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ABALLAY

ABALLAY ist Argentiniens OSCAR-Kandidatfür den „besten nicht-englischsprachigen Film“ und wird heute – am 31.10.2011 - um 21.30 Uhr  im Rahmen der 4. KINOLATINO-Filmreihe in Köln gezeigt.

 

„Ich sehe den Gaucho, der die Ebene durchzieht, ich sehe den unvergleichlichen Reiter mit dem Lasso in der Hand, ich sehe in der Pampa die Jagd auf die wilden Rinder.“ (Walt Whitman)

 

„Gaucho sein war ein Los. Ererlernte die Kunst der Wüste und ihre Härten; seine Gegner waren der hinterm ungewissen Horizont lauernde Indio überfall, Durst, Raubtiere, Trockenheit,brennende Weiden. (…) Bei der Rast zwischen Gefahren hegte er die Muße, seine Vorlieben waren die gemächlich gestimmte Gitarre, der weniger gesungene denn gesprochene estilo, Pferderennen, die Runde der Matetrinker am Holzfeuer und die Karten des Truco, der aus Zeit besteht, nicht aus Habgier.“ (Jorge Luis Borges)

 

Der Gaucho war arm, aber seine Armut besaß einen Luxus: den Mut. „In Chivilcoy erzählte man mir von einem Gaucho, der die halbe Provinz durchquert hatte, um mit besten Manieren einen anderen zu fordern, von dem er nur wusste, dass er tapfer war. (Jorge Luis Borges)“ Im Zweikampf kämpfte der Gaucho mit einer kurzen Waffe, mit dem facón,  seinen Poncho hatte er als Schild um den Arm gewickelt. Die Literatur hat die Hüter der Rinderherden in der Pampa verklärt. In seinem Versepos vom Martín Fierro beschwört der Autor José Hernández im 19. Jahrhundert die argentinische Seele, verkörpert im Gaucho und dessen naturverbundenem, einfachem Leben. „Martín Fierro“ gehört heute zur argentinischen Nationalliteratur.

Die Gegensätze zwischen der Metropole Buenos Aires und dem argentinischen Hinterland brachte der Schriftsteller und spätere Präsident Domingo Faustino Sarmiento Mittedes 19. Jahrhundert auf die griffige Formel „Zivilisation und Barbarei“. Vom Gaucho zeichnet Sarmiento ein widersprüchliches Bild: er wird alsverkommen, zurückgeblieben, stur, unbelehrbar, grausam, als Messerstecher, Mädchenverführer, Rinder- und Pferdedieb als Fortschrittshemmnis für Argentinien auf dem Weg zum modernen Nationalstaat beschrieben, andererseitsals tapfer, großmütig, ehrlich, tüchtig, gastfreundlich.

Wo der Gaucho lebte, war rechtsfreier Raum, Schauplatz nie gesühnter Untaten und nie gerühmter Großtaten. Es herrschte Gewalt, Gesetzlosigkeit, Ausbeutung. Der wilde Südenwar das ideale Terrain für Räuber, Tyrannen, Helden, Retter und Märtyrer. Nur hier konnte ein Gaucho namens Gil zum Robin Hood der Pampa und populären Volksheiligen werden. Das angeblich rückständige Hinterland übte mit seiner Andersartigkeit eine seltsame Faszination auf viele Städter aus. Auch auf Juan Dahlmann den Protagonisten in Borges Erzählung „Der Süden“: der Städter Dahlmann wird zum Mann der Tat,  er wirdvon einem Gaucho während einer Reise in die Provinz zu einem Messerkampf gedrängt und stirbt (vermutlich) einen heroischen Tod. Der „Showdown“ mutetstark an einen „Western“ an (auch wenn die Bezeichnung als „Western“ natürlichgeographisch irreführend ist).

Der Gaucho ist ein ferner Bruder des Cowboys und natürlichauch Protagonist von zahlreichen Filmen.

In seinem Film ABALLAY (2010) knüpft der Regisseur FernandoSpiner an die Tradition des argentinischen Gaucho-Films an (etwa Hugo Fregoneses PAMPA BÁRBARA (1945) oder Leonardo Favios JUAN MOREIRA (1973)), zitiert Sam Peckinpah und verbeugt sich vor den „Italo-Western“-Regisseuren, seineneigenen Lehrern am „Centro Sperimentale di Cinematografia“ in Rom, wo er in den 80ern studierte.

Als „Western“ ist ABALLAY Teil eines beständigen Erneuerungs- und Neuerfindungsprozess, dem das Genre im Grundegenommen seit 50 Jahren ausgesetzt ist. Subtil thematisiert Fernando SpinersFilm aber auch die Jahre der „langen Nacht Argentiniens“ (Osvaldo Bayer), die Militärdiktatur der Jahre 1976-1983, und ist damit auch ein typischer Vertreter des aktuellen argentinischen Filmschaffens.

ABALLAY basiert auf einergleichnamigen Erzählung von Antonio Di Benedetto (1922-1986). Di Benedetto wurde 1976 als Journalist verhaftet und inhaftiert. Weil er literarisch nichttätig werden durfte, schrieb er ABALLAY als Brief getarnt im Gefängnis.Deswegen beginnt die Erzählung auch mit den Worten „Anoche tuve un suño muylindo….“ („Letzte Nacht hatte ich einen wunderschönen Traum…“).

 

 

Die Zitate von Jorge Luis Borges stammen aus den "Gesammelten Werken" von Jorge Luis Borges: Der Essays dritter Teil: Inquisitionen/Vorworte." Der Text  "El gaucho" ist 1968 als Vorwort zu einem Buch von José Luis Lanuza.

Text: Sven Pötting 

 

 

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