Als dritter Titel derkinolatino.de-DVD-Edition ist nunJUNTA – GARAGE OLIMPO von Marco Bechis erschienen.Folgende Kritik brachte der Kölner Stadtanzeiger zum Kinostart(auch im kinolatino.de-Magazin Nr.1 abgedruckt):
Das finstere Herz derDiktatur
Von Frank Olbert
Von außen betrachtet scheint dieGarage Olimpo in der Tat nicht mehr zu sein als eine schäbigeAutowerkstatt. Was sich aber hinter den Türen diesesBacksteingebäudes abspielt, führt geradewegs in dieAbgründe der einstigen Militärdiktatur in Argentinienhinab: In den Gewölben der Garage hat das Regime seine Gegnerweggesperrt. Hier werden Geständnisse erpresst, hier werdenNamen und Adressen aus den Inhaftierten herausgeprügelt, hierwird systematisch gefoltert. Und hier beginnt am Ende der Torturenfür manchen Häftling eine Reise, von der er niemalswiederkehren wird.
GARAGE OLIMPO, ein Film von MarcoBechis, der unter dem Titel JUNTA nun in die deutschen Kinos kommt,schaut in dieses finstere Herz der Diktatur hinein. Es ist ein Blick,der dem Zuschauer einiges abverlangt – weniger was die Brutalitätder Folterszenen betrifft, die Bechis zwar in gebotener Deutlichkeit,aber nie mit spekulativer Neugier an der Gewalt präsentiert. Esist vielmehr die psychologische Kraft dieses Films, die ihn zu einerluziden Studie über die Schattenseiten des Humanen, aber auch zueiner urgewaltigen Abrechnung mit autoritären Regimes aller Artwerden lässt.
Unscheinbar wie ihr Folterhaus sind dieTypen, die dort wirken. Wer sie nicht kennt, würde sie kaum vonjenen Studenten unterscheiden können, in deren Kreisen Maria(Antonella Costa) ihre oppositionellen Ideen verbreitet. Wer dieTypen nicht kennt, würde sie glatt für leicht verlotterteUntermieter halten können, die ihre Verliebtheit nicht mehr ganzim Griff haben: So ergeht es Maria, die Felix am Morgen noch in ihrerherrschaftlichen Elternwohnung in einem Vorort von Buenos Airesbegegnet – und am Abend, nach ihrer Verschleppung, in der GarageOlimpo, wo er ihr Elektroschocks verabreicht.
Marias unbedingter Wille, die Qualen zuüberleben, und Felix' mit neuer Macht gepaarte Liebe zu seinemOpfer, ihr Widerstandsgeist und sein Opportunismus, all dies ergibteine so ungeheure Spannung, dass man sich wundert, wie Bechis dazunoch ein alles überbietendes, in jeder Hinsicht erschütterndesFinale liefern kann. Hinzu kommen die Bemühungen der MutterMarias, den Aufenthaltsort ihrer Tochter in Erfahrung zu bringen –eine Odyssee in den Herrschaftsapparat der Diktatur, die auf ihreWeise ebenso Folter darstellt wie die physische Pein.
Bei aller Emotion, die JUNTA aufwühlt,bei aller Empörung, welche dieser Film auslöst – nie wirder in irgendeiner Weise sentimental. Bechis' konsequenter Realismussorgt dafür, dass seine Szenen aus der GARAGE OLIMPO nahezudokumentarischen, die Situation genau sezierenden Charakter annehmen:ein großes, niederschmetterndes Drama, das sich in einerbeklemmenden, schmutzigen, durch und durch korrupten Welt abspielt.
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