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Tango

Tango

Carlos Saura, Spanien/Argentinien 1998, 112 Min., 35 mm 

  • Drehbuch: Carlos Saura 
  • Kamera: Vittorio Storaro
  • Schnitt: Julia Juaniz
  • Musik: Lalo Schifrin
  • Ton: Jorge Stavropulos
  • Ausstattung: Emilio Basalldúa
  • Produktion: Alma Ata Films/Argentina Sono Film/Adela Pictures/Beco Films, Ausführende Produzenten: Luis A. Scalella, Carlos A. Mentasti, Juan C. Codazzi
  • Uraufführung: 29.10.1998 
  • DarstellerInnen:  Miguel Ángel Sola (Mario Suárez), Cecilia Narova (Laura Fuentes), Mía Maestro (Elena Flores), Juan Carlos Copes  (Carlos Nebbia),  Carlos Rivarola (Ernesto Landi), Sandra Ballesteros (María Elman), Oscar Cardozo Ocampo (Daniel Stein), Enrique Pinti (Sergio Lieman)
  • U.a. erhielt Vittorio Storaro (Kamera) beim Internationalen Filmfestival Cannes (1999) den "Technical Grand Prize"
 

Wir sehen Buenos Aires in der Morgendämmerung, es erklingt Musik. Der Protagonist der Geschichte, Mario, sitzt am Schreibtisch. Nostalgisch erinnert er sich. Sein Leben ist eins geworden mit den Inhalten der Tangos: "Klage Bandoneon deinen grauen Tango. Vielleicht wird auch dich die Liebe verwunden. Meine Seele weint allein und traurig in dieser Nacht, in dieser dunklen, sternenlosen Nacht...Drei Dinge bleiben meiner verletzten Seele: Liebe, Kummer, Schmerz." (QUEJAS DEL BANDONEÓN): Mario war professioneller Tänzer, ein Unfall hat seine Karriere beendet. Laura, seine Partnerin, auf der Tanzfläche und im Leben hat ihn verlassen:  Seine Versuche, sie wiederzugewinnen, scheitern, darum kompensiert er seine Krise künstlerisch. Er plant eine Tangorevue.

Seine ersten Choreographieiideen gehen auf die Ursprünge des Tangos zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es bei den "Compadritos" üblich, eine von einem Kampf herrührende Narbe im Gesicht zu tragen; als in der Frühzeit des Tangos die Frauen in den Tanz mit einbezogen wurden, ging es darum, dabei die "Allmacht des Mannes" sichtbar von der untergeordneten Rolle der Frau abzuheben. Marios Choreographieeinfälle haben diesen gewalttätigen Gestus: seine Narbe ist seine verlorene Liebe, während des engumschlungenen Tanzes blitzt schließlich ein Messer auf, es kommt zum Eifersuchtsmord an Laura.

Der Mord war nur Phantasie, die Idee wird verworfen, trotzdem bleiben Tod und Gewalt in der Handlung latent präsent. Marios Ideen werden immer konkreter, eine Protagonistin hat er in der jungen aber noch nicht ausgereiften Tänzerin Elena gefunden. Mario verliebt sich in Elena, aber Elenas abgelegter Liebhaber ist einer der Produzenten und gleichzeitig ein gefürchteter Mafiosi: Ein alternder Macho zwischen zwei Frauen, ein skrupellosen eifersüchtiger Ex-Liebhaber. Es ist klar, wohin sich die Geschichte entwickelt. Es kommt zur Katastrophe...Oder gibt es eine erneute Wendung?


TANGO ist ein sehr ästhetischer Film. Carlos Saura gilt nicht zu Unrecht als Meister des Musikfilms. Der Spanier versammelte die herausragendsten Komponisten und Instrumentalisten Argentiniens für die Produktion- auch Horacio A. Salgán und Lalo Schifrin. Der überaus virtuose Vittorio Storaro (Kamera und Licht) stellt die Sinnlichkeit, die Leidenschaft, die vibrierende Atmosphäre, die innige Hingabe, die der Tango verkörpert, in den Vordergrund, visualisiert die fließenden Bewegungen des Paares, die wie ein einziger Körper wirken, herausragend. Die raffiniert-akrobatische Choreographie ist beeindruckend, die Tänzer sind es ebenso. ABER: Es stellt sich doch ein Gefühl der Enttäuschung ein, wenn der Abspann läuft. 

Haben wir das nicht schon einmal gesehen? Richtig: In TANGO kopiert Saura seinen Flamenco-Film CARMEN (1983). Wie in CARMEN geht es um die Geschichte eines spannungsreichen künstlerischen Produktionsprozess, es verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst und Leben, aufgelöst in Licht, Farbe und Bewegung; wie in CARMEN spiegeln sich die verschiedenen fiktionalen Ebenen des Films, gibt es Metaphern für die doppelte Realität, für die verkehrte Seite der Gegenwart (Marios Biographie entspricht der Geschichte Argentiniens von der Einwanderung bis zur Diktatur 1976-1983; und auch Marios Geschichte und sowie die Tanzhandlung vermischen sich miteinander - Grenzen zwischen Phantasie und Inszenierung, zwischen künstlerischer Fiktion und Realität sind nur dünn und lösen sich auf: das Projekt, die Lieder selbst werden zum Spiegel von Marios Leben). Aber dem Film TANGO fehlt es an Erzählspannung. Beim Tanz bringt der Mann seine Partnerin dazu, in eleganten Schritten und geschmeidigen Drehungen einen Kreis um ihn zu beschreiben, bis die Schrittsequenz in einem "Gancho" (Haken) endet, bei dem die Tänzerin ihr Bein hochschnellen lässt und einen Augenblick lang seitlich am Bein des Mannes einhakt. Ein "Gancho" ist ein dramatischer Höhepunkt: und dieser fehlt dem Film, zumindest bewegt er den Zuschauer nicht. Der Film wirkt vorhersehbar (das obwohl Saura das Projekt ohne Drehbuch begonnen hatte und die Handlung bei den Dreharbeiten nach und nach sich entfalten ließ), die herausgestellte Künstlichkeit der mise-en-scène soll den Zuschauer verwirren, für Überraschungseffekte in der Handlung sorgen - das tut es aber nicht. So wird der Tango in Carlos Sauras Film zu einem getanzten Klischee vom Tango. Dies ist aber dennoch überaus schön anzusehen.  

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