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Aki Kaurismäkis LE HAVRE ist zwar kein Vertreter des "cine latino" - spricht aber Themen an, die im lateinamerikanischen Kino omnipräsent sind - die Migration, die illegale Einwanderun, aber auch Solidarität...

 

Seinen Film „Lichter der Vorstadt“erklärte Aki Kaurismäki 2006 zum Endpunkt einer „Trilogie über Verlierer“, dieer 10 Jahre zuvor mit „Wolken ziehen vorüber“ (1996)  begonnen und dem großartigen „ Der Mann ohneVergangenheit“ (2002) fortgesetzt hatte. Dass der finnische Regisseur sich nachseiner danach eingelegten Schaffenspause neu erfinden würde, war eher nicht zuerwarten. Aber wozu auch?! Sein neuestes Werk wurde auf dem diesjährigeninternationalen Filmfestival von Cannes mit tosendem Beifall bedacht und alle - das Publikum im restlos ausverkauftengroßen Saal des Festivalpalastes,  ebensowie die Kritiker und am nächsten Tag auch die Wettbüros -   waren sich einig, dass „Le Havre“ der großeAnwärter auf die „Goldene Palme“ sei. Dass „Tree of Life“ von Terrence Malickletztendlich gewann, trübt die Freude über Kaurismäkis „Comeback“ nicht.

Erzählt wird die Geschichte von einemfrüheren Bohemien und Schriftsteller, der einen afrikanischen Flüchtlingsjungenvor den Behörden versteckt und ihm die Überfahrt zu seiner in England lebendenMutter ermöglichen will. Durch diese gute Tat gewinnt er neue Freunde undselbst das Schicksal erweist sich ihm gnädig. Die Verlierer-Trilogie isttatsächlich abgeschlossen. „Le Havre“ ist ein typischer Kaurismäki-Film, aberdennoch ein wenig anders: so viel Leichtigkeit, gerade bei solch einemkomplexen Thema, hätte man Kaurismäki bislang nicht zugetraut.

Als in den 90er Jahren eine Gruppe vonSchülern im Auftrag der finnischen Tageszeitung „Helsingin Sonomat“ Persönlichkeitender Öffentlichkeit einen Fragenkatalog zusandte, antwortete der Regisseur aufdie Frage, was der Sinn des Lebens sein: „Er besteht darin, einen persönlichenMoralkodex zu entwickeln, der die Natur und den Menschen respektiert, undschließlich – ihn zu leben.“ Diese Maxime zieht sich wie ein roter Faden durchdas Werk des Cineasten und wird von seinen Protagonisten mit Würde verfolgt. Belohntwerden sie dafür aber nicht, stoisch müssen sie ihr Scheitern und die Tristesseihres Alltags akzeptieren. Lakonisch erleben sie mit, wie ihnen schmerzhaftStück für Stück der Boden unter den Füßen weggezogen wird.

 

Wie demAlbaner Rodolfo in „DasLeben der Bohème“ (1991), einem Lebenskünstler, der zwar den alltäglichenÜberlebenskampf mit Hilfe seiner Freunde meistert, aber dennoch die Liebeseines Lebens verliert.

Die Bohème ist eine Etappe im Leben einesKünstlers“ schrieb Henri Murger 1851 im Vorwort seines Romans "Scènes dela vie de bohème". Jeder Künstler, so seine These, durchlaufe eine Phasedes Bohemien-Seins, sie sei die „Probezeit des Künstlerdaseins“, eine Zeitvoller Entbehrungen, ein dauernder, fröhlicher Kampf gegen Schulden, Hunger undKälte. Am Ende müsse man sich aus ihr retten: durch Flucht, Erfolg oder Tod.

„Das Leben der Bohème“ beruht auf HenriMurgers Roman. Mimi, die aus Liebe ein Leben an der Seite des Hungerkünstlers Rodolfosgewählt hat, stirbt, der bemitleidenswerte Rodolfo selbst verschwindet in derunendlich melancholischen Schlussszene des Films im Schatten.

