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Die Kritiker und das Kino Latino

Das 20. Jahrhundert stand im Zeichen des bewegten Bildes. Das Massenmedium Film war wahrscheinlich die beherrschende Kunst des vergangenen Jahrhunderts und wird vermutlich auch das 21. Jahrhundert dominieren. Wie viele Filmeseit der Etablierung des Kinos als eigenständige Kunstform vorüber 100 Jahren entstanden sind, läßt sich nur hochrechnen. Kann man ausden Filmen deren Anzahl aber in die hunderttausende geht auch noch so etwas wie eine Liste der besten Film aller Zeiten herausdestillieren? Dieser Versuch wurde des öfteren schon gewagt, aber nach welchen Kriterien soll eine solche Liste erstellt werden? Die eine Hitliste orientiert sich zu sehr am Massengeschmack, andere wirken auf Nicht-Cineasten elitär und können von nur wenigen nachvollzogen werden. Konsequent war es deshalb vom Film- und Literaturkritiker Hellmuth Karasek, ein Buch zu publizieren, das sich selbst nicht als Kanon, sondern als seine persönliche Filmgeschichte, als Buch seiner Lieblingsfilme versteht. Ebenso gibt die Redaktion der Filmzeitschrift „Steady Cam“ gar nicht erst vor, mit ihrer eigenen Umfrage objektiv zu sein: Zum dritten Mal in den über zwanzig Jahren, seitdem es das Magazin gibt, wurden Kritiker, Regisseure, Autoren und andere Enthusiasten eingeladen, ihre 30 Lieblingsfilme zu nennen. Insgesamt 174 aficionados wirkten bei dem Vorhaben mit, es entstand schließlich eine Liste, die stolze 2127 Filme aus der Zeit von 1905 bis 2006 umfasst. 

