¡Hola a todas y todos!

En el proceso de mejora de nuestro sitio web, tomamos una decisión importante para que kinolatino.de se volviera más estructurado, más rápido y menos complicado: a partir de ahora las noticias sobre el cine latinoamericano se escribirán exclusivamente en alemán.

Obviamente, eso no quiere decir que la comunicación en español se termine ahí. Seguimos con la mirada internacional. Por favor: escriban, pregunten, y ponganse en contacto con nosotros, también en castellano, o, ya que estamos, en portugués e inglés.

Saludos cordiales de la redacción.

 

 

Kinolatino.de tiene ahora también cuenta de Facebook ("kinolatino.de") y de Twitter ("@kinolatinoDe")

 


La historia oficial

historiaoficial3La historia oficial 

Luis Puenzo, Argentinien 1985, 110'

Drehbuch: Aída Bortnik/Luis Puenzo

Kamera: Félix Monti

Schnitt: Juan Carlos Macías 

Produktion: Atilio Stampone

Darsteller: Héctor Alterio (Roberto), Norma Aleandro (Alicia), Chunchuna Villafañe (Ana), Hugo Arana (Enrique), Guillermo Battaglia (José), Chela Ruiz (Sara), Patricio Contreras (Benitez), María Luisa Robledo (Nata), Esteban Morixe, Jorge Petroglio, Analía Castro, Daniel Lagos, Augusto Larreta, Laura Palmucci, Leal Rey, Pablo Rago, Beatriz Thibaudin, Floria Bloise

 

 

 LA HISTORIA OFICIAL ist ein Stück weit eine Verfilmung des antiken Dramas  „König Oedipus“. Der Regisseur Luis Puenzo inszenierte die von ihm erzählte Geschichte wie ein antikes griechisches Drama, um einen geeigneten Maßstab zu haben, mit dem er eine private Tragödie als die Tragödie ganz Argentiniens darstellen konnte.  LA HISTORIA OFICIAL spielt im letzten Jahr der Regierung der Militärjuntas, die 1976 durcheinen unblutigen Putsch  die Macht in der Casa Rosada, dem Präsidentenpalast in Buenos Aires, übernahmen und unmittelbar eine Schreckensherrschaft errichteten. Schätzungsweise  30.000 Personenwurden ermordet, bevor sich die Militärs, nachdem sie politisch, wirtschaftlich und militärisch (nach der Niederlage im Falklandkriegmit GB) gescheitert waren, im Dezember 1983 in ihre Kasernen zurückzogen und demokratische Wahlen zuließen. In dieser Situation ist LA HISTORIA OFICIAL angesiedelt: die Militärs haben formal noch die Macht im Land, haben aber ihre Autorität weitgehend eingebüßt. 

Die Geschichtslehrerin Alicia führt mit ihrem Ehemann Roberto, der als Finanzexperte Geschäftezwischen der Militärregierungund amerikanischen „Partnern“ einfädelt, und ihrer Adoptivtochter Gaby ein harmonisches Leben in einem gutbürgerlichen Stadtteil von Buenos Aires. Alicia ist als politisch naiv zu bezeichnen, sie glaubt ohne zu zweifeln der Propaganda der Militärregierung. Die Realität der desaparecidos, der zahlreichen verschwundenen Personen, verdrängt sie, sie verschließt vor ihr die Augen.  

Als sieBesuch von ihrer aus dem europäischen Exil zurückgekehrten Freundin Ana bekommt, erzählt diese von ihrer zeitweiliger Verschleppung und Folter durch die Militärs und begründet die Notwendigkeit ihrer plötzlichen Flucht aus Argentinien im Jahre 1976. Alicia, die ihren Schulunterricht und ihr persönliches Credo an die offizielle Version der Geschichte angepasst hat, fragt erstaunt: „Hast du das nicht angezeigt? Du warst doch unschuldig!“

