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NAOMI CAMPBEL
Mein erster Impuls war es zu denken, dass allein die Tatsache, dass ein solcher Film realisiert und gezeigt werden konnte, einen Preis wert sei. All diejenigen, die wie ich in der Filmbranche arbeiten, können ungefähr einschätzen, welch großer Arbeitsaufwand eines ganzen Kollektivs nötig ist, um solch ein Projekt auf die Beine stellen zu können – erst recht, wenn es sich um die Umsetzung eines so unkonventionellen Themas handelt, wie es bei der chilenischen Produktion “Naomi Campbel” der Fall ist. Nicolás Videla und Camila José Donoso sind die Regisseure dieses Dokumentarfilms. 
Mich hat sowohl die Thematik des Films überrascht und fasziniert, wie auch das ganze “intertextuelle Universum” dahinter. Beim Sehen wurde für mich die Verbindung zu Texten und Filmen aufgerufen, mit denen ich mich seit einer ganzen Weile schon beschäftige. 

Es ist eine doppelte Perspektive, aus der die Handlung heraus entwickelt wird. Der Handlungsstrang wird durch Bilder und Aufnahmen, die mit einer Handkamera gemacht wurden, immer wieder aufgebrochen. 
Protagonistin (und “Autorin” der Handkameraufnahmen) ist die transsexuelle Paula Yermén Dinamarca, die für eine Telefonhotline Tarotkarten legt und in La Victoria in Santiago lebt. Die Arbeit wirft kaum was ab, sie reicht kaum zum leben, schon gar nicht, damit sie ihren größten Traum verwirklichen kann: nach einer Geschlechtsumwandlung will sie ihren Stadtteil verlassen und irgendwo ein neues Leben anfangen und sich “neu erfinden.” Irgendwo dort, wo es keine spießigen Nachbarn gibt, die über all das was sie macht und was sie nicht macht, wachen und urteilen. Ihre Hoffnung ist es, dass sie für eine Reality-Show ausgewählt wird, die die Gewinner mit Gutscheinen für eine plastische Chirurgie prämiert. Um in die Show zu kommen, müssen die Kandidaten verschiedene Auswahlkriterien erfüllen und verschiedene Gruppenphasen überstehen. 
Ausgerechnet in diesem Ausscheidungswettbewerb lernt die Protagonistin eine andere Teilnehmerin kennen, eine kolumbianische Migrantin, die mit dem Gewinn ihren Körper so umgestalten lassen will, dass er dem des Top-Models Naomi Cambells gleicht.

Das Werk Close Up, Abbas Kiarostami Dokumentarfilm mit teils fiktivem Charakter aus dem Jahr 1990 hat eine ähnliche Grundvoraussetzung und spielt mit der gleichen Dynamik. In diesem Film geht es um Hossain Sabzian, einen arbeitslosen Druckern und Cineasten, der eine reiche Familie betrügt, indem der sich als berühmter Filmregisseur  (Mohsen Makhmalbaf) ausgibt. Kiarostami filmt den Gerichtsprozess, die Befragungen von Sabzian und seiner Familie. Teile der Handlung, Schlüsselszenen (wie die Verhaftung), werden von den tatsächlichen Protagonisten in Rückblenden und im Gerichtssaal nachgespielt.
Kiarostami zeigt auf diese Weise das Leiden “seines Protagonisten”:  der Wunsch in eine Gesellschaft integriert zu sein, aus der er eigentlich ausgeschlossen ist. Hier haben wir den Bezug zu Yermén in dem chilenischen Film.


Ein weiterer Bezug lässt sich zu der Arbeitsweise und dem Stil des dänischen Dokumentarfilmers Jon Bang Carlsen herstellen. “Dok? Feature film? True? Three times Yes!“  hieß eine Sektion auf dem Festival, die seinen Filmen gewidmet war. In einer Masterclass sprach der Regisseur über seinen Filmstil und was er damit bezwecken wolle:  “it is not about the truth, it is about how I sense the world“. 
Dieser Satz findet sein Echo in dem Dokumentarfilm von Nicolás und Camilla, diese Herangehensweise, so glaube ich, lädt grade dazu ein, uns an die Perspektive Yerméns anzunähern und mit ihr und durch sie “ihre Umwelt” zu sehen und sie zu verstehen. Der Zuschauer scheint nahezu an den Treffen teilzuhaben, bei denen die Regisseure über ihre Protagonistin recherchieren, sie besser kennenlernen wollen und Yermén ihrerseits entdeckt, wie es sein könnte, wenn ihre Geschichte(n) in eine Filmsprache übersetzt werden.

Verschiedene Stimmen prägen den Film. Sie legen über Yermén Zeugnis ab und ergeben ein Bild, wer sie ist. Sie reflektieren darüber, was sie machen muss, was sie machen sollte etc. Ihre Nachbarn betreten die Szene, ebenso ihre Liebhaber, ihre Freundinnen, auch die anderen Teilnehmer der Realityshow kommen zu Wort. Genauso der Arzt und noch viele mehr, die ihr tägliches Umfald bilden. 
Aber auch die Protagonistin betritt die Szene. Mit der Kamera in der Hand, findet sie in der Stille der Nacht den passenden Rahmen, in dem sie über diejenigen sprechen kann, die meinen, über ihr Leben bestimmen zu können und zu dürfen. 
Was sie sagt, ist von Resgination und Wut gegenüber der Intoleranz ihrer Mitmenschen geprägt. Der Zuschauer wird dabei mitgerissen und wird dabei getragen von der Kraft, mit der sie ihr eigenes Ich akzeptiert.

Die Revolution finde in den Mikro-Akten statt, dort, wo das Mögliche verhandelt werde, so sagt es Beatriz Preciado in ihrem Gespräch mit Judith Butler über Körper, Geschlecht und Sexualität. Wir können es nicht verhindern, das wir Opfer der Vorverurteilungen der anderen sind. Statt auf die andere, den anderen zuzugehen, um sie/ihn kennenzulernen, behelfen wir uns selbst oftmals, wie der Großteil der Gesellschaft, mit Stereotypen und simplifizierenden Erklärungsmustern. 
Dieser Film soll den Ausbruch aus solchen Schemata ermöglichen. Sobald die Lichter im Kino angehen, beginnt man, sich Fragen zu stellen: Was ist mit Yermén nach dem Film passiert? Wie hat ihr Umfeld diesen Film wahrgenommen? Was bedeutet für mich selbst das Thema der Transsexualität? Mit wem kann ich mich identifizieren? Nach der Beschreibung von Preciado und Butler liegt darin “das Revolutionäre” des Films. Es werden Weg für die Diskussion eröffnet, über unsere Ideen, Vorurteile, Einstellungen, unsere Vorstellungen über und Einstellungen zur sexuellen Diversität.





Literatur.  http://artilleriainmanente.blogspot.mx/ (19. März 2012 “BEATRIZ PRECIADO EN ENTREVISTA CON LA REVISTA TÊTU CON JUDITH BUTLER”, letzter Zugriff am 23. November 2014)


Naomi Campbel (2013)
Chile
Dirección: Nicolás Videla /  Camila José Donoso
 
 
Gabriela Sofía Flores 

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