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TABU

TABU von Miguel Gomes ist einer der Gewinnerfilme der diesjährigen "Berlinale." Die deutsch-brasilianisch-portugiesisch-französische Koproduktion wurde mit dem ALFRED-BAUER-Preis sowie dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet.

 
Miguel Gomes' Film gehört zu den beeindruckenden Beiträgen des diesjährigen "Berlinale"-Wettbewerbs. TABU besteht aus drei unterschiedlichen Teilen. Ein kurzer surrealer Prolog in der Tradition von Luis Buñuel zeigt einen melancholischen Mann, der aus Trauer um seine verstorbene Frau seine Vergangenheit hinter sich lassen möchte und in unbekanntes, unerforschtes Gebiet in Afrika vordringt. Seine Frau erscheint ihm als Geist und er begeht Selbstmord. Er lässt sich von einem Krokodil fressen. Der Prolog endet mit Bildern von einem melancholischen Krokodil, das von einem Gespenst begleitet wird. 
Der zweite Teil spielt in der Jetzt-Zeit. Die Protagonisten sind eine  exzentrische alte Dame namens Aurora, die scheinbar sehr vermögend ist, ihre loyale Haushälterin von den Kapverden und ihre Nachbarin Pilar, die ihr Leben anderen Menschen widmet. Pilar nimmt an Mahnwachen teil und kümmert sich um Aurora, die sich zunehmend launischer benimmt und auf der Flucht vor inneren Dämonen zu sein scheint. Aurora wird krank und immer schwächer, sie halluziniert. Als sie ins Krankenhaus eingeliefert wird, bekommt Pilar einen Zettel mit einem Namen eines Mannes von ihr in die Hand gedrückt: Gian Luca Ventura. Sie sucht und findet den Mann dieses Namens. Als sie gemeinsam mit ihm das Krankenhaus erreicht, ist es schon zu spät. Aurora ist tot. Gian Luca, der von seiner eigenen Familie als psychisch krank in ein Altersheim abgeschoben wurde und auf der Beerdigung von Aurora stumm geblieben ist, bricht sein Schweigen und erzählt den dritten Teil des Films, eine traurige Geschichte von Mord, Verrat und Liebe auf der Flucht im portugiesischen Kolonialreich Mosambik. Die Protagonisten sind Gian Luca und Aurora. 
TABU ist großes nostalgisches Festivalskino.  Nostalgisch, weil Miguel Gomes nicht nur Anspielungen an Luis Buñuel unterbringt, sondern sich auch vor dem deutschen Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau (1888-1931) verbeugt. Murnaus letzter Film, eine Mischung aus Melodrama und ethnografischer Studie, die auf Bora Bora gedreht wurde, trägt den Namen TABU.
"Aurora had a farm in Africa at the foothill of Mount Tabu..." heißt es bei Gomes. Der letzte Teil, der wie ein Traum oder eine lang verdrängte Erinnerung erzählt wird, findet komplett ohne Dialoge statt. Die tragische Liebesgeschichte von Gian Luca und Aurora wird komplett ohne Dialoge, sondern nur von einer Stimme aus dem off erzählt, teils sind es auch nur die Schwarz-Weiß-Bilder, die für sich selbst sprechen. Man denkt aktuell natürlich an THE ARTIST, die Arbeit des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius, die die Zeit des Übergangs von Stumm- zu Tonfilm "authentisch" rekonstruieren will. Dies macht Gomes nicht. Seine virtuosen Montagetricks stammen eher aus der Zeit der Nouvelle Vague. 
TABU ist ein beeindruckender Film, das nicht nur in filmischem Minimalismus eine Amour fou erzählt, sondern ein Hybrid aus Melodrama, Musical, Exotismusfilm und Komödie bildet. Die Thematik des zweiten Teils, die Geschichte  von Schuld und Verdrängung oder auch die gewalttätigen Ereignisse des dritten Teils lassen sich als Reflexion auf den Kolonialismus Portugals begreifen (Angola, Mosambik, Guinea-Bissau, die Kapverden waren bis in die 70er Jahre portugiesische Kolonien und erlangten erst nach jahrelangen Kriegen ihre Unabhängigkeit).
TABU hat in mehreren Ländern bislang einen Verleih gefunden. Vielleicht und hoffentlich findet Miguel Gomes Film im Sog vom äußerst erfolgreichen THE ARTIST die Zuschauerzahl, die er verdient. 
Es bietet sich an, einen weiteren Vergleich aufzustellen. Die merkwürdigen Geschichten, die Miguel Gomes anreißt, die von Männern, die sich in Affen verwandeln, wenn sie in der Bahn kein Ticket lösen wollen, von schattenboxenden Neurotikern, einem Mann, der jedes Neujahr russisches Roulette spielt - mit erwartbarem Ausgang - und einer obskuren Beatkapelle könnten sich auch Mariano Llinás HISTORIAS EXTRAORDINARIAS wiederfinden, einer der beeindruckendsten Produktionen des argentinischen Kinos der vergangenen Jahre. 
 


"Tabu". Regie: Miguel Gomes. Mit Teresa Madruga, Laura Soveral, Ana Moreira, Carloto Cotta u.a., Portugal / Deutschland / Brasilien / Frankreich 2012, 119 Minuten. 

 Sven Pötting
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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