Die Ergebnisse der Auswahl sind überraschend und hebt sich deutlich von anderen Kanones ab. Landen in den, nennen wir sie einmal -ohne zu werten und ohne eine Aussage über die Qualität der so gekürten Filme zu machen- „populistischen“ Rankings Filme wie TITANIC oder SCHINDLERS LISTE auf den ersten Plätzen, und auf den nach nach „akademischen“ oder andersweitigen Kriterien gestalteten Listenregelmäßig CITIZEN KANE, PANZERKREUZER POTEMKIN, oder LA RÈGLE DU JEU (von Jean Renoir), so wählten die von "Steady Cam" befragten Cineasten Alfred Hitchcocks VERTIGO aus dem Jahr 1958 zu ihrem Lieblingsfilm. (1985 war es LE SAMOURAI von Jean-Pierre Melville, zehn Jahre später war es John Fords THE SEARCHERS). Blockbuster  der letzten Dekade schnitten bei der Umfrage, was zu erwarten war, eher mäßig ab. Lieblingsregisseure der Befragten sind - was auch keine Überraschung ist-  Alfred Hitchcock und  Martin Scorsese.  Hier, wie auch in anderen Listen, Umfragen und Kanones, dominieren die US-amerikanischen Produktionen. Der Anteil des Cine Latinos ist eher marginal. Unter den 5220 Filmen, die genannt hätten werden können, unter den 2127 Filmen die letztendlich genannt wurden, befinden sich nur etwas mehr als zwei Dutzend Filme mit etwas mehr als drei Dutzend Stimmen an denen lateinamerikanische Filmschaffende beteiligt sind. Zum Vergleich: US-Filme erhielten insgesamt mehr als 3000 Nennungen, Produktionen aus Italien und Frankreich zusammen die Hälfte davon. Filme aus ganz Süd- und Mittelamerika kommen aufgenauso viele Stimmen, wie Filme aus dem kleinen Dänemark. Aber trotzdem sind die Übergänge noch fließend und es ließe sich streiten: ist etwa QUE VIVA MEXICO, ein Werk, das die Filmästhetik des mexikanischen Kinosjahrzehnte lang maßgeblich mitbestimmt hat, aber vom sowjetischenRegisseur Sergej Eisenstein stammt, ein Latino-Film? Wie sieht es mit Roman Polanskis DEATH AND THE MAIDEN aus, eine französische Produktion von einem polnischen Regisseur mit einem britischen (Sir Ben Kingsley) und einer US-amerikanischen Schauspielerin (Sigourney Weaver) in den Hauptrollen, dessen Drehbuch von dem Argentinier Ariel Dorfman geschrieben wurde und die in Lateinamerika gedreht wurde? Wie viel"Latino- Anteil" liegt in dieser Produktion? Dieser Diskurs ließe sich noch auf andere Filme übertragen...Der am häufigsten genannte Regisseur unter den „Latinos“ ist der gebürtige Spanier und Exil-Mexikaner Luis Buñuel.Von seinen in Mexiko entstandenen Filmen sind gleich neun Filme auf die Liste gelangt. Fast erwartungsgemäß wurden neben den „Klassikern“zu denen neben Buñuel auch Glauber Rocha, Raoul Ruiz, Alejandro Jodorowsky und Marcel Camus mit seinem Film ORFEU NEGRO zählen, auch für aktuell hochgehandelte Vertreter des lateinamerikanischen Kinos Stimmen abgegeben. In Relation zu seinem bisherigen Oeuvre erhielt Alejandro González Iñárritu die meisten Nominierungen (für 21 GRAMS; AMORESPERROS; BABEL). Fernando Meirelles CIDADE DE DEUS gehörte daneben genausozu den Lieblingsfilmen der Kritiker und Filmschaffenden, wie auch LA CIÉNAGA (Lucrecia Martel), GARAGE OLIMPO (JUNTA, Marco Bechis), ABRAZO PARTIDO (Daniel Burman) oder LA LIBERTAD von Lisandro Alonso).Daneben finden sich auch noch so obskure Werke wie die Horrorstreifen SNUFF (Michael und Roberta Findlay, Argentinien/USA1976) und CANNIBALHOLOCAUST (Ruggero Deodato, Italien/Kolumbien, 1980). Aber auch diese Filme liegen voll im Spektrum, die in der Befragung genannten Filme umfassen sämtliche Genres und die ganze Bandbreite von High-, Low -bis Partyculture, von  00 SCHNEIDER von Helge Schneider bis Antonionis ZABRISKIPOINT. Dass das lateinamerikanische Länder wie Argentinien, Kuba, Brasilien und Mexiko mit ihren mittleren bis relativ großen Filmindustrie unterrepräsentiert sind, hat verschiedene Gründe, liegt aber nicht in der Qualität der Filme begründet. Im Gegenteil: es gibt eine große und lange Filmtradition mit zahlreichenfilmischen Meisterwerken, auch aktuell ist durch die riesige Anzahl vonFilmstudenten (fast 12.000 allein in Argentinien)  das kreatives Output unglaublich groß, viele "Film-Perlen" sind darunter. Das größte Problem  ist vermutlich die Verfügbarkeit: Selbst in Lateinamerika sind ausgesprochene Klassiker wie Mario Peixotos LIMITE, FernandoSolanas LA HORA DE LOS HORNOS,  Luis Buñuels mexikanische Filme oder Glauber Rochas BARREVENTO außerhalb ihrer Herkunfstländer, teilweise auch in ihren Herkunftsländern nicht oder nur schwer erhältlich. Von Deutschland ganz zu schweigen. Die Filme erreichen die Cineasten gar nicht. Aktuelle lateinamerikanische Produktionen werden von den Kritikern zwar hoch gelobt, mexikanische, brasilianische, chilenische oder argentinische Filme gewinnen reihenweise Filmpreise, bislang ist deren Präsenz  in deutschen Kinos und Videotheken aber weiterhin gering. Erst wenn der vielbeschriebene Boom lateinamerikanischen Kinos nicht mehr nur Filmfestivalphänomen ist, die lateinamerikanische Filmkultur und -tradition ein wenig mehr festverankerte Präsenz (vielleicht auch Akzeptanz) gefunden haben, kann die nächste Umfrage  von "Steady Cam" in zehn Jahren  anders aussehen und das lateinamerikanische Kino kann einen angemessenen Platzin diesem spannenden und interessanten Projekt erhalten. 

 

 

Text: Sven Pötting + Steady Cam Bild: Steady Cam (Cover der aktuellen Ausgabe) 


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