¡Hola a todas y todos!

En el proceso de mejora de nuestro sitio web, tomamos una decisión importante para que kinolatino.de se volviera más estructurado, más rápido y menos complicado: a partir de ahora las noticias sobre el cine latinoamericano se escribirán exclusivamente en alemán.

Obviamente, eso no quiere decir que la comunicación en español se termine ahí. Seguimos con la mirada internacional. Por favor: escriban, pregunten, y ponganse en contacto con nosotros, también en castellano, o, ya que estamos, en portugués e inglés.

Saludos cordiales de la redacción.

 

 

Kinolatino.de tiene ahora también cuenta de Facebook ("kinolatino.de") y de Twitter ("@kinolatinoDe")

 


Ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann: Tango

Vor gut einem Jahrhundert kam der Tango nach Europa. Entstanden ist er wenige Jahre zuvor in zwielichtigem Millieu: irgendwo in den Randgebieten einer Metropole am Río de la Plata, in Montevideo oder in Buenos Aires. Zunächst war es der Tanz der Tagelöhner, der Gestrandeten, der "Compadritos"  und anderer rauher Gesellen. Die argentinische Oberschicht rümpfte die Nase! Die Seele des Tangos, sein stilbildendes Instrument, stammt aus Deutschland und wurde ausgerechnet von Missionaren nach Südamerika gebracht: das Bandoneón! Gespielt wurden darauf Lieder mit wenig subtilen Titeln wie "EL CHOCLO" (Der Maiskolben) oder "EL FIERAZO" (Das Schüreisen). Die Moralaposteln schrien auf: "Blasphemie!!" Aber der Tango wurde gesellschaftsfähig: "Früher war es eine orgiastische Teufelei, heute ist der Tango eine Art zu schreiten!" (J.L. Borges)


Erschaffen wurde der Tango von denen, die ihr Land verlassen hatten: in einer der zahlreichen Mietskasernen der "Arabales" einer Metropole am Río-de-la-Plata-Delta liegt sein Ursprung. Dort hausten die Tagelöhner unter erbärmlichsten Bedingungen und auf engstem Raum. Sie waren aus Spanien, Irland, Polen, Italien oder Deutschland nach Argentinien gekommen, um in der "Neuen Welt" ihr Glück zu suchen.

In den Elendsvierteln der Großstädte mischten sich die europäischen Musiktraditionen, die "Mitbringsel" der Millionen von Einwanderern, mit denen der Schwarzen, der ehemaligen Sklaven. Der Tango ist also ein Schmelztiegel, in ihm vermischten sich beispielsweise der Contredanse, die europäische Polka, die Mazurka, die Habanera, die Candombe... Der Tanz entwickelte sich zum sichtbaren Ausdruck der Sehnsucht der Neuankömmlinge nach der zurückgelassenen Heimat, ihrer erlittenen Enttäuschungen bei den Versuchen, sich in der fremden Welt zurechtzufinden, ihrer ständigen Angst, zu scheitern, aber auch der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

In seinem Ursprung war der Tango ein schmutziges Wort, ein "Bordellreptil" wie der Dichter Leopoldo Lugones ihn mit lakonischer Verachtung nannte. Er galt als anzüglich, als lüstern, wurde in den Cabarets getanzt, "la buena gente derrocha sus guarangos decires más lisonjeros" - "die braven Leute ergießen ihre freundlichsten Unflätigkeiten" auf jene, die diesen obszönen "Schlampenschwof" (Borges) tanzten. Um 1910 gelangte der Tango nach Europa, nach Paris, die Hauptstadt des "Chic". Dort setzte er sich in den Salons als Modetanz durch, wurde gebändigt, geschliffen, erzogen. Seine schnodderigen Ton legte er ab, alles aggressive, alles prahlerische (denn schon bald in seinen "Jugendjahren" war der Tango auch der Tanz der "guapos" und "compadritos", der Messerstecher, die ihre Feindseligkeit gegenüber den Obrigkeiten zum Ausdruck brachten), eine gehörige Portion Machotum behielt er trotz allem, genauso wie sein Lamento des Verlustes, seinen melancholischen Charakter. Der Tango kam wieder nach Argentinien zurück, setzte sich auch in den feineren nördlichen barrios von Buenos Aires durch, drang sogar bis in die Konzertsäle vor. Dort wurde er sinnlich und romantisch.  Die Texte beschrieben nun nicht mehr so sehr den Überlebenskampf in der Großstadt, sondern betrauerten nun häufiger vergangene oder unglückliche Lieben. Wichtigstes Aushängeschild dieser Epoche ist der schmelzend-schmalzige Carlos Gardel, der eine genauso unbestimmte Herkunft wie der Tango hat. Einer seiner berühmtesten Refrains: "El día que me quieras la rosa que engalana se vestirá de fiesta con su mejor color."

