SIN NOMBRE
Cary Joji Fukunaga - Mexiko/USA/UK 2008, Farbe, 35 mm, 96 min.
- Drehbuch: Cary Joji Fukunaga
- Kamera: Adriano Goldman
- Musik: Marcelo Zarvos
- Schnitt: Luis Carballar, Craig McKay
- Produktion: Pablo Cruz, Diego Luna, Gael García Bernal, Gerardo Barrera
- Darsteller: Paulina Gaitán, Edgar Flores, Kristyan Ferrer
Als SIN NOMBRES werden diejenigen bezeichnet, die in dem USA in keinem Register, in keiner Datei aufgeführt werden: die clandestinos. SIN NOMBRE ist der erste abendfüllender Spielfilm von Cary Joji Fukunaga aus Mexiko und ist im Kontext der illegalen zentralamerikanischen Migration gen USA angesiedelt. SIN NOMBRE ist eine Mischung aus Roadmovie und Gangsterepos, angereichert mit Westernelementen und einer obligatorischen Liebesgeschichte. Die junge Sayra lebt zufrieden bei Verwandten, bis der ihr nahezu unbekannte Vater auftaucht. Der hatte nach dem Tod von Sayras Mutter sein Glück in den USA gesucht und in New Jersey eine neue Familie gegründet. Nach seiner Ausweisung kehrt er in seine Heimat nach Honduras zurück, um gemeinsam mit ihr und seinem Bruder erneut ins "gelobte Land" zurückzukehren. Auf der Reise treffen sie auf Casper, ein abtrünniges Mitglied der gefürchteten "Mara Salvatrucha." Er ist auf der Flucht, weiß aber, dass seine Überlebenschancen gen Null tendieren. Die Maras gewähren kein Pardon, schon gar nicht, weil Casper Gang-Anführer Lil'Mago in einem Racheakt ermordet hat. Zunächst widerwillig wird er dennoch zum Beschützer Sayras, die sich in ihn verliebt. Sie glaubt an ein Happy End zwischen den beiden, auch wenn ihre Großmutter ihr prophezeit hatte: "Du wirst in die USA erreichen, doch es nicht Gott, der dich dort hin führt, sondern der Teufel." Der beschwerliche Weg in die USA ist nicht mehr eine Reise ins "gelobte Land", sondern ein Kampf ums nackte überleben
Vor wenigen Wochen ging es noch durch alle Medien: Der Fotograf und Filmemacher Christian Poveda wurde mutmaßlich durch Mitglieder von Jugendbanden der "Maras" erschossen werden, kurz nachdem er seinen Dokumentarfilm LA VIDA LOCA aufgenommen hatte. Er wollte mit seinem Film die "menschliche" Seite der "Maras" zeigen, die für viele Gewalttaten in El Salvador und anderen mittelamerikanischen Ländern verantwortlich sind. Fukunagas Films begegnet den Protagonisten voller Respekt, auch dem 12-jährigen Smiley, der in einem Ritual in die Gang aufgenommen wird und zum Todesengel wird. Smiley hat in den Maras eine Ersatzfamilie, eine Ersatzreligion gefunden. "Einmal Mara, immer Mara". Weil Casper abtrünnig geworden ist, will er an seinem ehemals besten Freund Rache üben und folgt ihm. Zurückgreifen kann er auf die imposante Infrastruktur der mächtigen Mara Salvatrucha.
Man schätzt ihre Stärke auf 35000 - allein in Honduras. Ein Staat im Staate, dessen Macht bis in die Metropolen der USA reicht. Cary Joji Fukunag, der den beschwerlichen Weg der Flüchtlinge zu Recherchezwecken selbst auf sich genommen hatte, setzt sich in einem packenden, bewegenden Thriller mit einer bedeutenden, hier in Europa in seiner Tragweite kaum wahrgenommenen Thematik auseinander. Ko-produziert wurde der Film von den im mexikanischen Kino omnipräsenten Gael García Bernal und Diego Luna
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