Der Regisseur des Spielfilms DER PUPPENSPIELER VON HAVANNA schrieb für kinolatino.de einen Erfahrungsbericht über die Dreharbeiten auf Kuba. Hier ist der zweite Teil seines Erfahrungsberichtes.
Wolf Hermsen berichtet u.a. über die Arbeit mit den Schauspielern.
"Besonders spannend fand ich die Regiearbeit mit den kubanischen Schauspielern. Ich komme ja vom Theater und habe durch meine Familie schon von Jugend an Kontakt zur Welt des Schauspiels. Es war eine große Herausforderung, mit Menschen einer anderen Kultur mit anderen Darstellungstraditionen und Ausdrucksformen einen Film zu drehen. Es gibt ja auch vieles, was ich an bestimmten Arten des lateinamerikanischen Films und vor allem am dortigen Fernsehen ablehne. Wir haben uns dann aber aufeinander zubewegt und haben jder vom anderen übernommen was gut war, und es hat am Ende ganz toll geklappt.
Inhaltlich ist bei mir die zu drehende Szene ziemlich genau geplant. Auch visuell habe ich meist schon vorher im Kopf, wie sie am Ende aussehen wird. Beim Dreh lasse ich mir aber auch gerne Ideen von den Schauspielern anbieten. Das Drehbuch bleibt jedoch immer die Vorlage, ich weiche z.B. nur sehr ungern vom Text ab. Hingegen ist die Auflösung überhaupt nicht vorbestimmt. ich drehe gerne lange Szenentiele in einem Take durch, selbst die Nahaufnahmen. Wenn man in längeren Abschnitten dreht, kommen die Schauspieler besser in Fahrt. Natürlich ist das für die Kamera schwieriger, aber da ich selbst der DP bin, habe ich eine Methode entwickelt, Bewegungen und Licht so aufeinander abzustimmen, dass ich relativ längere Sequenzen an einem Stück drehen kann.
Die, wie ich meine, recht schönen Aufnahmen sind meist unter Ausnutzung des vorhandenen Lichts entstanden also z.B. dem, was durch die Fenster kam. Ich habe dann eine Reihe kleiner Leuchten hinzugefügt. Draußen wurden Reflektoren eingesetzt. Vor dem Dreh wurde geprobt, den großen Teil des Films habe ich jedoch erst am Drehort inszeniert. Dadurch bleibt alles frisch und neu und die Schauspieler arbeiten spontan und aus dem Moment heraus. Ich lasse ihnen dabei Freiheiten und korrigiere eher das Ganze als die einzelnen Bewegungen. Die innere Einstellung ist wichtig, die Persönlichkeit und der Vorsatz der Figur. Der Zuschauer muss erkennen, was sie will. EInzelne Bewegungen oder Gesten überlasse ich den Schauspielern. Andererseits lege ich wegen der Kamera die ungefähren Bewegungen im Raum vorher fest."
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