukarest geborenen deutschen Pianistin, die immer wieder lateinamerikanische Stummfilme musikalisch begleitet.
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