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Rebellen am Ball

Am 15.7. strahlte ARTE die Dokumentation von Gilles Perez, REBELLEN AM BALL aus. Eric Cantona, ehemaliges "enfant terrible" des französischen Fußballs und selbst eine Art Rebell, stellt fünf Fußballer vor, die sich durch besonderen Mut ausgezeichnet haben, die tatsächliche Helden auf und außerhalb des Fußballplatzes sind und waren. Ihre wahren Verdienste sind allerdings weitgehend unbekannt oder in Vergessenheit geraten. Sehenswert ist diese Dokumentation, weil sie ihre Geschichte erzählt und einem großen Publikum bekannt macht.

Der ivorische Fußballspieler Didier Drogba trug beispielsweise dazu bei, im Jahr 2004 in seiner Heimat, an der Elfenbeinküste, den blutigen Bürgerkrieg zu beenden. Der Chilene Carlos Caszely wagte es 1973 als einer der wenigen Fußballstars seines Landes, öffentlich gegen das diktatorische Regime unter Pinochet zu protestieren und musste dafür einen hohen Preis bezahlen. 
Der Brasilianer Sócrates, genannt "Doktor Sócrates", machte in seinem Land, in dem Anfang der 80er Jahre eine Militärdiktatur herrschte, politische Statements und setzte sich für die Demokratisierung des Landes ein. 
 
"Alles, was ich schließlich am sichersten über Moral und menschliche Verpflichtungen weiß, verdanke ich dem Fußball," schrieb Albert Camus; dies nahmen sich die in der Dokumentation porträtieren Spieler zu Herzen. Allerdings sind sie nur Ausnahmen. Eher typische Vertreter der Zunft finden sich in der deutschen Nationalmannschaft, die nach der WM 1978
berichteten: Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen“ (Berti Vogts).
 
Was passierte 1978?  Die WM 1978 muss in Zusammenhang mit der politischen Situation im Land seit 1976 betrachtet werden.

 Eine Militärjunta, bestehend aus den Generälen Videla, Massera und Agosti setzt am 24.4.1976 die demokratische Regierung um die Präsidentin Estela “Isabel” Martínez de Perón, die das Land in nur knapp zwei Jahren in eine Art Bürgerkrieg geführt hat, von der Staatsspitze ab. Die Militärs schaffen es zwar  die chaotischen Zustände zu beenden, führen Argentinien aber in die brutalste Diktatur neben der alle anderen, in der an Militärregierungen reichen Geschichte Argentiniens, in der Erinnerung  verblassen. Unzählige vermeintliche Regierungsgegner (darunter auch zahlreiche Jugendliche) werden Opfer von Folterungen, schätzungsweise 30.000 Personen bleiben “desaparecidos”, Verschwundene, deren Leben nicht nur ausgelöscht werden, sondern deren sterblichen Überreste darüber hinaus auch häufig vernichtet werden. 
Bei den Diktatoren handelt es sich um Bürokraten. Innerhalb von nur 7 Jahren werden mehr als 1800 Gesetze verfasst. Die ersten  werden bereits am Tag des Putsches vom führenden Juntamitglied Jorge Videla persönlich verlesen. Es versteht sich fast von selbst, dass diese Verordnungen vor allem die Bürgerrechte einschränken. Bei den Dekreten handelt es sich um hauptsäechlich um Verbote; mit einer Ausnahme: ausdrücklich erlaubt wird die Fernsehübertragung von Fußballspielen womit der Bevölkerung ein Stück Normalität vorgespiegelt werden soll. Das Dekret tritt sofort in Kraft, denn noch am Abend des 24.3. findet ein Spiel statt, das unter keinen Umständen abgesagt werden soll. Die Nationalmannschaft unter der Leitung von César Menotti befindet sich im Rahmen einer Länderspielreise in Polen als ein Telegramm von der neuen Regierung eintrifft. In der Partie geht die starke Mannschaft Polens, die Stars wie Lato oder Boniek in ihren Reihen hat, mit einem  sehenswerten Treffer Kmieciks Anfang der zweiten Halbzeit in Führung. Nur wenige Minuten später erzielen Héctor Horacio Scotta und René Houseman mit einem Doppelschlag  auf der Gegenseite den Ausgleich und den Siegtreffer für das Team um Mario Kempes. Zwei Jahre später treffen die beiden Mannschaften wieder aufeinander, in Rosario unter den Augen der Junta bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Die “Selección” gewinnt wenige Tage später zum ersten Mal den höchsten Titel im Fußball und löst eine der Welle der Euphorie aus. Der 3:1 Finalsieg über die Niederlande wird vom Sportfunktionär Carlos Lacoste als Triumphzug “der Nation Argentiniens” propagiert, die mit den von der Regierung propagierten Tugenden wie Disziplin und Ordnung “zu alter Größe” zurückgefunden habe. 
In Anbetracht der Tausenden bereits Ermordeten, unter denen sich auch zahlreiche Athleten befinden, klingt es zynisch, dass die Weltmeisterschaft von den Machthabern unter das Zeichen des Friedens gestellt worden ist. Noch zynischer ist aber, dass der Erfolg alle sozialen und kulturellen Probleme des Landes vorläufig überdeckt. Die Diktatoren können von der anhaltenden nationalen Begeisterung profitieren und sich weiter an der Macht halten. Als die Regierung es vier Jahre später erneut nöetig hat, die patriotischen Gefühle der Bevölkerung zu wecken, um von innenpolitischen Problemen abzulenken und den eigenen Autoritäts- und Machtverlust aufzuhalten, besetzt Argentinien die zum britischen Empire gehörenden Falklandinseln. Erst als dieses Abenteuer, das in einem Krieg mit Großbritannien endet, kläglich scheitert und auch die auf der iberischen Halbinsel stattfindende Fußballweltmeisterschaft keine neuen Emotionen wecken kann, ziehen sich die Militärs in die Kasernen zurück und setzen der Rückehr zur Demokratie nichts mehr entgegen. Im Dezember 1983 ist es dann so weit und es endet die sieben Jahre anhaltende “lange Nacht Argentiniens.”
 
 
 
Die WM 1978 ist Thema in vielen argentinischen Filmen, auch in Filmen über die Militärdiktatur.
Ein Beispiel ist:
CRÓNICA DE UNA FUGA von Adrián Caetano.
 
Lesenswert und auch zum Thema ist Martín Kohans Roman DOS VECES JUNIO.  
 
 
 
Sven Pötting 

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