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Berlinale 2013- ein Rückblick

Jedes Jahr freut man sich aufs Neue auf die Reise zur Berlinale - jedes Jahr fährt man nach einer Woche leicht enttäuscht vom Wettbewerbsprogramm und total übermüdet wieder zurück. Doch jedes Jahr hat sich die Reise nach Berlin aufs Neue gelohnt. Die Perlen des Festivals findet man nicht im Wettbewerb, sondern in den Nebenreihen. 

Zugegeben, GLORIA von Sebastián Lelio ist ein schöner Film, Paulina Garcías schauspielerische Leistung ist großartig und zu Recht mit dem "Silbernen Bären"belohnt worden. Auch der "Goldene Bär" für CHILD'S POSE geht in Ordnung. Den „Goldenen Bären“ gewann, Cālin Peter Netzers POZITA COPILULUI, so der Originaltitel, bildete nicht nur dank des facettenreichen Spiels seiner Hauptdarstellerin Luminita Gheorghiu einem der markanten Momente des Festivals. Es ist ein Film, den man nicht noch einmal sehen möchte. Zu unsympathisch ist dieses ‚Muttermonster’, diese skrupellose und zerstörerische Frau, die im Mittelpunkt der Handlung steht, zu unsympathisch und keinesfalls bemitleidenswert ist auch der verwöhnte Sohn, den sie vor der Gefängnisstrafe bewahren will, die er eigentlich verdient hat, nachdem er ein Kind totgefahren hat. 

Überhaupt, es sind viele Filme, die man nicht unbedingt wiedersehen möchte. Es ist bei weitem auch nicht alles ‚Gold’, was um den ‚Goldenen Bären’ konkurriert hat. Drei Filme waren wohl nur im Wettbewerb wegen ihrer prominenten Hauptdarstellerinnen (Isabelle Huppert, Juliette Binoche und Catherine Deneuve). Juliette Binoche spielte die Malerin und Bildhauerin Camille Claudel,  „großartig in einem unerträglichen Film“, so hieß es in einer Kritik. Auch Thomas Arslans Berline-Schule-Western GOLD -versagt trotz seines Titels und allen interessanten Ansätze zum Trotz auf ganzer Linie.  Es ist spannend, dass der türkisch-deutsche Regisseur, der also aus einer Einwandererfamilie stammt zeigt, dass Deutschland nicht nur ein Land ist, in das viel Einwanderung gibt, sondern in seiner Geschichte selbst einmal eine große Gruppe von Migranten gestellt hat. Es gab einen großen Aufbruch, eine große Bewegung von Deutschland in die USA (und auch nach Südamerika), was heute ein wenig bekannter Aspekt der deutschen Geschichte ist. Interessant ist es auch zu sehen, wie diese Menschen, die grade erst „in der neuen Welt“ Fuß gefasst haben für das große Versprechen nach Reichtum zum zweiten Mal ihre Existenz aufs Spiel setzen.

 

Dies steht auf der „Habenseite.“ Weit schwerer wiegt aber, dass die eigentlich großartigen Schauspieler in GOLD – darunter Nina Hoss, die seit einigen Jahren in allen Filmen von Christan Petzold (BARBARA) als Hauptrolle gesetzt ist –fehlbesetzt wirken. Sie agieren als befänden sie sich im „falschen Film“. Die Dialoge sorgten für Gelächter im Publikum, ebenso zahlreiche Fehler in der Continuity. Erwartungsgemäß ging der Film in den die deutsche Kritik (darunter die maßgeblichen Kritiker der Wochenzeitschrift DIE ZEIT) große Hoffnung gesetzt hatten, leer aus. Insgesamt geht die „Berlinale“ 2013 als äußerst mäßiger Wettbewerbsjahrgang in die Annalen ein. Aus dem Wettbewerb bleibt der mutige Beitrag PARDÉ des unter Hausarrest stehenden und mit Berufsverbot belegten iranischen Regisseurs Jafar Panahi in Erinnerung – sowie einige starke Frauen, wie Gloria. 

Wieder einmal sind es die Nebenreihen die überzeugen. Carlos M. Quintelas LA PISCINA ist eine visuell interessante Produktion aus Kuba. Hier bedauert man wirklich, dass der Film nicht auf 35 mm- Material gedreht wurde (was vermutlich zu teuer war), sondern mit einer digitalen Kamera. Es wäre noch ein größeres ästhetisches Erlebnis gewesen. Erzählt wird von einer "Außenseiterbande", von dem phlegmatischen Schwimmtrainer Esteban, der eine Gruppe von vier behinderten Kindern betreut. Es ist Urlaub und die Kinder verbringen den ganzen Tag im Schwimmbad. Es entsteht eine Gruppenbildung und Gruppendynamik, Aggressionen kommen auf. Es braucht nicht viel mehr Setting als einen Swimmingpool, um großes Kino hervorzubringen.