In den 1920ern feierte Gardel seine ersten großen Triumphe, in den 1930ern war er ein Weltstar, nach seinem tragischen Unfalltod 1935  eine Legende. Seine Leinwandauftritte - auch in Hollywood - machen den Tango weltberühmt (TANGO BAR, John Reinhardt, 1935). Heute ist der Tango Ausdruck von "Argentinität", Aushängeschild der argentinischen Kultur.

Die  Geschichte des Tangos, seine Anfänge als Tanz und Musik, die mangels Aufzeichnungen im Unhörbaren verschwunden sind und daher viele Leerstellen für Mythen offenlassen, sein Aufstieg, seine klassische Phase mit Protagonisten wie Osvaldo Pugliese oder Aníbal Troilo, sein Verschwinden  als Massenphänomen in der Epoche der argentinischen Militärdiktaturen und der Wiederaufstieg als runderneuerter, von Astor Piazolla mit Elementen von klassischer Musik und Jazz versehener Nuevo Tango bilden den Hintergrund für die zahlreichen Tangorevuen, welche die noch zahlreicheren "Tangueros" rund um den Globus anlocken. (In Deutschland ist beispielsweise derzeit die argentinische Produktion TANGUERA auf Tournee.) Aber auch für eine fiktive Tango-Revue, ein Spektakel von dem Carlos Saura in seinem Film TANGO erzählt:


Wir sehen Buenos Aires in der Morgendämmerung. Der Protagonist der Geschichte, Mario, sitzt am Schreibtisch. Nostalgisch erinnert er sich. Sein Leben ist eins geworden mit den Inhalten der Tangos - "Klage Bandoneon deinen grauen Tango. Vielleicht wird auch dich die Liebe verwunden. Meine Seele weint allein und traurig in dieser Nacht, in dieser dunklen, sternenlosen Nacht...Drei Dinge bleiben meiner verletzten Seele: Liebe, Kummer, Schmerz." (QUEJAS DEL BANDONEÓN): Mario war professioneller Tänzer, ein Unfall hat seine Karriere beendet. Laura, seine Partnerin, auf der Tanzfläche und im Leben hat ihn verlassen:  Seine Versuche, sie wiederzugewinnen, scheitern, darum kompensiert er seine Krise künstlerisch. Er plant eine Tangorevue.

Seine ersten Choreographieiideen gehen auf die Ursprünge des Tangos zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es bei den "Compadritos" üblich, eine von einem Kampf herrührende Narbe im Gesicht zu tragen; als in der Frühzeit des Tangos die Frauen in den Tanz mit einbezogen wurden, ging es darum, dabei die "Allmacht des Mannes" sichtbar von der untergeordneten Rolle der Frau abzuheben. Marios Choreographieeinfälle haben diesen gewalttätigen Gestus: seine Narbe ist seine verlorene Liebe, während des engumschlungenen Tanzes blitzt schließlich ein Messer auf, es kommt zum Eifersuchtsmord an Laura.

Der Mord war nur Phantasie, die Idee wird verworfen, trotzdem bleiben Tod und Gewalt in der Handlung latent präsent. Marios Pläne für das Stück werden immer konkreter, eine Protagonistin hat er in der jungen aber noch nicht ausgereiften Tänzerin Elena gefunden. Mario verliebt sich in Elena, aber Elenas abgelegter Liebhaber ist einer der Produzenten und gleichzeitig ein gefürchteter Mafiosi: Ein alternder Macho zwischen zwei Frauen, ein skrupellosen eifersüchtiger Ex-Liebhaber. Es ist klar, wohin sich die Geschichte entwickelt. Es kommt zur Katastrophe...Oder gibt es eine erneute Wendung?


