Rodrigo Moreno meldete sich nach seinem mehrfach prämierten Film EL CUSTODIO nach 5 Jahren wieder auf der Berlinale zurück. EL CUSTODIO hatte so große Erwartungen geschürt, dass UN MUNDO MISTERIOSO in den Wettbewerb aufgenommen wurde.
Größtenteils hatte UN MUNDO MISTERIOSO die Erwartungen enttäuscht. Nicht unbedingt der Zuschauer, denn ein Teil des "Berlinalepalastes" war bei der Weltpremiere des Films abgesperrt, weil viele Tickets nicht abgesetzt werden konnten, die Kritiker gingen allerdings mit Rodrigo Moreno hart ins Gericht.
UN MUNDO MISTERIOSO ist wie EL CUSTODIO ein sehr reduzierter, sehr langsamer Film.
Die Kamera folgt dem Protagonisten Boris in seinem Alltag. Boris ist von seiner Freundin Ana verlassen worden. Sie sagt zwar, sie möchte nur eine kleine Auszeit nehmen, Verlassen und Eine-Auszeit-nehmen läuft aber letztlich auf das gleiche hinaus. Boris nimmt dies gleichgültig hin, sein Leben nimmt aber doch eine Wendung. Er zieht in ein Hotel, lässt sich gehen und lässt sich im Alltag von Buenos Aires treiben. Er folgt Frauen, die er im Bus kennenlernt, hat amouröse Abenteuer und kauft sich ein Auto.
Es entstehen kleine groteske Alltagssituationen, die manchmal auch einen Humor à la Woody Allen haben. Allerdings mäandert UN MUNDO MISTERIOSO in weiten Strecken vor sich hin. Es gibt keinerlei strenge, ambitionierte Kameraeinstellungen, wie etwa in EL CUSTODIO, es gibt aber auch keine Spannungsbögen. Die schauspielerischen Leistungen sind gut, werden aber nicht im Gedächtnis bleiben.
Die Kritik der Redaktion von kinolatino.de fällt nicht so vernichtend aus, wie die der Kollegen von etwa der ZEIT ("Warum man einen Mann 107 Minuten lang dabei beobachten soll, wie er die Zeit totschlägt, verstehen am Ende nicht einmal mehr die Freunde des minimalistischen Films. Das ist Kinoknast“ so urteilt Carolin Ströbele), man wird UN MUNDO MISTERIOSO vermutlich aber nicht mehr in einer regulären Kinoauswertung finden, man wird UN MUNDO MISTERIOSO aber auch nicht auf den Spielplänen der Kinos vermissen.
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