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Im Kino: LA TETA ASUSTADA

Der diesjährige "Berlinale"-Gewinnerfilm LA TETA ASUSTADA läuft seit einigen Tagen im Kino: unter dem poetischen Verleihtitel EINE PERLE EWIGKEIT.

Im Glauben der quechuasprachigen Landbevölkerung Perus übertragen die Mütter erfahrenes Leid wie eine Krankheit über die Muttermilch an ihre Kinder. Die  indigene Bevölkerungsschicht  des Andenhochlandes musste seit Jahrhunderten viel Leid erfahren; in den vergangenen Dekaden durch den Terror des "Sendero luminoso", der maoistischen Bewegung "Der leuchtende Pfad" und durch den Gegenterror des peruanischen Militärs unter der zwielichtigen Regierung Fujimoris. Viele Bauern des Berglandes flüchteten vor den bürgerkriegsartigen Zuständen in die Metropole Lima. Doch auch dort endet die Diskriminierung nicht.

Dies ist die Ausgangssituation von LA TETA ASUSTADA (EINE PERLE EWIGKEIT), der auf diese Ereignisse nicht mehr in Rückbleden rekurriert. Der Terror ist in der Auffassung von Claudia Llosa nicht darstellbar. Wir erfahren nur die Folgen:

Faustas Mutter wurde vergewaltigt und gedemütigt, über die Untaten schweigt sie nicht, sondern gibt die Erfahrung des Schmerzes, das Trauma in mantrahaft vorgetragenen Liedern an ihre Tochter weiter. La teta asustada ist keine tatsächliche, mystische Krankheit, sondern eher eine soziologische. Als ihre Mutter plötzlich stirbt, ist die in ihrer Angst gefangene, unselbständige Fausta gezwungen, plötzlich ein eigenes Leben zu führen. Sie nimmt in Lima eine Stelle als Hausmädchen einer exzentrischen Pianistin an, um die Beerdigung der Mutter bezahlen zu können. Die Pianistin befindet sich in einer Schaffenskrise und erhofft von Faustas Gesängen, mit denen die durch ihre ganze emotionale Last fragile junge Frau ihre Angst in den Griff zu bekommen versucht, Inspiration. Sie bietet Fausta einen Tauschhandel an: für jedes Lied, das Fausta ihr beibringt, bekommt sie eine Perle.Als Fausta zu ihrer Chefin, die zu der kreolischen Elite des Landes gehört, etwas vertrauen fasst, wird sie - ein Hinweis an die Kolonialgeschichte Lateinamerikas - prompt betrogen. Aber gerade durch dieses Unrecht, gelingt es Fausta all ihren Mut zusammenzunehmen und ihr Recht einzufordern. Langsam erblüht etwas Leben in ihr.

LA TETA ASUSTADA wird der Einfachheit halber als magisch-realistisch bezeichnet. Mit den Romanen Isabel Allendes oder Gabriel García Márquez hat Llosas zweiter Film nach MADEINUSA aber nur wenig gemeinsam. Doch ohne Symbolismus kommt LA TETA ASUSTADA nicht aus. Faustas Leiden ist das Leid eines ganzes Volkes Die tote Mutter ist den ganzen Film über quasi als unverarbeitete Vergangenheit präsent. Fausta schützt sich mit einer Kartoffel in der Vagina vor einer Vergewaltigung. Auch wenn der Terror des "Sendero luminoso" beendet ist, auch wenn Fausta und ihre Familie längst in der Stadt wohnen - das weitervererbte Trauma ist real, kein Mythos. Wie die Kartoffel in ihrem Unterleib keimt auch ihre Angst, sie meidet Fremde, hat Angst vor Berührungen.

 

Faustas Verwandte verdienen sich ihr Geld, indem sie Hochzeiten im Telenovela-Stil ausrichten. Regelmäßig werden die "nuevos barrios", die Viertel in denen vor allem die vom harten Landleben geflohene arme Landbevölkerung sich angesiedelt hat, in knallbunte Stoffe gehüllt und bei Cumbiamusik wird auf die Zukunft von Brautpaaren angestoßen. Das Leid von vielen Generationen, das durch die quetchua sprechende Bevölkerung weitergegeben wird, um nicht in Vergessenheit zu geraten, steht im Spannungsfeld mit dem oberflächlichen Stadtleben, in dem man am liebsten den harten Alltag und erst recht die Vergangenheit verdrängen will.

LA TETA ASUSTADA ist ein unbequemer Film, in seiner Anklage, in seinem Symbolismus zwar nicht subtil aber auch nicht allzu plakativ und abschreckend und keinesfalls nur pessimistisch.

LA TETA ASUSTADA ist ein rätselhafter, sensibel inszenierter Film und gerade deshalb sehenswert. 

 

Fantastisch ist die Leistung von Hauptdarstellerin Magaly Solier, die Llosa bereits für ihr Erstlingswerk MADEINUSA entdeckte, das von ihr verkörperte Leid wird durch ihr eindringliches, puristisches Spiel nahezu schon fühlbar. Ihr ikonenhaftes Gesicht wird auch in Zukunft im lateinamerikanischen Kino präsent bleiben.  

 

Mehr Informationen zum Thema gibt es hier: in dem Artikel zu John Malkovichs DER OBRIST UND DIE TÄNZERIN.


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