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Personal Belongings

Einst hat der kubanische Film das Kino Lateinamerikas entscheidend beeinflusst, bot politische und ästhetische Orientierung und hatte eine große Innovationskraft. Seit den 1990er Jahren ging es stetig bergab, selbst die Existenz des staatlichen Filminstituts war gefährdet. Der Regisseur Fernando Pérez beschrieb es im Jahre 2007 so: "Das Kino verlor seine Dynamik, denn es wurde jahrelang so gut wie nichts mehr produziert. Die kontinuierliche Entwicklung von Inhalten und ästhetischen Ideen brach ab. Und das Dramatischste: die Generation, die in diesen Jahren hätte beginnen müssen, die erste wirklich neue Generation des kubanischen Kinos, konnte sich nicht entwickeln. Viele emigrierten. Nur einer Handvoll gelang es, im Ausland Filme zu machen." Die Beschreibung klingt fatal, aber zum Glück hat die kubanische Filmindustrie auch diese Krise überlebt. Das kubanische Kino existiert noch, quantitativ werden viel weniger Filme produziert als noch in den 1970er und 1980er Jahren, aber man kann ihm auch nicht die Kreativität, Qualität oder Dynamik, die es nach wie vor besitzt, absprechen. Ein Beispiel ist Carlos Machado Quintelas Film LA PISCINA, ein ästhetisch beeindruckendes Werk über einen Schwimmlehrer, der vier Jugendliche mit unterschiedlichen Behinderungen betreut, das in der Reihe "Panorama Spezial" auf der diesjährigen Berlinale gelaufen ist. Zeitlich kann man auch ein wenig zurückgehen. 2006 legte Aljandro Burgués, Absolvent der internationalen Filmhochschule in San Antonio de los Baños, sein Spielfilmdebüt vor. Es trägt den Titel: PERSONAL BELONGINGS. 

Erzählt eine alltägliche Geschichte:  Er liebt sie, sie liebt ihn. Aber finden sie auch zueinander? Sie ist schon zu oft enttäuscht worden und ist vorsichtig, er hat Angst, sich zu verlieben. 

Die beiden heißen Ana und Ernesto. Ana muss noch das traumatische Erlebnis verarbeiten, dass ihre gesamte Familie, samt ihres Verlobten von Kuba in die USA floh. Sie weigerte sich, mitzugehen und kann sich auch immer noch nicht vorstellen, Kuba zu verlassen.

Ernesto ist ein moderner Nomade. Für ihn ist das Verweilen auf Kuba lähmend, er wartet auf den erlösenden Ausbruch in eine ungewisse Zukunft. Einst war Ernesto ein talentierter Medizinstudent, dann wurde er zum Taxifahrer, sein Auto ist nicht mehr nur Fortbewegungsmittel zur Durchquerung des Raums, sondern selber Raum, "Wohnraum" geworden. Es steht für Flexibilität und Mobilität und für seine absolute Weigerung, Bindungen einzugehen. Für ihn ist die Unterscheidung zwischen Wohnen und Aufbruch obsolet geworden. Ernesto ist schon woanders: irgendwo, für ihn ist die Hauptsache, dass er Kuba verlassen kann. Er will halbwegs legal fliehen und versucht sich Reisevisa zu beschaffen. Er ist immer bereit, sofort aufbrechen zu können. Deshalb besitzt er nur wenige Habseligkeiten, seine wichtigsten Besitztümer sind seine "Personal Belongings" in einer Ledertasche. Er denkt schon international, deswegen benutzt er auch den englischen Ausdruck. Es sind Erinnerungen an seine Eltern, darunter eine mysteriöse Schachtel, die ihm sein Vater schenkte, die wenn man sie aufmache, ein einziges Mal alle Probleme löse. Immer hat Ernesto damit gewartet, das Geheimnis zu lüften, um die 'einmalige Wirkung des Zaubers' nicht aufzubrauchen. Der Augenblick kommt, als er Ana kennenlernt. Auch wenn er es nicht will, auch wenn sie es nicht will, sie verlieben sich ineinander. Je länger sie sich kennen, desto mehr Angst hat sie, ihn zu verlieren. Einerseits will sie dies akzeptieren, andererseits versucht sie auch ihn mit allen Mitteln - subtil und weniger subtil -  zum Dableiben zu bewegen Er selbst will es nicht wahrhaben, wie sehr er sie mag. Es sind keine guten Voraussetzungen für eine Beziehung, aber vielleicht haben sie ja doch eine Chance? 

