Wolf Hermsen, der Regisseur des Spielfilms DER PUPPENSPIELER VON HAVANNA schrieb für kinolatino.de einen Erfahrungsbericht über die Dreharbeiten auf Kuba. Im letzten Teil seines Reports berichtet der Kenner des Landes auch über die aktuelle politische Situation des sozialistischen Inselstaates.
"Für die einzelnen Kubaner hat sich nach dem Wechsel des US-Präsidenten bis jetzt kaum etwas geändert. Bush eigenete sich gut, um sachliche oder durch andere Faktoren bedingte Probleme auf seine Person zu reduzieren. Wie z.B. wirtschaftliche Faktoren, den Einfluss von Lobbygruppen und so weiter. Nicht nur in Kuba und den USA, sondern auch bei uns war das bei bestimmten Fragen so.
Kuba leidet unter Zwängen. Das Land erwirtschaftet nicht genug marktfähige Güter. Es fehlen Devisen, die nötig sind, um Dienstleistungen, Produkte, Rohstoffe etc. zu bezahlen. Das sieht man z.B. am Erdöl. In diesem Jahr gab es ein Energiesparprogramm, von dem verschiedene Wirtschaftszweige wie die Tourismusindustrie negativ betroffen sind. Selbst die Aufführungen meines Films, des PUPPENSPIELERS VON HAVANNA, wurden in Mitleidenschaft gezogen. Der Film war ursprünglich für drei Vorstellungen pro Tag geplant, die dann wegen der Energiesparmaßnahmen auf zwei gekürzt wurden. Das betraf nicht nur uns, sondern alle Kinos in Havanna. An Problemen wie den Energiesorgen können weder Raúl noch Fidel Castro kurzfristig viel ändern.
Insofern ist es ziemlich gleichgültig, welcher der beiden Brüder das LAnd regiert. Diese Frage beeinflusst die größten Probleme Kubas nicht. Wie die geringe Kaufkraft des Pesos Cubano CUP (MN) im Vergleich zum Peso Convertible (CUC) und die extrem niedrigen Einkommen. Die Gründe dafür sind komplex und nicht mit ideologischen Parolen zu bekämpfen, von denen keine der verschiedenen Seiten etwas hat. Klar ist aber auch, dass der Helms-Burton-Act, eine Art Wirtschaftsblockade Kubas durch die USA die Situation der Kubaner erheblich verschlechtert. Die Aufhebung dieser Blockade wird deshalb seit Jahren von der UN gefordert."
Wir bedanken uns bei Wolf Hermsen für seinen Beitrag.
Die Redaktion von kinolatino.de
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