Im Wettbewerb in Locarno wurde einneuer Film aus Kuba präsentiert: eine ambitionierte Produktion,die sich zur Aufgabe gestellt hat, das Leben des kubanischen Sängersund Bandleaders Benny Moré auf Zelluloid zu bannen. Es folgt eine Zusammenfassung des Films und ein Interview mit Regisseur Jorge Luis Sánchez und Hauptdarsteller Renny Arozarena, beides von Ute Mader.
Jorge LuisSánchez inszenierte den Film, nachdem das Drehbuch bereits vorüber zehn Jahren fertig gestellt worden war. Die SchauspielerRenny Arozarena und Enrique Molina spielen ihre Rollen gekonnt undengagiert und hätten eigentlich den Darstellerpreis in Locarnoverdient gehabt.
Ende der 40er Jahre und bis Anfang der60er Jahre schafft es Benny Moré mit einer Jazz Bigband seineneigenen, sehr erfolgreichen Stil zu kreieren. Nach einigen Querelenmit seinem Pianisten und Arrangeur bzw. Alkohol- und Sexeskapaden ister gesundheitlich sehr gefährdet, da er sich eineLeberentzündung zugezogen hat und sein Leben vom Tode bedrohtist. Der Arzt rät ihm, nicht mehr zu trinken und er erholt sich.Doch als er eines Abends wieder zur Flasche greift, bricht er vorPublikum zusammen.
Regisseur Jorge Luis Sánchezengagierte sich in der Filmclubbewegung Cubas und drehte bereits ab1988 mehrere Dokumentarfilme, studierte Regie und Pädagogik.
Jorge Luis, warum hast du bei ElBenny die Form des Spielfilms gewählt?
Ich habe 15 Jahre Erfahrung alsProduktionsassistent gesammelt und ich habe bei diesem Projekt dieMachart als Spielfilm bewusst gewählt. Die Dokumentation kam mirals Form weniger geeignet vor, ich hätte keine fiktiven Elementeeinstricken können, um das ganze Unternehmen attraktiver zugestalten. Das Drehbuch hatte ich vor einigen Jahren mit demDramaturgen Abrahán Rodriguez geschrieben, der leider in derZwischenzeit verstorben ist. Es gibt mehrere Versionen, die im Laufder Jahre entstanden sind. Die Spielfilmvariante hat mir erlaubt,mich nicht genau an der Biographie von Benny orientieren zu müssen.Mir war wichtig, Benny in seiner Welt zu zeigen: der Mensch, der erwar und der, der er hätte sein können. Die 50er Jahre warendie Goldene Zeit des Mambos und anderer Musikrichtungen. Bennyentwarf neue Konzepte, obwohl er keine Noten lesen konnte undbereitete den Menschen viel Vergnügen. Er gab ihnen als eine ArtVolkssänger in den Zeiten der Repression einiges, bis 1959 derUmschwung kam. Er lebte bis 1963, er wollte nicht emigrieren, wieviele seiner Kollegen, er wollte einfach singen, das war seinAntrieb. Mein Konzept ist ähnlich, der Film soll die Menschenvor allem unterhalten.
Wiewar die Entstehung des Films?
Wir haben neun Wochen gedreht undzahlreiche Anstrengungen unternommen . Ich bin mit dem Resultatzufrieden und dem Film tut die internationale Vernetzung durchunserem englischen Produzenten sehr gut. Mein Herangehen ist aucheher emotional, für mich war die Klarheit der Vision wichtig,das Charisma und die Figur von Benny trugen das ihre dazu bei.Wichtig ist neben dem Material, das zur Verfügung steht,Sensibilität und Einstellung der Menschen, die sich für dasProjekt engagiert haben.
Renny,wie bist du zu der Rolle gekommen?
Ich habe über lange JahreTheatererfahrung gesammelt und unter anderem eine Rolle in ENTRECICLONES von Enrique Colina übernommen. Bei EL BENNY habe ichviel dazu gelernt. Denn einerseits war mir die Figur nichtgegenwärtig, dafür bin ich zu jung. Andererseits musste ichlernen, wie man eine Band leitet und das ist auch gar nicht soeinfach. Benny war Bauer aus einem Dorf und ich versetzte mich indiese Rolle hinein. Die Herausforderung hat mir Angst gemacht undzugleich war es eine gute Lektion.
Jorge Luís:
Das Casting waranstrengend, es dauerte sechs Monate. Ich hatte mit Gerüchten zukämpfen, da es einen Film in den 80er Jahren über Morégab, der im Giftschrank verschwand. Den Darsteller für Olimpioentdeckte ich erst bei einem aufwendigen Casting. Enrique Molinasollte mir nämlich zur Hand gehen, er erhielt dann aber selbstdie Rolle. Man muss aber auch andererseits neue Gesichter haben, wieRenny. Wenn der Film nicht gut gewesen wäre, hätte ich dasUnternehmen gleich sein lassen müssen, weil ich ansonstengelyncht würde. In Lajas, dem Dorf, aus dem Moré stammt,fand die Uraufführung des Films statt. Es hat um die 20.000Einwohner und viele Menschen kennen El Benny noch von damals. Siewürden sofort merken, wenn etwas nicht stimmig wäre. DerFilm wendet sich aber auch an die jungen Leute, sie sollten sichdiesen Film nicht nur einmal ansehen. Er ist mit acht Kopienangelaufen und in den ersten beiden Wochen hatten wir in Havanna10.000 Zuschauer.
Wersingt denn die Lieder von Benny?
Es ist natürlich nicht Benny imOriginal, sondern es gibt einen Mann in Oriente, der das gleicheTimbre der Stimme hat. Die Lieder wurden entsprechend aufgezeichnetund abgemischt. Viele Bands spielen mit, wie die Orishas und JuanFormell von den Van Van, Chucho Valdés und viele anderebekannte und renommierte Musiker aus Cuba. Sie alle trugen dazu bei,dass der Film gelingen konnte.
Text: Ute Mader
Bild: Cinemavvenire.it
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