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La fiebre sube a El Pao

LA FIÈVRE MONTE À EL PAO/ LA FIEBRE SUBE A EL PAO

 

Luis Buñuel, Frankreich/Mexiko 1959/60, 100 Min., 35 mm (Der Film ist in französischer Sprache gedreht und für die mexikanische Fassung nachsynchronisiert worden)

  • Drehbuch: Luis Buñuel, Luis Alcoriza, nach dem gleichnamigen Roman von Henry Castillou (1955)
  • Kamera: Gabriel Figueroa
  • Schnitt: James Cuenet, Rafael López Ceballos
  • Musik: Paul Misraki
  • Ton: Galdino Samperio, Antonio Bustos
  • Produktion: Cité Films/Indus Films/Terra Films/Cormoran Films, Ausführende Produzenten: Raymond Borderie, Óscar Dancigers
  • Uraufführung: 6.1.1960 Deutsche Erstaufführung 30.9.1960, Wiederaufführung: Berlinale 2007 (Retrospektive Luis Buñuel). Deutsche TV-Erstausstrahlung: 4.2.1990, WDR 3 (DAS FIEBER STEIGT IN EL PAO, gekürzte Fassung) 
  • DarstellerInnen:  Gérad Philipe (Ramón Vázquez), María Félix (Inés Vargas), Jean Servais (Alejandro Gual), Miguel Ángel Ferriz (Mariano Vargas, Der Gouverneur),  Domingo Soler (Juan Cárdanas, Der Professor), Andrés Soler (Carlos Barreiro, Der Präsident) 

 

 

Ein guter Kameramann ist ein Glücksfall für jeden Regisseur. Er hat Intuition, er folgt nicht nur dem gestalterischen Willen des Regisseurs - ist dessen "Auge" -  er verleiht einem Film auch eine eigene Handschrift. Einer dieser Kamera -Autorenfilmer ist Gabriel Figueroa, deswegen muss im Zusammenhang mit dem Film LA FIEBRE SUBE A EL PAO neben dem Namen des Regisseurs - Luis Buñuel - zu allererst sein Name genannt werden. Die hohe Kunst seiner Kameraregie setzt den Star dieses Films ins bestmögliche Licht: María Félix. 

María Felix war von Ende der vierziger bis Ende der sechziger Jahre  einer der ganz großen Stars des lateinamerikanischen Kinos,  "La Doña", wie die temperamentvolle Schönheit in ihrer mexikanischen Heimat ehrfürchtig von ihren Fans genannt wurde, war "ewig wie eine Venus und die Schönheit und die Liebe: ihre Schönheit, unsere Liebe" wie Guillermo Cabreras schrieb. Nobelpreisträger Octavio Paz sagte über sie "Sie ist frei wie der Wind, zerstreut die Wolken oder strahlt sie an mit den Blitzen ihrer Augen." Frei und unabhängig war sie tatsächlich: in Hollywood wollte sie nicht arbeiten, dafür war sie "nur"  Gesicht und Verkörperung des sogenannten "Goldenen Zeitalters" des mexikanischen Kinos; das europäische Kino bereicherte sie mit Auftritten, unter anderem in Jean Renoirs FRENCH CANCAN (1954). Sie war eine Diva, welche die Leinwand mit ihrer Präsenz erfüllte, wie sonst nur die wenigen wahren "Göttinnen der Leinwand" wie Greta Garbo, Grace Kelly oder Marlene Dietrich, die die Filmgeschichte hervorgebracht hat. Deswegen war es von entscheidender Bedeutung, dass María Félix in dem unterschätzten, selten im Fernsehen gezeigten LA FIEBRE SUBE A EL PAO bei der Berlinale auch "bigger than life" auf der Leinwand zu bewundern war.

Aus LA FIEBRE SUBE A EL PAO - seiner letzten französisch-mexikanischen Koproduktion - spricht Buñuels tiefer politischer Enthusiasmus, der ihn beispielsweise einst zu seinem Engagement für die Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg - etwa durch die Produktion des Dokumentarfilms ESPAñA LEAL EN ARMAS - bewegte, sowie sein Hass auf alle Arten von Tyrannei. Der Film spielt in einem imaginären karibischen Land, auf der Insel Ojeda, dessen politische Geschichte scheinbar von autoritären Regimen und Putschversuchen geprägt ist. Der Herrscher des Landes, Barreiro hat sich, nachdem er einst als Revolutionsheld den Diktator des Landes stürzte, selbst zu einem solchen entwickelt. Retrospektiv kann man natürlich Parallelen zu den Kuba ziehen,  wo auf den Despoten Battista eine kommunistische Diktatur unter Fidel Castro folgte. Aber die Dreharbeiten waren zu zeitnah zu der kubanischen Revolution, dass  diese expliziten Bezüge von Buñuel bestimmt nicht intendiert waren. Die vermeintlichen Verbrecher auf Ojeda,die Opponenten, Verdächtigen und politischen Gefangenen, die das Regime als solche deklariert hat, werden auf eine Gefängnisinsel geschickt. Die harte Arbeit unter der tropischen Sonne, die die Gefangenen verrichten müssen, führt zumeist zum Tod, aber auch für die Bewohner der Insel sind die Lebensbedingungen hart. Sie fangen an, sich zu wehren und ermorden den Gouverneur. Ramón Vázquez (Gérad Philipe), zuvor loyaler Bürokrat und Sekretär des Gouverneurs, entdeckt sein politisches Gewissen. Zusammen mit Inés Rojas (María Félix), der Witwe seines Chefs, in die er sich verliebt hat, schmiedet er Pläne, um selber Gouverneur zu werden und humanere Bedingungen schaffen zu können. In seinem Idealismus verstrickt sich der "Sozialreformer" Vázquez aber immer tiefer in politische Intrigen, er zaudert, geht Kompromisse ein, arbeitet selbst "innerhalb des Systems", bis er selbst in Blut watet, am Ende hat er zwar die Macht inne, aber vieles verloren. Auch sein wichtigstes Ziel hat er nicht erreicht, im Gegenteil, er hat nur noch zu der Festigung der Diktatur beigetragen.

LA FIEBRE SUBE A EL PAO oder LA FIÈVRE MONTE À EL PAO, wie der Originaltitel des Films lautet, ist ein spannender Politkrimi, ein eher untypischer Buñuel Film (er trägt eher dessen Wasserzeichen als dessen Handschrift), der aber umso mehr in der Tradition in der des französischen Kinos verankert ist. Am Ende wird dessen Handlung allerdings zu verfahren, die Unübersichtlichkeit, die hieraus resultiert, mag aber auch teils an der "Sprachpluralität" gelegen haben,  der man auf der "Berlinale" beim Sehen des Films ausgesetzt war (französische Originalsprache, englische Untertitel, spanische Schilder und Texttafeln innerhalb der Handlung). Die schauspielerische Leistung des männlichen Hauptdarstellers, Gérad Philipe, ist nicht durchgäng gut, seine letzten Auftritte sind schon von seiner Krankheit (Leberkrebs) geprägt, an der er nur wenige Monate nach Beendigung der Dreharbeiten verstirbt. Hervorzuheben ist die quasi-dokumentarische Exposition des Films und -noch einmal- die Kamera von Figueroa: seine Aufnahmen schaffen die bedrückende Atmosphäre, die den ganzen Film durchzieht. 

Ein surrealistisch anmutendes Bild des Films bleibt in Erinnerung: die brennende schwarze Luxuslimousine in der Vázquez' Geliebte Inés stirbt, könnte auch aus einem Gemälde Dalís entstammen.


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