A wild bunch...
Gut: ZWEI BANDITEN (BUTCH CASSIDY AND SUNDANCE KID, George Roy Hill 1969) hat nichts mit lateinamerikanischem Kino zu tun, dafür aber mit Lateinamerika. Grund genug, an dieser Stelle an diesen Filmklassiker zu erinnern.
"Raindrops keep falling on my head...": Wer kennt diese Melodie von Burt Bacharach nicht?! In George Roy Hills Film ist sie Bestandteil eines unsterblich gewordenen Filmmoments. BUTCH CASSIDY AND SUNDANCE KID ist ein Buddy - Movie. Die beiden Protagonisten - bürgerlich Robert Leroy Parker und Harry Longbaugh - leben an der Zeitenwende. Mit Köpfchen, Chuzpe (Butch) und zielsicher (Sundance) haben sich die beiden von Viehdieben spielerisch zu zwei berüchtigten Gangstern hochgearbeitet. Nur, über dem Wilden Westen liegt bereits die Abenddämmerung. Es ist die Zeit der großen Weltausstellungen, bald auch die Zeit der Motorisierung. Die Zeiten der Revolverhelden, der Pioniere und der Cowboys sind vorbei. Butch und Cassidy wollen dies aber nicht realisieren. Störrisch, aber doch von Zweifeln geplagt, wollen sie ihr Banditentum wider den Zeitgeist nicht aufgeben, es ist ihr Lebenssinn. Doch dann ist ihnen ein übermächtiger Gegner dicht auf der Fährte. Im Spät- Weste(r)n ist den Helden die Freiheit verloren gegangen, ihre Bewegung kann nur noch die Flucht sein. Dennoch begreifen sie nicht, dass aus ihrem Banditen-Spiel tödlicher Ernst geworden ist. Sie fliehen zunächst in die Moderne (nach New York), von dort aus in eine andere Welt: nach Südamerika. Auch dort, in Bolivien - nachdem sie ihren Kulturschock überwunden haben - setzen sie ihren Lebensstil fort. Und sind bald wieder auf der Flucht. Der mit Leichtigkeit und unaufdringlich inszenierten Films oszilliert zwischen grotesker Komik und Schrecken. Komik: wenn die beiden Verbrecher in der fremden Kultur ihr Handwerk neu lernen müssen und mit Wörterbuch ihren ersten Banküberfall in einem spanisch-sprachigen Land begehen; Schrecken, wenn sie - mittlerweile zur berüchtigten Yankie-Bande aufgestiegen, ihre ersten Morde begehen. In Zeitlupe, an einen Peckinpah-Film anmuten sterben die bolivianischen Gangstern, während sich in Butchs und Sundances Gesicht der Schrecken eingegraben hat. Hat der Film ein Happy-End? Nein, die Buddies sterben im Kugelhagel der Bolivianischen Armee, sie sterben wie Bonnie und Clyde, sie gehen wie der "Wild Bunch" unheroisch in den Tod, in verzweifelter Konsequenz sich nicht anpassen zu müssen.
Robert Leroy Parker und Harry Longbaugh gab es wirklich. In dem bolivianischen Bergarbeiter-Ort San Vicente steht eine Gedenktafel, die an den Tod der beiden Outlaws im Jahre 1908 erinnert. Legenden zufolge, sind sie im Gefecht mit Polizeikräften und der Armee aber nur verletzt worden und konnten fliehen. Gerüchten zufolge sind sie in den Folgejahren immer wieder gesehen worden. Auch Bruce Chatwin machte sich IN PATAGONIEN auf die Suche nach den beiden.
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