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Interview mit Patricio Guzmán. Teil 3

Lesen Sie hier den dritten Teil des Interviews mit Patricio Guzmán .

Kasztelan: Was ich interessant finde, ist, dass Sie erwähnten, dass die Frauender desaperecidos sich erst einmal angucken: „Wer ist das, wer möchte damit uns reden?“ Haben in Chile Menschen, die sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen und dafür ihre Stimme erheben, viele schlechte Erfahrungen gemacht?

 

Guzmán: Ja,sie haben schlechte Erfahrungen gemacht, weil sie am Anfang natürlich immer bereit waren, weil sie viel erzählt haben, wiederholt erzählt haben. Das Ergebnis dieser Mühen waren dann oft nur drei Zeilen in irgendeiner Zeitung, also sehr wenig, oder die Berichterstattung war sehr verwischt. Man muss dabei bedenken, dass die chilenische Presse sich politisch rechts positioniert. Auch das staatliche Fernsehen ist ein kommerzielles Fernsehen, welches kein Interesse hat an der Vergangenheitsbewältigung.

 

Kasztelan: Hat der chilenische Film generell seinen Platz in der Vergangenheitsbewältigung Chiles?

 

Guzmán: Ja! Ich habe vor sechzehn Jahren in Santiago de Chile ein Dokumentarfilmfestival gegründet und in den ersten Jahren hatten wir ein Publikum von ungefähr hundert Personen, manchmal waren es auch nur zwanzig und einmal haben wir eine Filmvorführung sogar ausfallen lassen, weil einfach gar keiner gekommen ist. Inzwischen sind wir auf zwölftausend Zuschauer gekommen, hauptsächlich Studenten, und es hat sich daraus eine solide Dokumentarfilmbewegung herausgebildet, wo es gleichzeitig ältere undjüngere Filmemacher gibt; Es gibt Leute meiner Generation und auch ganz junge. Weiterhin gibt es auch eine Vereinigung der Dokumentarfilmer, die habe nungefähr tausend Mitglieder, wovon jedoch filmisch aktiv lediglich dreißig sind und davon gibt es wiederum sechs, die sich auf die Verarbeitung der Vergangenheit spezialisieren – die machen sehr interessante Sachen!

Ich denke, auf lange Sicht ist die filmische Aufarbeitung der Vergangenheit und Erinnerung abgesichert. Es ist natürlich eine kleine Bewegung, aber es ist nicht so wichtig, dass es eine kleine Bewegung ist – dass es sie gibt, das ist das Wichtige!

 

Pötting: Ich bin kürzlich auf einer Konferenz in Berlin gewesen, wir haben über Filme über memoria gesprochen, speziell über den argentinischen Film Los rubios von Albertina Carri. Hinterher bin ich von den Seminarteilnehmern gefragt worden, ob man die Filme über die Vergangenheitsbewältigung aus Argentinien in einen gesamtlateinamerikanischen Zusammenhang stellen kann, ob es da Vergleichsmöglichkeiten gibt.

 

Guzmán: (überlegt)Das kann ich nicht wirklich beantworten.

 

Pötting: Das war auch meine Antwort!

 

Guzmán: Ja,so hat beispielsweise der brasilianische Filmemacher Eduardo Coutinho vor zwanzig Jahren einen Film gemacht, und es gibt wenig Filme, die mit diesem vergleichbar wären. Argentinien hat eine andere Art, die Vergangenheit zu erfassen und in Chile gibt es viele neue, junge Filmemacher und daher ist das alles nicht zu vergleichen. In Chile haben wir eine Vorherrschaft autobiographischer Filme, wo die Jungen erzählen, was ihnen selbst passiert ist. Sie sind sehr selbstbezogen, aber trotzdem machen sie gute Filme! Es gibt zum Beispiel viele Frauen oder auch Männer, die die Geschichte ihres Vaters erzählen, der verschwunden ist. So gibt es eine junge Frau, die erzählt, wie sie von ihren Eltern in Kuba abgegeben worden ist, weil ihre Eltern zum Kampf zurück nach Chile gegangen sind.

Außerdem gibt es immer noch chilenische Dokumentarfilmer, die nicht nach Chile zurück gekehrt sind, die also im Ausland leben und arbeiten, aber trotzdem das gleiche Thema bearbeiten, die Vergangenheit eben. In Kanada gibt es zum Beispiel zwei, zwei weitere in Berlin und ich lebe in Paris. Das heißt, alle haben wir die Absichtweiterzumachen und wir werden auch weitermachen. Aber es ist nicht auf Chile konzentriert, denn auch wenn wir außerhalb leben, machen wir mit dem gleichen Thema weiter. Wir haben zum Beispiel auf dem Festival in Chile eine Auswahl chilenischer Filme, wo wir gleichzeitig die, die außerhalb Chiles gemacht werden, in die chilenische Auswahl mit hinein nehmen, weil das Thema interessanter ist als der Wohnort des Filmemachers selbst.

Aber die Frage war ja jetzt eine andere... Es gibt in dem Sinne nichts vergleichbares, dass man sagen könnte, die Vergangenheitsbewältigung wird überall so oder sogemacht. Man könnte noch mehr Beispiele nennen, zum beispielsweise den Mexikaner Juan Carlos Rulfo. Er hat einen Film gemacht mit dem Titel Del olvido al no no me acuerdo (1999), also eine Art Sinnbild. In seinem ersten Film, den er gemacht hat, El abuelo Cheno y otras historias (1994), auch ein autobiographischer Film, kehrte er in das Dorf seines Großvaters zurück, also auch ein Film über die Vergangenheit. Und die Kubaner haben natürlich über ihre Nationalhelden Filme gemacht, Dokumentarfilme über José Martí, Pueblos sin camino, hauptsächlich mithilfe von Archivmaterial, auch sehr interessant.

 

Franziska Traub, Maria Müller und Nemezjusz Kasztelan, Studenten der Medienwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft der Universität zu Köln, führten am 16.12.2010 das Interview mit  Patricio Guzmán anlässlich der Premiere seines neuen Films LA NOSTALGIA DE LA LUZ.

 

Sven Pötting 

 


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