Orllie-Antoine de Tounens ernannte sich im 19. Jahrhundert selbst zum König von Patagonien. Seine Geschichte ist so skurril, dass sie einfach verfilmt werden musste.
Orllie-Antoine wurde im Jahre 1826 im französischen Perigord in eine Familie adeligen Ursprungs hineingeboren. Bereits als Schüler hatte er von dem stolzen Volk der Araukaner, der Ureinwohner des Südens von Chile und Argentinien gehört, die den Obrigkeiten der noch jungen Staaten gehörig zu Schaffen machten. Der Süden des Süden des Subkontinents war noch weitgehend terra incognita, nicht zuletzt wegen der Araukaner, die zuvor schon Niederwerfungsversuchen der Inka und auch der Spanier getrotzt hatten und mit ihrer Guerillataktik alle, die sich in ihrem Gebiet ansiedeln wollten, in permanente Lebensgefahr brachten. Orllie reiste 1858 als 32-jähriger studierter Jurist nach Südamerika mit dem Ziel, dieses stolze Volk für die französische Krone zu gewinnen. Er war wie ein Protagonist aus einem Werner Herzog-Film, jemand, der seine Träume, mit aller Macht verfolgte, gegen alle Wahrscheinlichkeit, gegen jeden Widerstand. 1860 kam er nach Araukanien, in einer Zeit, in der die Chilenen erfolglos versuchten, das Nomadenvolk zu unterwerfen, um die fruchtbaren Böden auf deren Gebiet ausbeuten zu können. Die Haare hatte sich Orllie-Antoine de Tounens wachsen lassen, er kleidete sich auf eine Art und Weise, die seine Verbundenheit mit den indianischen Völkern demonstrieren sollte. Er traf sich mit dem Kaziken des Volkes und wurde tatsächlich zum König ihres Volkes ernannt. Sein Titel war nun: Orllie-Antoine le Premier, Roi d'Araucanie et de Patagonie ou Nouvelle France. Gleichzeitig war er touqui supremo, der Oberste Heerführer, der die Araukaner zum Sieg gegen die Chilenen führen sollte. Aber niemand nahm davon Notiz. Die chilenischen Behörden ignorieren ihn fast ein Jahr lang, dann stecken sie ihn ins Gefängnis, erklären ihn dann für Geisteskrank und weisen ihn dann aus. Doch er kehrt zurück. In Frankreich hat er erfolgreich Propaganda für sein Fantasie-Königreich machen können, findet Geldgeber, die ihm ein Schiffsticket nach Buenos Aires finanzieren. Auf dem Landweg will er nach Chile reisen, doch die Behörden setzen diesmal ein Kopfgeld auf ihn aus und er muss fliehen. Erneut kehr er nach Europa zurück, erneut schifft er sich nach Südamerika ein. Doch diesmal wird er schon in Buenos Aires verhaftet. Seine bereits angeschlagene Gesundheit spielt nicht mehr mit. Der selbsternannte König von Patagonien stirbt am 17. September 1878. Die Araukaner warteten vergeblich auf den Mann, der sie zum Sieg gegen die Chilenen führen sollte.
1883 wurden die indigenen Völker im Süden Patagoniens nach langer Gegenwehr von den Heeren Argentiniens und Chiles unterworfen.
Filme zum Thema:
LE ROI DE PATAGONIE von Georges Campana (Frankreich, 1990 mit Omar Sharif, Julio Chávez, Federico Luppi, Ulises Dumont)
LA PELICULA DEL REY von Carlos Sorin (Argentinien, 1986 mit Julio Chávez und Ulises Dumont)
Weitere Filme über Patagonien (auch im Lexikon von kinolatino.de)
GLUE
LA PATAGONIA REBELDE
NACIDO Y CRIADO
EL VIENTO
BOMBÓN - EL PERRO
DAS LETZTE KINO DER WELT
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