TANGO ist ein sehr ästhetischer Film. Carlos Saura gilt nicht zu Unrecht als Meister des Musikfilms. Der Spanier versammelte die herausragendsten Komponisten und Instrumentalisten Argentiniens für die Produktion- auch Horacio A. Salgán und Lalo Schifrin. Der überaus virtuose Vittorio Storaro (Kamera und Licht) stellt die Sinnlichkeit, die Leidenschaft, die vibrierende Atmosphäre, die innige Hingabe, die der Tango verkörpert, in den Vordergrund, visualisiert die fließenden Bewegungen des Paares, die wie ein einziger Körper wirken, herausragend. Die raffiniert-akrobatische Choreographie ist beeindruckend, die Tänzer sind es ebenso. ABER: Es stellt sich doch ein Gefühl der Enttäuschung ein, wenn der Abspann läuft. 

Haben wir das nicht schon einmal gesehen? Richtig: In TANGO kopiert Saura seinen Flamenco-Film CARMEN (1983). Wie in CARMEN geht es um die Geschichte eines spannungsreichen künstlerischen Produktionsprozess, es verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst und Leben, aufgelöst in Licht, Farbe und Bewegung; wie in CARMEN spiegeln sich die verschiedenen fiktionalen Ebenen des Films, gibt es Metaphern für die doppelte Realität, für die verkehrte Seite der Gegenwart (Marios Biographie entspricht der Geschichte Argentiniens von der Einwanderung bis zur Diktatur 1976-1983; und auch Marios Geschichte und sowie die Tanzhandlung vermischen sich miteinander - Grenzen zwischen Phantasie und Inszenierung, zwischen künstlerischer Fiktion und Realität sind nur dünn und lösen sich auf: das Projekt, die Lieder selbst werden zum Spiegel von Marios Leben). Aber dem Film TANGO fehlt es - im Gegensatz zu CARMEN - an Erzählspannung. Beim Tanz bringt der Mann seine Partnerin dazu, in eleganten Schritten und geschmeidigen Drehungen einen Kreis um ihn zu beschreiben, bis die Schrittsequenz in einem "Gancho" (Haken) endet, bei dem die Tänzerin ihr Bein hochschnellen lässt und einen Augenblick lang seitlich am Bein des Mannes einhakt. Ein "Gancho" ist ein dramatischer Höhepunkt: und dieser fehlt dem Film, zumindest bewegt er den Zuschauer nicht. Der Film wirkt vorhersehbar (das obwohl Saura das Projekt ohne Drehbuch begonnen hatte und die Handlung bei den Dreharbeiten nach und nach sich entfalten ließ), die herausgestellte Künstlichkeit der mise-en-scène soll den Zuschauer verwirren, für Überraschungseffekte in der Handlung sorgen - das tut es aber nicht. So wird der Tango in Carlos Sauras Film bloß zu einem getanzten Klischee. Dies ist aber überaus schön anzusehen. 


 

Weitere Tanzfilme Carlos Sauras:


BODAS DE SANGRE (1981)

EL AMOR BRUJO (1986)

SEVILLANAS (1992)

FLAMENCO (1995)

IBERIA (2005)

FADOS (2007) 

 

 

 

Tango im Film - Ein Kurzüberblick:


Erster Tango im Kino: TANGO ARGENTINO (1900). Danach Dutzende Stummfilme mit Tangos. Erster Film im Ausland: LUCES DE BUENOS AIRES, 1931, mit Carlos Gardel. Der bislang letzte Tangofilm, bzw. Film über den Tango, der hier zu Lande im Kino gezeigt wurde: CAFÉ DE LOS MAESTROS von Miguel Kohan, der auf der diesjährigen "Berlinale" lief. Insgesamt zeigt die "International Movie Database" 308 Filme zu dem Stichwort "Tango" an.


Es tanzten Tango im Film: u.a. Rodolfo Valentino (1921/22), Fred Astaire/Ginger Rogers (1933), Fred Astaire/Rita Hayworth (1941),  Marlon Brando/Maria Schneider (1972), Richard Gere (THE COTTON CLUB, 1984), Catherine Deneuve (INDOCHINE, 1992), Al Pacino/Gabriella Anwar (SCENT OF A WOMAN, 1992), Arnold Schwarzenegger/TIa Carrere (TRUE LIES, 1994) 

 


[Zurück]

  gefördert von:
klfslogo_sw_mit_schrift