9. Festival des Unabhängigen Films in Buenos Aires
Morgen beginnt das Buenos Aires Festival Internacional de Cine Indepediente, oder einfacher: das BAFICI. In den vergangen acht Jahren hat sich dieses relativ junge Filmfestival zum Publikumsmagneten entwickelt. 2006 wurden die mehr als 470 gezeigten Filme von mehr als 230.000 Zuschauern gesehen, die meisten Vorstellungen waren schon vor Beginn dieses Kinomarathons ausverkauft. Das BAFICI hatte die Grenzen seines Wachstums nicht nur erreicht, sondern schon eher überschritten. Aber auch 2007 ist der Terminplan des 13 Tage dauernden Festivals wieder prall gefüllt...
Was zieht diese Massen von Kinogängern zum BAFICI? Glamour? Stars? Nein, mit großen Stars kann das Festival nicht aufwarten. Vielmehr ist es die gute, intelligente Programmauswahl der Organisatoren, die von einem cinephilen Publikum, wie es die Porteños, die Bürger von Buenos Aires, stellen, begeistert aufgenommen wird. Geschickt verstanden es die Macher bisher, immer wieder auch andere Institutionen in die Organisation mit einzubinden. Die Präsentation einer restaurierten Fassung von Sergej Eisensteins Klassiker PANZERKREUZER POTEMKIN in der legendären Oper von Buenos Aires, dem Teatro Colon, durch das Goethe-Institut war einer der Höhepunkte des letzjährigen Festivals. Auch 2007 leistet die kulturelle Repräsentanz Deutschlands wieder seinen Beitrag zum BAFICI und präsentiert Filme unter anderem von Christian Petzhold oder Edgar Reiz.
Den Anfang des Filmreigens macht morgen Abend Ariel Rotters Berlinale-Gewinner EL OTRO. Am 15.4. endet er ebenfalls mit einer Produktion aus Argentinien: LA ANTENA von Esteban Sapir. Dazwischen findet unter anderem der internationale Wettbewerb statt, in dem insgesamt 20 Filme, darunter LA FAMILIA TORTUGA von Rubén Imaz Castro aus Mexiko und aus Argentinien LA MAREA von Diego Martínez Vignatti, EL ASALANTE von Pablo Fendrik; EL DESIERTO NEGRO von Gaspar Scheuer, sowie ESTRELLAS von Federico León und Marcos Martínez um den immerhin mit 50.000 Dollar dotierten Hauptpreis des Festivals konkurrieren. Die am meisten beachteten Filme in der Sektion "Nationales Kino" werden CANADÁ von Raúl Perrone und FOTOGRAFÌAS von Andrés di Tella sein. Abseits der offiziellen Wettbewerbe steht das 9. BAFICI im Zeichen von Querdenkern, Bilderstürmern und Ikonen des Independent. Gezeigt werden unter anderem eine Retrospektive über den Dokumentarfilmer D.A. Pennebaker (THE WAR ROOM, DON'T LOOK BACK) und die Filme Frank Zappas; Fernando "Pino" Solanas präsentiert seinen neuen Film ARGENTINA LATENTE und Tom Waits wird leibhaftig anwesend sein und über seine Musik und Filme diskutieren.
Das BAFICI findet dieses Jahr -nach den Erfahrungen der letzten Jahre- in mehr und größeren Kinos statt. Dennoch werden sich die Zuschauer vor den Kinos wieder in Warteschlangeneinreihen müssen, deren Länge in "cuadras" (eine "cuadra" sind 100 Meter, dieLänge eines Häuserblocks in südamerikanischen Städten)gemessen werden kann. Und trotzdem werden wieder vermutlich viele der Wartenden an den Kassenhäuschen das Schild mit der Aufschrift "agotado" -ausverkauft- vorfinden und sich dann wieder in die nächste Schlange vor dem nächsten Kino einreihen. Mit neuer Hoffnung...
Text: sp
Bild: aus EL OTRO von Ariel Rotter. Quelle: Bafici
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