 

 

PERSONAL BELONGINGS wurde unabhängig vom kubanischen Filminstitut  finanziert. Die Mittel suchte Alejandro Burgués im Ausland zusammen. Man sieht es. Es ist kein Werbefilm für Kuba. Ernesto probt immer wieder seinen Text mit dem er in einer diplomatischen Vertretung ein Aufenthaltsvisum ergattern will. Eine Phrase lautet, die er sich zurechtlegt lautet: "Ich will Kuba eigentlich nicht verlassen. Ich liebe meine Heimat, den Strand, die Musik, den Sonnenuntergang über dem Malecón". All dies sieht man nicht im Film, gezeigt wird aber auch kein unwirtliches Kuba. Es gibt Andeutungen über bürokratische Exzesse, wie sie typisch für einen sozialistischen Staat sind, über Propagandalügen in den Medien, über Schikanen durch die Obrigkeiten. All das macht die Protagonisten mitunter sehr zynisch. Aber es gibt auch Solidarität, Freundschaft, Hilfsbereitschaft. All das hält Ana noch im Land. Aber auch den anderen, Ernesto und seinen Freunden mit denen er sich immer trifft, mit denen er gemeinsam Pläne ausheckt, um Konsularbeamte überlisten zu können, nimmt man es auch nicht immer ab, dass sie das Land unbedingt verlassen wollen. Kuba ist nicht der Himmel, nicht die Hölle für sie. Eher ein Purgatorium.  

 

PERSONAL BELONGINGS wurde auf Mini-DV gedreht, der Schneideraum wurde im Haus der  Eltern des Regisseurs eingerichtet. Als dann jedoch ein Taifun Havanna eine Woche lang weitgehend von der Stromversorgung abschnitt, musste der Schnitt-Computer immer dort hinziehen, wo es grade Strom gab. Auch das Filmteam führte sozusagen eine Art Nomadentum. Die mäßige Bildqualität ist vielleicht den schwierigen Bedingungen geschuldet, unter denen der Film entstand. Aber dies wird durch die Kraft der Geschichte wettgemacht. PERSONAL BELONGINGS ist ein Drama, eine Komödie, eine Liebesgeschichte und ein verhindertes Roadmovie und eine zarte, leise Liebesgeschichte, in deren Verlauf es einige Plot-Twists gibt und ein überraschendes Ende mit sich bringt. 

Alejandro Brugués Film ist in Deutschland auf DVD veröffentlicht worden. PERSONAL BELONGINGS ist  in Deutschland bei Cine Global als Teil der Edition CINESPAñOL 1 veröffentlicht worden. 

Cinespañol zeigt lateinamerikanische aber auch spanische Filme, verschiedener Genres und verschiedener Stimmungen - von unterhaltsam, anspruchsvoll bis politisch - im Original mit deutschen Untertiteln - aktuell läuft die zweite Edition im Kino, die erste ist auf DVD verfügbar. 

Zu der Edition Cinespañol 1 gehören neben PERSONAL BELONGINGS noch die Filme ABEL, ZONA SUR und EL NIDO VACÍO.

Cinespañol 2 ist derzeit noch im Kino zu sehen: LA SUERTE EN TUS MANOS, 18 COMIDAS,  JARDÍN DE AMPOLAS, ESCUELA NORMAL. 

Cinespañol 3 ist in Vorbereitung. Über die Termine der Filmtourneen,  gibt die Homepage des Filmverleihs  (www.cineglobal.de) Auskunft. 

 

Sven Pötting  

Die Aussage von Fernando Pérez ist dem Band Film-Konzepte 18, Junges Kino in Lateinamerika (Hrsg. Thomas Koebner und Fabienne Liptay), S. 75, entnommen.


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