 

Der Franzose unter den Bohème-Freunden,ein Schriftsteller mit viel Chuzpe, heißt Marcel Marx (André Wilms). Er alleinscheint übrig geblieben und bildet den Mittelpunkt von „Le Havre“. Er hat seineKünstlerexistenz, wie auch das Schreiben aufgegeben und die Flucht gewählt. Aberzum Besseren hat sich seine persönliche Situation nicht grade verbessert. Inder titelgebenden Hafenstadt, wo er mehr schlecht als recht vom Schuhputzenlebt, wird er von Behörden und Nachbarn misstrauisch bis verächtlich behandelt.Er scheint auf der untersten Stufe der sozialen Leiter angekommen zu sein. Die Ausgangssituation ist fatal. Was ihneinzig erhebt, ist seine poetische und eloquente Ausdrucksweise, mit der er dieTristesse seiner Existenz transzendiert. Bei denGeschäftsleuten des Viertels steht er tief in der Kreide, seine gütige und ihnliebende Frau wird schwer krank. Ohne dass Marcel es weiß, es aber dennochahnt, haben die Ärzte sie schon aufgegeben.

Kaurismäkis Protagonisten sind alle aufihre Art liebenswert. Und man spürt auch in jeder Szene seiner Filme, dass derRegisseur selber die Menschen liebt, die er zeigt. Neu ist, dass sie einen –für Kaurismäkis Verhältnisse – großen Optimismus ausstrahlen. Selbst wenn dasVerziehen eines Mundwinkels schon als großer Ausdruck seelische Regung zudeuten ist.

Während im „Leben der Bohème“schöntraurige Grautöne dominierten, die im Low-Key-Stil gezeigten Paris immerauch den arktischen Winter Helsinkis erahnen lassen, dominieren in Le Havresatte rote und blaue Farben. Aber wir finden wie in seinen anderen Filmenäußerst stilisierte Sets (hier eine Welt der kleinen Leute aus farbigenBretterbuden), eine äußerst lakonische Erzählweise - alles ist kurz, knapp undfunktional - und natürlich gibt es zahlreiche Verweise an die Filmgeschichteund die Auftritte von vielen Bekannten aus der Kaurismäki- Familie (darunterKati Outinen oder Jean-Pierre Léaud).

Auch ein altbekanntes Thema wird auf dieSpitze getrieben: die Solidarität unter Fremden. In das „Leben der Bohème“ istRodolfo ein illegal eingereister Albaner in Paris, der dritte aus dem Bunde derLebenskünstler ist Ire (beide werden von Finnen dargestellt). In „Le Havre“wirkt der Pariser Bohème Marcel in der gleichnamigen Hafenstadt wie ein Fremderin seinem eigenen Heimatland. Er, der Außenseiter, arbeitet mit Chang, einemeinst illegalen Einwanderer aus Asien zusammen, er sorgt sich um Idrissa, einFlüchtlingskind aus Gabun. Marcel wird Idrissas Beschützer und Freund. SeinenWagemut honorierend werden auch seine Nachbarn und Freunde, selbst die Geschäftsleuteseines Viertels zu Kameraden in der Not, die subversiv gegen den gefühlslosenPolizeiapparat und die Einwanderungsbehörde agieren. Selbst der knurrigePolizeiinspektor (Jean-Pierre Darroussin, der als Reminiszenz an Jean Gabinbrilliert) ist davon beeindruckt und wird selber zum Helfer.

Der persönliche Moralkodex mit dem Marcelsein Leben bestreitet, wird endlich honoriert. Anfangs ist Marcel Marx einVerlierer mit Würde, am Ende gibt es ein bei Kaurismäki seltenes Happy End. Selbstder Glaube daran, dass Freundschaft alle Schranken (auch die zwischen Ländern)überwinden und Liebe sogar Leben retten kann, wird wiederhergestellt.

„Le Havre“ bietet Realismus wie auch Poesieund großes Gefühlskino ohne Angst vor Sentimentalität!


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