Der Spanier Juan Antonio Bayona lieferte mit dem hochspannenden und überaus dicht inszenierten Suspense-Thriller EL ORFANATO sein Kinodebüt. Der 33-jährige katalanische Nachwuchsregisseur konnte zahlreiche Filmpreise - wie etwa den GOYA - entgegennehmen und war sogar für den OSCAR nominiert. Einen nicht unwesentlichen Beitrag zum großen Erfolg dieses Spielfilm-Erstlingswerks lieferte als Produzent der mexikanische Mystery-Spezialist Guillermo del Toro. Dass dem Debütanten ein so renommierter und namenhafter Mentor zur Seite stand, ist kein Zufall, denn Bayona ist Teil einer "Gang", die derzeit das lateinamerikanische Kino entscheidend prägt.
Bayona hatte Guillermo del Toro bereits vor 15 Jahren auf dem "Sitges Film Festival" kennengelernt. Der damals erst 17-jährige Katalane gab sich als Journalist aus, um sein Idol ansprechen zu können. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft, der Kontakt zwischen den beiden riss auch über die Jahre nicht ab, in denen Bayona Musikvideos, Werbespots und Kurzfilme drehte. Als er das Drehbuch von EL ORFANATO bei sich im Briefkasten fand, beschloss del Toro, den Film seines jungen Freundes nicht nur zu produzieren, sondern auch mit seinem Namen zu präsentieren: ein enormer Werbeeffekt für den Regiedebütanten, der damit kaum noch Probleme hatte, Verleiher zu finden. Ein Versprechen hat der Mentor seinem Protegé abgenommen: Irgendwann solle Bayona den Stab weitergeben und auch einem Debütanten helfen. Del Toro wurde bei seiner ersten großen Produktion EL ESPINAZO DEL DIABOLO (2001) von keinem geringerem als Pedro Almodóvar gefördert. Der 44-jährige Mexikaner definiert die Rolle des Produzenten folgendermaßen: es solle jemand sein, dem der Regisseur vertrauen könne, eine Mischung aus Bodyguard, Schutzengel und Buddy. Von solchen "Buddies", die gleichzeitig auch noch gute Freunde sind, hat del Toro gleich ein paar; mit ihnen - mit Carlos und Alfonso Cuarón, Alejandro González Iñárritu und Rodrigo García - ist er eine Produktionspartnerschaft eingegangen, die unter dem Namen "Cha Cha Cha" firmiert. Im letzten Mai konnten die fünf Freunde namenhafte und finanzkräftige Produktionspartner hinzugewinnen: Universal Pictures und Focus Features International. Jeder von ihnen wird im Rahmen eines Vertrags mit den beiden großen Studios einen Film drehen - ob auf spanisch oder auf englisch ist ihnen überlassen- die anderen unterstützen den jeweiligen Regisseur. Beendet sind die Dreharbeiten am ersten Film, Carlos Cuaróns RUDO Y CURSI. Del Toros Beitrag am "Fünferpack" soll AN HONEST MAN heissen, wann die Dreharbeiten beginnen werden, steht aber noch nicht fest. Andere Projekte - so etwa DER KLEINE HOBBIT - haben für ihn erst einmal Priorität. Die spanisch-lateinamerikanische Connection geht aber noch über "Cha Cha Cha" hinaus. Del Toro: "Alfonso, Alejandro und ich sind seit Urzeiten Freunde. Jeder von uns hat seine Verbindungen, die unserer Produktionsfirma "Tequila Gang" zu Gute kommen... Wir kennen 85 Prozent der Regisseure in Spanien und Südamerika." Juan Antonio Bayona wird nicht der Letzte sein, dem diesen guten Verbindungen von Nutzen sein werden und dem der Start ins harte Filmgeschäft durch ein paar Freunde erleichtert werden wird.
Text: sp + Blickpunkt: Film
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