“Make me a willow cabin at your gate.
And call upon my soul within the house.
Write loyal cantons of contemned love.
And sing them loud even in the dead of night.
Halloo your name to the reverberate hills.
And make the babbling gossip of the air.
Cry out “Olivia!” Oh, you should not rest.
Between the elements of air and earth,
But you should pity me.”
Twelfth Night
(Act 1, Scene 5)
William Shakespeare
VIOLA von Matías Piñeiro ist eine freie Shakespeare-Adaption, die an ROSALINDA, seinen Vorgängerfilm (2010) anknüpft. Wie schon in ROSALINDA stehen Theaterproben im Vordergrund. Spiel und Realität vermischen sich. Sabrina spielt Olivia, und Cecilia spielt Viola. (Oder doch Shylock und Bassanio?) Cecilia findet, dass Sabrinas Trennung von Agustín ein Fehler war und beschließt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings wird sie von einer anderen Viola dabei unterbrochen, die mit ihrem Partner Javier einen Kurierdienst betreibt. Javier kann die Augen nicht von Cecilias Spiel lassen, und Cecilia kann nicht anders, als Javiers Blicke zu erwidern. Bald wird die Rolle, die Cecilia spielt, von Ruth übernommen, die wiederum Viola vorschlägt, die Initiative zu übernehmen. Während sie auf Agustín warten, sagt Ruth, Violas und Javiers Beziehung sei möglicherweise eingeschlafen. Cecilia stimmt ihr ohne zu zögern zu.
Die Handlung klingt kompliziert, ist sie auch. Es ist ein Ensemblefilm, ein Frauenfilm mit den großartigen María Villa, Romina Paula, Agustina Muñoz und Elisa Carricajo. Ein Film, der ganz auf den Charakteren der Stammschauspielerinnen von Piñeiro aufgebaut ist.
Diejenigen Szenen überzeugen besonders, die eine Anmutung von den Werken von Robert Bresson haben. Aber es ist nur eine Anmutung. Bei Bresson hieß es noch: „Es geht nicht darum, ‚einfach’ zu spielen oder ‚innerlich’ zu spielen, sondern darum, überhaupt nicht zu spielen:“ Bresson fand seine Kunst in der Ausschließung vieler der geläufigsten Attraktionsstrategien des Kinos.
Schauspieler, die vor der Kamera mit psychologischem Einfühlungsvermögen andere Menschen spielen, interessierten Piñeiro nicht so sehr. Bei VIOLA wirkt das Spiel der Protagonistinnen nur mechanisiert und stilisiert, ist es aber nicht. Jede Wiederholung des Textabschnittes und der Dialogzeilen durch die Schauspielerinnen (?) hat eine andere Nuance. Jede Wiederholung ist eine Verstärkung des Begehrens, der sich das Objekt der Begierde am Ende nicht mehr erwehren kann. Das ist faszinierend mit anzuschauen, noch mehr aber, wie virtuos Piñeiro den Bühnenraum im Laufe der Handlung des knapp 65-minütigen Films immer weiter ausdehnt - bis in die Vororte von Buenos Aires.
Regie:
Matías Piñeiro
Drehbuch:
Matías Piñeiro
Mit:Agustina Muñoz
María Villar
Elisa Carricajo
Romina Paula
Esteban Bigliardi
Gabriela Saidon
Laura Paredes
Julián Tello
Alberto Ajaka
Pablo Sigal
Alessio Rigo di Righi
Alejo Moguillansky
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