HABI - LA EXTRANJERA von María Florencia Álvarez ist eine brasilianisch-argentinische Co-Produktion

Der Film bietet eine gute schauspielerische Leistung von Martina Juncadella. Sie spielt die junge Analía, die aus tiefster Provinz nach Buenos Aires fährt, um "productos artesanales" an verschiedene Touristenshops auszuliefern. Durch Zufall gerät sie in eine Zeremonie, die von Mitgliedern der großen libanesischen Gemeinde von Buenos Aires durchgeführt wird. Sie ist fasziniert von der für sie fremdartigen, exotischen Welt. Kurzerhand beschließt sie, ein anderer Mensch zu werden. Sie wird zu Habiba Rafat, sie mietet sich ein Zimmer, lernt Sprache, Sitten und Gebräuche und wird freundlich und mit viel Zuneigung in die Gemeinde aufgenommen. Schwierig wird es erst, als sie sich verliebt. Sie schwankt zwischen Angst, entdeckt zu werden und der Faszination des Neuen und der Gefahr. 

Das Drehbuch ist mitunter etwas unglaubwürdig, der Film EL OTRO von Ariel Rotter (2007) mit Julio Chávez in der Hauptrolle (auch ein argentinischer Film) spielt bereits mit der Idee, dass jemand einfach so, weil die Gelegenheit sich bietet, für kurze Zeit eine andere Identität annimmt. Dennoch, HABI ist ein sympathischer Film, der für Toleranz wirbt und dazu noch eine schöne Auflösung der Handlung, einen schönen Plot-Twist hat. 

VIOLA von  Matías Piñeiro  ist eine freie Shakespeare-Adaption, die an ROSALINDA, seinen Vorgängerfilm (2010) anknüpft. Wie schon in ROSALINDA stehen Theaterproben im Vordergrund. Spiel und Realität vermischen sich. Sabrina spielt Olivia, und Cecilia spielt Viola. (Oder doch Shylock und Bassanio?) Cecilia findet, dass Sabrinas Trennung von Agustín ein Fehler war und beschließt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings wird sie von einer anderen Viola dabei unterbrochen, die mit ihrem Partner Javier einen Kurierdienst betreibt. Javier kann die Augen nicht von Cecilias Spiel lassen, und Cecilia kann nicht anders, als Javiers Blicke zu erwidern. Bald wird die Rolle, die Cecilia spielt, von Ruth übernommen, die wiederum Viola vorschlägt, die Rolle an sich zu nehmen. Während sie auf Agustín warten, sagt Ruth, Violas und Javiers Beziehung sei möglicherweise eingeschlafen. Cecilia stimmt ihr ohne zu zögern zu.

Die Handlung klingt kompliziert, ist sie auch.  Es ist ein Ensemblefilm, ein Frauenfilm mit den großartigen María Villa, Romina Paula, Agustina Muñoz und Elisa Carricajo. Ein Film, der ganz auf den Charakteren der Stammschauspielerinnen von Piñeiro aufgebaut ist.

Diejenigen Szenen überzeugen besonders, die eine Anmutung von den Werken von Robert Bresson haben. Aber es ist nur eine Anmutung. Bei Bresson hieß es noch: „Es geht nicht darum, ‚einfach’ zu spielen oder ‚innerlich’ zu spielen, sondern darum, überhaupt nicht zu spielen:“  Bresson fand seine Kunst in der Ausschließung vieler der geläufigsten Attraktionsstrategien des Kinos.

 

 Schauspieler, die vor der Kamera mit psychologischem Einfühlungsvermögen andere Menschen spielen, interessierten ihn nicht so sehr. Bei VIOLA wirkt das Spiel  der Protagonistinnen nur mechanisiert und stilisiert, ist es aber nicht. Jede Wiederholung des Textabschnittes und der Dialogzeilen durch die Schauspielerinnen (?) hat eine andere Nuance. Jede Wiederholung ist eine Verstärkung des Begehrens, der sich das Objekt der Begierde am Ende nicht mehr erwehren kann. Das ist faszinierend mit anzuschauen, noch mehr aber, wie virtuos Piñeiro den Bühnenraum im Laufe der Handlung des knapp 65-minütigen Films immer weiter ausdehnt - bis in die Vororte von Buenos Aires.


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