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Aguafuertes porteñas

Der argentinische Schriftsteller Roberto Arlt (1900 - 1942) ist in Deutschland zu Unrecht nur Insidern bekannt. Sein Hauptwerk LOS SIETE LOCOS (1929) weist durchaus Parallelen zu dem Roman BERLIN ALEXANDERPLATZ auf und ist Alfred Döblins Meisterwerk auch schriftstellerisch annähernd ebenbürtig. Arlt war auch journalistisch tätig. Für "El Mundo" verfasste er über Jahre die "Aguafuertes", Skizzen über das Leben in der argentinischen Metropole. DIESE "Aguafuertes" haben nicht den Anspruch, sich mit Arlt zu messen. Die Redaktion von kinolatino.de hält sich aber grade in Argentinien auf und möchte deswegen immer wieder einmal in kurzer Form über das bonarenser Kulturleben berichten, über Dinge, die argentinischen Hauptstädter beschäftigen und die mit der Kinolandschaft in Bezug gebracht werden können.

Ganz Argentinien wartet gespannt auf den 28. Juni, den Tag an dem die vorgezogenen Kongresswahlen stattfinden werden. Das politische Leben, das nichts mit dem Wahlkampf zu tun hat, scheint vollkommen stillzustehen. Auf den Wahllisten befinden sich einige prominente Namen: aus dem Bereich der Politik (einer der Kandidaten in der Provinz Buenos Aires ist der Sohn von dem kürzlich verstorbenen Ex-Präsidenten Argentiniens, Ricardo Alfonsín), des Sportes (der ehemalige Formel 1-Pilot Carlos Reutemann) und aus der Kultur. Unter den Filmemachern ist Fernando "Pino" Solanas wohl der populärste Kandidat auf den Wahllisten. Er kandidiert in Buenos Aires - und hat gute Chancen gewählt zu werden. Sein "Proyecto Sur" - kann von der allgemeinen Unzufriedenheit mit der Politik des regierenden Ehepaars Kirchners (es scheint zumindest so, als würden sie gemeinsam regieren)  profitieren, in den Umfragen kommt er auf beachtliche 14 Prozent.

 

Der permanente Wahlkampf hat sogar den Diskurs um "gated communities" in Buenos Aires verdrängt, die sogenannten, "barrios cerrados" oder  "countries". Diese gibt es seit den 1990, seit den Privatisierungsexzessen unter Präsident Menem verstärkt im Umfeld von Buenos Aires. Ca. 300.000 Menschen leben dort in Luxus und scheinbarer Sicherheit, Fremde haben dort nichts zu suchen, dürfen höchstens mit Ausweis und Erlaubnis die Grenzen - im wahrsten Sinne des Wortes - überqueren. Natürlich polarisieren die "countries", als man das dicht am Zentrum von Buenos Aires gelegene San Isidro mit einer Mauer von dem ärmeren Stadtteil San Fernando absichern wollte, kochte die Empörung hoch, selbst die Präsidentin schaltete sich ein. 

Passend dazu ist gerade Celina Murgas Film UNA SEMANA SOLAS hier in die Kinos gekommen, der von Kindern erzählt, die in den "barrios cerrados" groß geworden sind und deren Sozialverhalten dadurch verkümmert ist. Sie sind, wie der Titel schon andeutet, auf sich allein gestellt und werden mit Fremden aus einem anderen Umfeld konfrontiert, aus der "clase prestadora de servicios" ein "Lord of the flies" Szenario entsteht. Für die 34-jährige Regisseurin ist dies nur Ausdruck einer allgemeinen sozialen Krise.

UNA SEMANA SOLAS ist nur einer von mehreren Filmproduktionen über gated communities. Ein anderer aktueller Film ist LA ZONA über den kinolatino.de schon mehrfach berichtete.

Interessant ist es, UNAS SEMANAS SOLAS zu Luis Buñuels LOS OLVIDADOS in Bezug zu setzen, ein Film über Jugendbanden in Mexiko D.F. zu Beginn der 50er Jahre. Die porteños - wie die Bewohner von Buenos Aires auch genannte werden - haben dazu genug Gelegenheit. Vor wenigen Tagen endete eine gut besuchte Retrospektive über die mexikanischen Filme des spanischen Meisterregisseurs. Neben LOS OLVIDADOS wurden auch seine Melodramen SUSANA (1951), EL BRUTO (1953) seine exzellente Studie über Paranoia ÉL (1953) sowie seine sardonische und zutiefst verstörende Attacke gegen die Bourgeoisie EL ÁNGEL EXTERMINADOR gezeigt. Begleitet wurde die Ausstellung mit Fotos, die Buñuel bei den Dreharbeiten aufgenommen hatte und die einen guten Einblick in die Kadrierung, die Bildarbeit des Regisseurs bieten. 

Derzeit wird in Programmkinos Mauro Andrizzis IRAQUI SHORT FILMS gezeigt, ein Experimentalfilm über den Irakkrieg. Der Film ist eine Komposition aus Fremdmaterial aus dem Internet, das nicht einmal durch eine Off-Stimme ergänzt wird. Kombiniert werden die Bilder, Propagandafilme etc. mit Tonspuren, die die beteiligten Soldaten selbst beigesteuert hatten - es handelt sich um mit dem Handy aufgezeichnete Kommentare.

Erfreulich ist, dass innerhalb kürzester Zeit gleich zwei neue Kinos ihre Pforten geöffnet haben, die Platz für Experimente dieser Art bieten. Das Nationale Filminstitut (INCAA) weiht heute in Anwesenheit der Namenspatronin und Leonardo Favio offiziell das Kino "Graciela Borges" ein. Dieses Kino ist argentinischen Filmen vorbehalten, die Eintrittspreise sind niedrig, der kommerzielle Druck ist geringer. Auf den "Espacio Incaa KM.23" sollen noch weitere Kinosäle folgen, für lateinamerikanische und für europäische Filme.

 

 


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