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LAS ANALFABETAS

Ximena, eine Frau in ihren Fünfzigern ist eine kauzige Einzelgängerin. Sie ist Analphabetin, die über Jahre gelernt hat, mit dieser Schwäche zu leben und sie vor ihren Mitmenschen zu verbergen. Jacqueline, eine junge arbeitslose Lehrerin weiß von ihrem Geheimnis und versucht sie zu überreden, lesen zu lernen. Dies scheint aber ein unmögliches Vorhaben zu sein - bis sie Ximenas wertvollsten Besitz entdeckt. Einen Brief ihres Vaters, den er ihr hinterlassen hat, bevor er auf Nimmerwiedersehen verschwand. Was steht in dem Brief? Jacqueline bietet  Ximena an, ihr Lesen und Schreiben beizubringen, damit sie selbst den Brief lesen kann. Doch bald schon kommt es zu Konflikten.

An dem Debütspielfilm LAS ANALFABETAS von dem jungen chilenischen Regisseur Moisés Sepúlveda kann man das Phänomen Intermedialität hervorragend untersuchen.
Der Film ist eine Art Kammerspiel (mit den hervorragenden Schauspielerinnen Valentina Muhr und Paulina García). 
 
LAS ANALFABETAS beruht auf einem erfolgreichen Theaterstück, das jahrelang in Santiago aufgeführt wurde. Der Autor des Stücks ist Pablo Paredes, der sich, vor seiner Karriere im Theater, schon als Poet einen Namen gemacht hatte.
Paredes hatte LAS ANALFABETAS auf Anregung von Paulina Garcia geschrieben, der Hauptdarstellerin des Films in der Rolle der Ximena (Paulina Garcia ist auch in Deutschland durch den Film GLORIA bekannt geworden, der bei der letztjährigen Berlinale den Silbernen Bären gewann). Paredes war Schüler der auch als Schauspiellehrerin arbeitenden García, García schlug auch Valentina Muhr als Co-Protagonistin vor. Beide spielten bereits im Theater das Stück zusammen, beide harmonieren hervorragend im Film.
Man kann den Film also nicht von seiner Vorlage trennen: die Vorgeschichte des Films macht sich in der filmischen Adaption bereits bemerkbar. 
Vor allem die junge Lehrerin Jacqueline (Valentina Muhr) hält Monologe, die sehr metaphernreich, sehr poetisch klingen.
Dies stört nicht, lässt den Film nicht unrealistisch wirken. Es fällt aber auf, obwohl der Regisseur nach eigenen Angaben stark an den Dialogen gearbeitet hatte, den Text der Vorlage drastisch gekürzt hatte. Sowohl die Herkunft als Theaterstück, als auch die poetische Ader des Autors machen sich bemerkbar. Dennoch schafft es der Regisseur eine eigene Sprache zu kreieren, die dem Medium Film angemessen ist. 
 
Auch die künstlerische Herkunft von Moisés Sepúlveda macht sich bemerkbar. Er ist gelernter Magier. Was den Reiz der Magie ausmacht, ist das Mysterium, das Geheimnis der gezeigten Tricks Das Mysterium fasziniert, es wirft Fragen auf, regt zu Spekulationen an. Ist das Mysterium weg, ist das Geheimnis gelöst, schleicht sich mitunter eine gewisse Enttäuschung ein. 
Für die Protagonistin Ximena ist Lesen und Schreiben eine Art Mysterium, vergleichbar mit der Kunst der Zauberei. Es spannend zu sehen, was passiert, als sie die Tricks hinter dieser "Zauberei" erkennt, das Geheimnis sich auflöst. 
 
Bis sie zu lesen lernt, macht Ximena eine Entwicklung durch, sie stiftet aber auch ihre Lehrerin dazu an, sich weiterzuentwickeln. Beide sind "Analphabetinnen." Ximena kann zunächst nicht lesen und schreiben, Jacqueline kann zunächst nicht lehren. Zudem fehlt es der jungen Frau an einem Plan. Sie weiß nicht, was sie vom Leben will, was sie machen möchte, wer sie überhaupt ist. Aber sie beginnt sich zu hinterfragen. Beide Protagonistinnen leben zunächst in ihrer eigenen Welt, beide nähern sich aber einander an. Dabei kommt es zu überraschenden Wendungen.
 
LAS ANALFABETAS entstand zu der Zeit der aufkommenden Proteste gegen die Bildungspolitik in Chile. Man kann den Film als Kommentar zu den Folgen der vorherrschenden Segregation im chilenischen Bildungssystem und als Plädoyer für einen Wandel lesen. 
Im chilenischen Bildungssystem sind die sozialen Klassen ausschließlich unter sich. Die Kinder aus reichen Familien sind in teuren Privatschulen, die Kinder aus weniger privilegierten Familien in öffentlichen Schulen mit einer - so der Regisseur - katastrophalen Ausbildung. Sie lernen die "Anderen" nicht kennen, sie wissen nicht, was ihnen fehlt.
Genauso sind die Protagonistinnen in ihren eigenen Welten, in der sie - so glauben sie - hervorragend zurecht kommen. Aber als sie aufeinandertreffen, merken sie erst, was ihnen fehlt und sie können dazulernen, sich weiterentwickeln.  

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