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Das Lied in mir

"Erinnerst du dich?" - das ist der Schlüsselsatz in DAS LIED IN MIR. Eine knapp 30-jährige Deutsche hört bei einer Zwischenlandung auf dem Flughafen von Buenos Aires ein Wiegenlied, das ihr seltsam vertraut vorkommt. Dies ist der Auftakt für ein beeindruckendes Kammerspiel um Identität, Schuld und Vergebung.

Eine Tochter von "desaparecidos" findet nach Jahrzehnten ihre biologische Familie wieder. Darum geht es - in wenigen Worten zusammengefasst - in  DAS LIED IN MIR. Dies klingt nach einem plot für einen argentinischen Film. Ungewöhnlich ist, dass es sich bei Florian Cossens Langfilmdebüt um eine deutsche Produktion handelt (mit Jessica Schwarz und Michael Gwisdek in den Hauptrollen und mit der Beteiligung der argentinischen Schauspieler Rafael Ferro, Beatriz Spelzini, Alfredo Castellani und Marcela Ferrari). Was der Regisseur und Co-Drehbuchautor aus diesem Szenario allerdings macht, wäre allerdings für eine argentinische Produktion ungewöhnlich. Ein aktueller  argentinischer Film über dieses nationale Trauma würde vermutlich auch direkt oder indirekt die Arbeit solcher Menschenrechtsgruppierungen wie die "Großmütter der Plaza de Mayo" thematisieren. 

Die "Abuelas" suchen seit Jahrzehnten unermüdlich nach ihren Enkeln. Ihre eigenen Kinder waren als vermeintliche Regimegegner während der letzten Militärdiktatur (1976-1983) "verschwunden" - entführt, gefoltert und dann ohne Spuren zu hinterlassen beseitigt worden: anonym verscharrt oder in den Río de la Plata geworfen. Deren Kinder wurden häuftig in andere Familien gebracht, oftmals in Familien von  Militärs. Knapp 90 Enkel haben die "Abuelas"  bereits identifiziert. Ihre Arbeit und ihr unbeugsamer Wille wurde schon in zahlreichen Dokumentar- und Spielfilmen gewürdigt.

In "Das Lied in mir" sind es keine Menschenrechtsorganisationen - neben den "Abuelas de la Plaza de Mayo" sind die "Madres de la Plaza de Mayo" und die "H.I.J.O.S" zu nennen, die die Protagonistin Maria in ihre Familie zurückführt, sondern es ist der Zufall der dem Leben eine entscheidende Wende gibt. 

Die Leistungssportlerin Maria will  zu einem Wettkampf nach Santiago de Chile fliegen. Bei einem Zwischenstopp in Buenos Aires ist es ein Kinderlied, mit dem eine andere Wartende ihr Kind in den Schlaf singt, das ihr fremd und gleichzeitig so vertraut vorkommt und die Schwimmerin plötzlich aus der Bahn wirft (sehr schön auch durch die Montage dargestellt). Ihr schießen die Tränen in die Augen. Während sie sich auf der Flughafentoilette vom Weinkrampf zu beruhigen versucht, verpasst sie ihren Flug.

Sie bleibt in Buenos Aires. Die lärmende Metropole desorientiert sie, in einem Moment, in dem sie abgelenkt ist,  wird sie das Opfer von Dieben, die ihr aus ihrer Reisetasche Flugticket und den Pass stehlen.  Symbolisch gesprochen ohne Identität und zutiefst verunsichert ist sie zu einem längeren Zwangsaufenthalt gezwungen. Zusätzlich irritiert wird sie dadurch, dass ihr Vater ihr zugleich hinterher reist, nachdem sie ihm eine kurze Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hat.

Bald schon eröffnet er Maria, dass sie nicht der leibliche Vater sei, Marias Eltern seien Anfang der 80er Jahre entführt und ermordet worden, er und seine Frau hätten die damals Dreijährige adoptiert und nach Deutschland gebracht. Diese Schocksituation ist der Beginn einer zunehmenden Entfremdung mit ihrem Vater, der sie bislang immer wie eine "Glucke" behütet hatte. Ihr Vater unterstützt sie nicht, verhindert aber auch nicht die ihre Suche nach ihrer wahren Identität und ihrer wahren Familie. Hilfe, die allerdings auch eher widerwillig ist, bekommt sie von dem deutsch sprechenden Polizisten Alejandro.  

Interessant ist, dass DAS LIED IN MIR in keinem Moment didaktisch ist, mit historischen Daten und Fakten wird gegeizt. Dies ist konsequent, weil Maria selbst nicht mehr als bruchstückhafte Informationen über die politische Situation und die traumatische Vergangenheit ihrer wahren Heimat hat. Sie spürt mehr, dass 30 Jahre nach dem Ende der Diktatur immer noch einiges im Argen ist, die Wunden innerhalb der Gesellschaft kaum verheilt sind. 

Als Maria ihre neue, "alte" Familie kennenlernt und in diese aufgenommen ist, soll sie gleich in die argentinische Tagespolitik hineingezogen werden. Täter und Opfer stehen sich immer noch unversöhnlich gegenüber. Für die Opfer - die seit einigen Jahren Unterstützung moralische und gesetzliche Unterstützung auch von der Regierungsseite bekommen - gilt, es gibt "kein Vergeben, kein Vergessen." Und Marias Ringen um die Wahrheit stellt sie plötzlich vor eine schwierige Situation. Sie soll den Mann, den sie 30 Jahre lang für ihren Vater gehalten hat, der Justiz ausliefern. 

 

DAS LIED IN MIR behandelt  ein hochsensibles Thema der argentinischen Politik auf ungewöhnliche Weise. Florian Cossen konnte mit einem guten Team zusammenarbeiten (Hauptdarsteller, Kamera, Musik und Schnitt sind bemerkenswert) und konnte einen beeindurckenden Debütfilm vorlegen, der in Deutschland bislang fast 100.000 Zuschauer in die Kinos gelockt hat. 



Text: sp

Bild: Schwarz-Weiss Filmverleih


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