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Im Namen der Väter

Die Redaktion von kinolatino.de hat sich noch einmal zwei argentinische Dokumentarfilme aus dem Jahre 2000/2001 aus Argentinien zum Thema der "desaparecidos" angeschaut: PAPÁ IVÁN von María Inés Roqué und (H) HISTORIAS COTIDIANAS von Andrés Habegger nach einem Drehbuch von Lucía Puenzo . 

Es handelt sich um zwei sehr persönliche Filme. PAPÁ IVÁN ist ein Film über den 1977 im bewaffneten Kampf ermordeten Julio "Iván" Roqué, den Vater der Regisseurin, (H) HISTORIAS COTIDIANAS ist "cine testemonial", in dem sechs Kinder von desaparecidos zu Wort kommen. 

Iván Roqué war Kommandant der linksextremen militanten Organisation der Montoneros. María Inés Roqué bezieht bereits zu Beginn des Films Position: "Ich hätte lieber einen lebenden Vater als einen toten Helden gehabt". Wir hören ihre Stimme aus dem off, sie zeigt sich nur selten vor der Kamera, statt dessen sehen wir Kindheitsbilder, dokumentarische Aufnahmen, die das Gesagte dem historischen Hintergrund zuordnen, wir sehen verwackelte Aufnahmen, die die Unsicherheit symbolisieren, mit der María Inés Roqué durch ihr Leben gegangen ist, bis sie sich entschlossen hat, einen Film über ihren Vater zu drehen. Ihr Ziel war es, Antworten auf die Fragen zu bekommen, die sie bedrücken, auch um ihren Vater besser kennenzulernen und vor allem um zu verstehen, warum der Vater das gemacht hat, was er gemacht hat. 

Im Zentrum des Films steht ein Brief, den der Vater seinen Kindern als Testament hinterlassen hat, bevor er in den Untergrund gegangen ist. Der Brief ist ein Ausdruck der Sehnsucht nach seiner Familie, nach seinen Kindern und nach seiner Frau. Dem Gegenüber stehen die Aussagen seiner Frau, die immer mehr ihre Fassung verliert, als sie berichtet, wie sehr sie nicht nur unter der Abwesenheit ihres Mannes leiden musste, sondern wie sehr es ihr Herz gebrochen hat, dass dieser auch seine Familie für den bewaffneten Kampf aufgegeben hat. Einen großen Teil des Films nehmen Aussagen von Kampfgenossen des Vaters ein, die immer die Anmutung von politischer Analyse haben, hier steht immer die Ideologie vor dem Menschen dahinter. Die Regisseurin spricht von Bewunderung, gibt ebenso ihren Zorn preis, ihre Wut und Trauer, ohne Vater aufgewachsen zu sein, ihre Verzweiflung, dass sie sich nicht von ihm verabschieden konnte. 

Die gewünschten Antworten bekommt Roqué nicht, mit dem Film hat sie aber ihrem Vater, dessen Leichnam bis heute nicht gefunden wurde,  eine Art Denkmal errichtet, ein symbolischer Ort, an dem Trauer und Verlust besser verarbeitet werden können. 

Andrés Habegger porträtiert sechs desaparecidos in seinen HISTORIAS COTIDIANAS. Genau wie María Inés Roqué spüren die Protagonisten Leerstellen in ihrem Leben. Die Diktatur der Jahre 1976-1983 hat eine Wunde hinterlassen, die niemals heilt. Einer der Interviewten stellt eine Rechnung auf: Es gäbe 30.000 Verschwundene, zu den Todesopfern müssten aber noch die überlebenden Familienmitglieder als Opfer dazugerechnet werden, deren Leben zerstört sei.

Rekonstruiert werden die Erinnerungen und die Spuren, die die Eltern hinterlassen haben. Die jungen Erwachsenen erzählen, wie sie damals mit der Trauer umgegangen sind, wie sie heute mit ihr umgehen können, welche Schwierigkeiten es immer noch bereitet ein eigenes Leben zu leben: "Viví en el pasado, pensé en el futuro sin poder disfrutar el presente" erzählt einer der Protagonisten.

Was alle Schicksale verbindet, ist ihre Suche nach der Wahrheit,  das Kämpfen für Anerkennung und die Suche nach einem Ort der Trauer. Seit PAPÁ IVÁN und HISTORIAS COTIDIANAS gedreht wurden, hat sich einiges in Argentinien getan. Vergangenheits- und Geschichtspolitik standen in den Regierungen Néstor (2003-2007) und Cristina Kirchners (seit 2007) oben auf der Agenda, das ehemalige centro clandestino ESMA wurde zu einem Erinnerungsort umgewandelt, viele Forderungen von Menschenrechtsgruppierungen wie den H.I.J.O.S. und den Madres und den Abuelas de la Plaza de Mayo wurden erfüllt, Gerichtsprozesse gegen die Schuldigen der Verbrechen der Menschlichkeit wurden wieder aufgenommen, Amnestien wurden aufgehoben. Zuletzt ist Jorge Videla, der de-facto-Präsident bis 1981 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. 

 


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