Vladimir Duráns Film feierte am gestrigen Freitag seine Premiere auf der Berlinale: ein (im positiven Sinne) sonderbares kleines Kammerspiel, das für Begeisterung, aber auch für Verwirrung beim Publikum sorgte.
Ein wenig erinnerte "Adiós entusiasmo" an die Literatur von Julio Cortázar, einem der berühmtesten Autoren Argentiniens.
Protagonist ist der zehnjährige Axel, der mit seiner Familie in einem alten, großbürgerlichen Haus im Zentrum von Buenos Aires wohnt. Er lebt mit seinen drei Schwestern zusammen, die alle charakterlich sehr unterschiedlich sind und alle miteinander rivalisieren. Axel ist das Bindeglied zwischen den Schwestern selbst, aber auch zu der Mutter. Sie ist anwesend und doch ist sie es nicht. Sie lebt eingesperrt in ihrem eigenen Wohntrakt, ist unsichtbar und doch ständig präsent. Sie kommuniziert mit ihrer Familie durch Fenster und Türen und mit Klopfzeichen.
Dynamik kommt in die Konstellation, als die Mutter beschließt, ihren Geburtstag zu feiern. Freunde, Verwandte und Verehrer der Schwestern treten auf. Die Feier wird zur Therapiesitzung.
"Adiós entusiasmo" ist ein surreales Kammerspiel. Die Kamera folgt den Protagonisten durch das verwinkelte Haus, konzentriert sich auf Gestik und Mimik des großartigen Schauspielerensembles, fängt die Gruppendynamik durch verzerrte Bilder ein (gedreht wurde mit Spezialobjektiven, die in den 70er Jahren verwendet wurden), führt ein dekadentes Großbürgertum vor.
"Adiós entusiasmo" ist bestes Arthouse-Kino aus Argentinien, theatral und minimalistisch. Der Film wird im Kino kaum Chancen haben. Deswegen sollte man die Chance nutzen, Vladimir Duráns Film bei so einem Festival, wie der Berlinale zu sehen.
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