Alicias Weltbild bekommt erst Risse, als Ana fast beiläufig erzählt, wie schwangeren Frauen in den geheimen Gefängnissen nach der Entbindung ihre Kinderentrissen und an adoptionswillige Militärs oder Profiteure des Regimesverkauft wurden; an Leute, „die keine Fragen stellten.“

Von nun an beschäftigt sie die Frage, ob ihre Tochter Gaby auch ein Kind von „Verschwundenen“ sei. Sie macht sich nun auf die eifrige Suche nach Informationen über die wahre Identität Gabys. Das Adoptivkind ist ihnen fünf Jahre zuvor überraschend schnell zugesprochen worden, Roberto hatte von ihr gefordert, nie nach der Herkunft des Kindes zu fragen. Alicia hat bislang unreflektiert der offiziellen Propaganda der Militärs des Kampfes gegen die Subversion geglaubt. Nun beginnt sie zu erkennen, dass auch unter den Militärs Verbrechen begangen wurden, und noch mehr: dass sie selbst Schuld auf sich geladen hat.

Trotz allerZeichen, die darauf hindeuten, dass sich ihre Befürchtungbestätigt, folgt sie „schicksalhaft“ ihrem eingeschlagenen Weg. Sie beginnt sich zu ändern und die Zeichen von demokratischer Aufbruchstimmung, die sie umgeben, wahrzunehmen. Dafür lässt sie ihre heile Welt hinter sich und opfert selbst ihre Ehe. Auf ihrer Suche nach Gabys wahrer Herkunft trifft sie Sara. Bei ihr handelt es sich um die Mutter von desaparecidos und die leibliche Großmutter von Gaby. Die „offizielle Familiengeschichte“ Alicias hat sich als genauso verlogen erwiesen, wiedie offizielle Geschichtsschreibung des Landes. Trotz aller moralischen Schuld, die Alicia auf sich geladen hat, kann ihr Sara vergeben, denn Alicia zeigt Reue. 

Nur Reueund eine aktive Aufarbeitung der unter der Militärdiktatur geschehenen Verbrechen ermöglichten moralische Entschuldung und Versöhnung. Nurdurch Versöhnung sei der nötige gesellschaftliche Neuanfang Argentiniens möglich, lautet der Grundtenor des Films. Ein weiterer zentraler Begriffist „Erinnerung.“ Alicia verkündet in der Klasse „Niemand kann ohne Geschichte existieren.“ Musikalisches Leitmotiv von „Lahistoriaoficial“ ist das Lied von María Elena Walsh: „Enel país de Nomeacuerdo, doy tres pasitos y me pierdo- Im Land das ich nicht erinnere, mache ich drei Schritte und ich bin verloren.“ Aufarbeitung der Vergangenheit, selbständiges Denken, Reue, aktive Erinnerung, Gedenken, den Schritt vom Mittläuferdasein zur persönlichen Verantwortung riskieren: dies sind zentrale Begriffe in der Konzeption Luis Puenzos und der Drehbuchautorin Aida Bortnik.

Nur durchein Handeln in solchen Kategorien könne die Grundlagegeschaffen werden,dass sich solch eine Tragödie für das Land wie die Militärdiktatur zwischen 1976 und 1983 nicht noch einmal wiederhole. Um für diese Aufgabe, das Land humaner zugestalten, einen möglichst großen Personenkreis zuerreichen, arbeitet Puenzo mit den Mitteln des Melodramas, einem Genre, das mitfühlen lässt, das Emotionen weckt und universell verstanden wird. Tatsächlich war LA HISTORIA OFICIAL weltweit ein großer Erfolg, allein in Argentinien lockte der Film weitmehr als eine Million Zuschauer in die Kinos. Die wichtigste Auszeichnung, die der Film erhielt, war der Academy Award, der OSCAR für den besten fremdsprachigen Film im Jahr 1986. 

Text: Sven Pötting

Bild: cinenacional 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


[Zurück]

  gefördert von:
klfslogo_sw_mit_schrift