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Historias extraordinarias

 

HISTORIAS EXTRAORDINARIAS

Mariano Llinás, Argentinien  2008, 245 Min., Farbe

  • Drehbuch:  Mariano Llinás
  • Kamera: Agustín Mendilaharzu
  • SchauspielerInnen: Walter Jakob, Agustín Mendilaherzu, Mariano Llinás, Klaus Dietze, Horacio Marassi, Eduardo Iaccono, Juan Minujín
  • Produktion: Laura Citarella
  • Musik und Ton: Gabriel Chwojinik, Nicolás Torchinsky

 

 

HISTORIAS EXTRAORDINARIAS beginnt mit einer Plansequenz, eine Erzählerstimme aus dem "off" erklärt uns, was in den nächsten vier Stunden auf den Zuschauer zukommen wird, was passiert, was nicht passieren wird, dann stellt er uns den ersten Protagonisten vor, der nur X genannt wird. X wird Zeuge eines Mordversuches und plötzlich wird auch er zum Mörder. Und schon ist der Zuschauer in die erste Geschichte eingetaucht. Ahí va... 

Geschichte 2 handelt von Z, der als Chef in einer Firma zu arbeiten beginnt. Er fragt sich, wie sein Vorgänger - scheinbar ein Mann ohne Eigenschaften - so viele Jahre diesen Job aushalten konnte. Als er dessen wenige Habseligkeiten untersucht, kommt er einem Geheimnis auf die Spur dessen Lösung für ihn zu einer Obsession wird...

H ist ein Ingenieur, der sich in einem unbesonnenen Moment zu einer Wette mit einem rechthaberischen und arroganten Kollegen hinreissen lässt. 

 

Für das deutsche Kino war die letzte Dekade eine Zeit der Erfolge. Wolfgang Becker , Fatih Akin, Tom Tykwer, Caroline Link und Florian Henckel von Donnersmarck haben mit ihren Filmen internationale Preise gewonnen, darunter auch zwei Auslands-“Oscars”, haben den Ruf des deutschen Kino gehörig aufpoliert und Millionen von Filmbesuchern in die Kinos gelockt.

Parallel zu Deutschland fand in Lateinamerika eine ähnliche Entwicklung statt: Guillermo del Toro, Lucrecia Martel, Daniel Burman, Walter Salles, Fernando Meirelles, Claudia Llosa oder José Padilha wurden mit zahlreichen bedeutenden Filmpreisen ausgezeichnet, sie belebten das lateinamerikanische Kino wieder, das sich  lange Jahre in Agonie befand. 

Bei genauerer Betrachtung bleibt aber nicht viel übrig, was man als deutsches Filmwunder bezeichnen könnte. Es sind nur jährlich zwei oder drei Filme, die das Standbein der deutschen Filmindustrie bilden. 

Auch der Boom des lateinamerikanischen Kinos von dem internationale Feuilletons und Fachzeitschriften in regelmäßigen Abständen schreiben, ist hier zu Lande zumindest aber nur ein scheinbarer. Außerhalb der Festivalsäle fristen die Filme eine kommerzielle Nischenexistenz oder werden weitgehend ignoriert. 

Die Produktion, die in Deutschland aus dem Einheitsbrei flacher Beziehungskomödien im Stile vom Sönke Wortmanns „Bewegtem Mann“ herausragte, waren eigentlich drei Filme in einem: Tom Tykwers LOLA RENNT (1998). Es wird dreimal die gleiche Geschichte erzählt, durch den Zufall oder das Schicksal nimmt sie aber jedes Mal eine andere Wendung. Das lateinamerikanische Kino reanimierte Alejandro González Iñárritus AMORES PERROS (Mexiko 2000) aus der Agonie. Bei AMORES PERROS wird eine Verfolgungsjagd, die in einem Unfall endet zum dramatischen Knoten von drei Liebes- und Lebensgeschichten, die unmittelbar aufeinanderprallen. Die Darstellung der Kollision von Lebenswelten und die kausalen Verzweigungen, die sich daraus ergeben, die dekonstruktivistische Sprengung der linearen Erzählung wird zum Markenzeichen des Regisseurs, mehr noch des Autors Guillermo Arriaga (THREE BURIALS, THE BURNING PLAIN). Bereits AMORES PERROS war schon in seiner Erzählweise, die Orte, Figuren und Zeiten durcheinanderwirbelte, nicht revolutionär, aber wenigstens originell und wurde zu Recht gefeiert. Aber das Konzept hat sich erschöpft, es ist Zeit für etwas neues. HISTORIAS EXTRAORDINARIAS ist so etwas neues und kommt aus Argentinien. Der junge Regisseur Mariano Llinás stellt das Konzept, dass drei Geschichten, die einen gemeinsamen Schnittpunkt haben (Amores Perros, 21 Grams etc.) und auf einen gemeinsamen Endpunkt hinlaufen auf den Kopf. Die drei Geschichten von den Männern H (Agustín Mendilaharzu), X (Mariano Llinás) und Z (Walter Jakob) wuchern in der vierstündigen Erzählzeit und werden, um mit Jorge Luis Borges zu sprechen, zu einem „Garten der Pfade, die sich verzweigen.“ Aber anders als bei den Erzählungen des Meisters der lakonisch-eleganten Erzählkunst steht derjenige, der sich in Llinás Labyrinth begibt, nicht wieder unvermittelt am Ausgangspunkt  – nein – bei Llinás verliert er sich darin. Dies ist nicht negativ gemeint. 

HISTORIAS EXTRAORDINARIAS war jüngst auf der bezaubernde Reise „IN 14 FILMEN UM DIE WELT“ zu sehen. Der Titel der Filmreihe der jährlich im Berliner "Babylon" Kino stattfindenden Reihe ist auch stimmig. HISTORIAS EXTRAORDINARIAS ist wie eine wie im Flug vergehende Reise in eine unbekannte Gegend auf welcher der Reisende viele einzelne interessante Impressionen gewinnt, die kein Einzelbild, sondern eher aneinander gereihte schöne Erinnerungen ergeben. Gewöhnlich sind argentinische Filme in der Kapitale Buenos Aires angesiedelt, hier wird uns die Provinz Argentiniens als Abenteuerort vorgeführt, in dem es noch viel zu entdecken gibt. Eine Erfahrung, die auch der Zuschauer aus Buenos Aires macht. Allerdings ist diese Reise recht exklusiv: Nicht nur aufgrund der Dauer des Films wird Llinás Film wohl kaum einen Verleih finden und in die Kinos kommen. Auch macht es nur Sinn den Film in der Originalsprache zu sehen. Die Zuschauern werden durch Erzähler im off  in den Bann der drei HISTORIAS EXTRAORDINARIAS gezogen, eine kontemplative Stimmung wird erzeugt, das Mitlesen von Zwischentiteln durch den Zuschauer würde diese zwangsläufig stören. Eine Synchronisation dagegen würde die "argentinidad" der Erählung und der Erzählform vollkommen zerstören. Also ist Llinás Film ein Film für spanischsprechende Cineasten, die sich auf ein vierstündiges Kinoexperiment einlassen. Diese vermutlich verschwindend geringe Zahl von Kinozuschauern erlebt dagegen eine völlig neue Art von Kinoerzählung. Halt: denn den völlig neu ist die Aufwertung der Erzählung, die gleichberechtigt mit dem Gehalt der Bilder über diese gelegt wird nicht, schon in BALNEARIOS und LA MAS BELLA NIÑA bewies Mariano Llinás schon sein Talent und seinen Mut – schließlich konnten und mussten seine Filme ohne die Förderung des nationalen Filminstitutes Argentiniens, INCAA, realisiert werden.

 


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